Mein Name ist Eugen
all die rot angestrichenen Fehler und übertrage sie in rechtes Deutsch. Ich lege Dir zu diesem Zweck einen ,Duden’ bei. Das ist ein Wörterbuch, in dem alles drinsteht, was deutsch ist. Viele Grüße von Deinem Verlag.»
So, da haben wir’s! Bis vorgestern meinte ich, ich könne deutsch. Der Duden aber hat mir das abgewöhnt. Ich bin ein ganz gewöhnlicher Zulukaffer. Ich habe nämlich besagtes Wörterbuch geöffnet. Wörterbuch, das ist der richtige Ausdruck. Nichts als Wörter, ohne allen Zusammenhang, und grundlangweilig. Ich knöpfte mir die Sache vor und begann gewissenhaft mit Seite eins. Denn ich will deutsch lernen. — — Aber lautet da nicht das erste Wort «Aabenraa»! Ich komme ins Grübeln.
Vielleicht ist’s ein Druckfehler. Probieren wir’s mal ganz hinten. Seite 690. — Wissen Sie, womit der deutsche Duden schließt? — Sie erraten’s nicht! Mit: «Zynegetik». Das ist sein letztes Wort. Ich gestehe: Ich kann kein Deutsch nicht, denn für mich Idioten hat der gute Duden das Wort in meine Mundart übersetzt. «Zynegetik», so sagt er, heißt: «Hundeführungs-kunst»! Nun ist alles klar. Überhaupt, diese Worterklärungen sind goldeswert. Mich nimmt zum Beispiel schon lange wunder, was ein Verleger sei. Der Duden hat mich aufgeklärt. «Verlegen», das bedeutet laut Seite 634: «Durch langes Liegen verdorben». — Hat der Mann in Zürich wohl im Bett mein Geschreibsel gelesen? — Apropos Geschreibsel. Ob das wohl deutsch ist? — man wird unsicher. Mal nachblättern: «Gej... Gen... — Geschühe.» Was heißt nun man das wieder? Geschühe! — Aha, da steht’s: «Schuhwerk», so lautet die Umschreibung. Bei uns in der Schweiz sagt man dem Geschühe dumm und trocken «Schuh». Aber was nützt der Schuh, wenn ihn der Deutsche nicht versteht?
Ob wohl alle Menschen im Norden so unverständlich daherreden? Ich mußte mir Gewißheit verschaffen und lief heute Morgen in die Stadt und suchte auf der Straße, bis ich einen Urgermanen fand, versehen mit dem untrüglichen Markenzeichen: Unten Lederhos und oben Gamsbart. Ich steche auf ihn zu und frage ihn schlicht: «Verzeihung, sind Sie ein Deutscher?» — Antwort: «Klar! Hamsewatagechen?» — Voller Schrecken renne ich heim und schlage des Mannes letztes Wort im Duden nach. Der aber schweigt sich aus.
Mit Mißmut und dem leichten Verdacht, selbst in Deutschland verstehe man kein rechtes Deutsch, mache ich mich an die Arbeit. Ich will die sogenannten Fehler verbessern: Alles, was der gute Verleger rot angestrichen hat, schön der Reihe nach, Seite für Seite; und jedesmal, wenn Du, hochgeschätzter Leser, mein Deutsch nicht verstehst, so blättere in diesem Katalog, und schon wird Dir alles verraten sein, was der Duden dazu meint. Einverstanden? Oder hamsewatagechen?
« I dangg dr» Der Satz ist in Baseldeutsch. Von dieser Mundart sagt man, sie sei keine Sprache, sondern eine Halskrankheit. » I dangg dr» meint » Ich nake dir »
« Lismete» Stickerei
«Velo» Fahrrad, oder, wie der Duden sagt: Velociped
« Höseler» Steht nicht im Duden. Schade. Seien Sie froh, wenn Sie keiner sind. Denn Höseler ist ein ausgesprochener Angsthase.
«Tanti» Tantchen
Subjonctiv Das ist französisch. Gepriesen seien Sie, wenn Sie der Subjonctiv noch nie plagte. Er ist die Möglichkeitsform jener Sprache, ein Quälgeist der Schüler.
trottinettelte Ich meinte , Trottinett heiße Roller. Unter »Roller » vermerkt aber der Duden, das sei ein männlicher Kanarienvogel. Ein Trottinett ist aber kein Kanarienvogel, sondern ein kleines Zweirad für Kinder, auf dem man sich vorwärts bewegt, indem man mit dem einen Fuß schiebt. Mit dem anderen steht man auf dem Trittbrett. Wie das wohl auf Deutsch heißen mag, dies gesegnete Gefährt?
Estrich Was, das verstehen Sie nicht? Das ist doch das Kinderparadies: Der Dachboden.
Loipe Für gewöhnlich eine Slalompiste. Aber was machen Sie nun mit dem Slalom? Sagen wir besser: Kurvenreiche Rennstrecke.
Lukarne Dachfenster
tuschieren Nein, Herr Duden, das heißt nicht: «Beleidigen», sondern berühren!
«Aber me ka...» Leider schon wieder Baseldeutsch. Der Satz bedeutet: «Man kann rufen, es nutzt nichts. Sterben könnte man, und es krähte kein Hahn danach.»
schlafstur m noch schlimmer als schlaftrunken.
Schteggnoodle Auch mir kaum verständlich. Bei uns zu Hause nennt man das: «Schließgufe», und in Deutschland «Sicherheitsnadel».
Räppler oder Rappen: Schweizerische Nachahmung des
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