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Mein Name ist Toastbrot (German Edition)

Mein Name ist Toastbrot (German Edition)

Titel: Mein Name ist Toastbrot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dino Capovilla
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die Klinge an die Kehle. Herr Kaspar röchelte mit aufgerissenen Augen. Conny saß in der Hocke hinter dem Tisch und sprachihm bedacht und langsam ins Ohr, das nicht mal eine Handbreit von seinen Lippen entfernt war.
    „So Drecksack, sag keinen Ton. Wie du richtig gesagt hast, wäre deines nicht das erste Leben, das ich auslösche. Du glaubst etwas von unserer Welt zu wissen, aber du irrst dich vollkommen. Wir sind nicht Teil dieser Elite und werden es auch nie sein. Genau diese Elite fickt und schlägt uns auf dem Strich grün und blau. Wenn wir für den Strich zu alt geworden sind, steckt ihr uns in einen Job, in dem wir ein paar Jahre ausbluten dürfen, bis wir kaputt sind. Dann landen wir in Hartz IV und dürfen auf den Tod warten. Als Stricher sind wir der Abschaum der Gesellschaft. Als billige Zeitarbeiter sind wir eure Sklaven und als Sozialfälle diskutiert ihr Jahre lang über Regelsätze und demütigt uns immer und immer wieder in idiotischen Realityshows. Wir dürften am Gymnasium sein, weil wir ein paar mathematische Aufgaben in kürzerer Zeit lösen können, als einige andere. Wir sollen Euch glänzen lassen. Wir sind euer Instrument, damit ihr morgen auf Benefizgalas euren sozialen Einsatz mit Medaillen und Kreuzen auszeichnen lassen könnt. Das ist eure Welt. Uns fehlen die geizigen Eltern und das kriminelle Potential, um zu euch aufzusteigen. Bilde dir nie wieder ein etwas von unserer Welt zu wissen. Hör mir zu, wenn das, was hier geschah, diesen Raum verlässt, dann mach ich dich fertig.“
    So regungslos, wie Kaspar auf dem Tisch lag, stand ich neben der Tür und wusste nicht, wie mir geschieht. Conny steckte sein Messer weg und wir schlüpften durch die Tür nach draußen und liefen nach Hause.
    Es dauerte einige Zeit, bis ich die Mauer des Schweigens durchbrach. Wir lagen auf unseren Betten und starrten Löcher in die Decke.
    „Was zum Henker war denn das grade eben? Was hast du mit dem Messer gemacht und warum sagt der Depp, dass du zwei Menschen gekillt hast?“
    „Was soll ich sagen? Ich hab immer ein Messer in der Tasche, um in solchen Situationen nicht unterzugehen.“
    „Und was ist mit den Zweien, die du getötet hast?“
    „Was soll mit denen sein, die sind jetzt tot. Getötet hab ich aber nur einen der beiden. Was ist denn überhaupt mit dir duUnschuldslamm? Warum hast du einen beinahe totgeschlagen?“
    „Das ist damals alles etwas blöd gelaufen. Er hat mich provoziert.“
    „Komm, wir kaufen eine Flasche Stoff und kippen uns irgendwo im englischen Garten zu.“
    „Gute Idee. Conny, mir geht da etwas nicht aus dem Kopf. Ich kann nachvollziehen, was du da eben alles vom Stapel gelassen hast, aber die Welt in der wir angeblich leben kenne ich nur aus Erzählungen. Was hast du denn mit dem Strichermilieu zu tun?“
    „Ich bin kein Stricher, falls du das jetzt annimmst, und für den Rest brauchst du die Vorgeschichte, um mich zu verstehen.“
    „Na dann los, lass uns gehen.“
    Wir packten Gläser ein und kauften am Hauptbahnhof eine Flasche Whiskey. Im Englischen Garten suchten wir uns ein ruhiges Plätzchen und flackten uns auf die mitgebrachte Decke.
    „Prost, dann erzähl mal weiter. Du hast gestern bei deinen leiblichen Eltern aufgehört, an die du keine Erinnerungen hast.“
    „Ja. Kurze Zeit, nachdem man mich im Krankenhaus abgegeben hatte, wurde ich von Helene und ihrem Mann adoptiert. Die warteten schon lange auf ein Kind. Mein Adoptivvater spielte keine wesentliche Rolle, da er seine Gehirnzellen mit Alkohol bereits großteils vernichtet hatte.“
    „Ah. Noch ein Säufer.“
    „Ja. Helene hingegen versuchte stets ihrer Rolle als Mutter auf die beste Art und Weise, gerecht zu werden.“
    „Und was versteht man darunter?“
    „Ihre Überfürsorglichkeit machte mich zu einem sehr einsamen Kind. Meine Vernunft stand mir im Wege, da ich daran verzweifelte nur von Menschen umgeben zu sein, die nicht annähernd verstanden wer ich war und an was ich dachte.“
    „Aha.“
    „Mit 8 Jahren begann ich ein Lexikon zu lesen und hatte es nach einiger Zeit auch durchgearbeitet. Meine Trauer bekämpfte ich mit dem Auswendiglernen von Listen.“
    „Listen? Was denn für Listen?“
    „Na alles Mögliche. Römische Kaiser, Hauptstädte und chemische Elemente.“
    „Da wären Gedichte aber um einiges sinnvoller gewesen, oder?“
    „Gedichte habe ich nur gelernt, wenn ich wütend war. Die Poesie begräbt den Ärger.“
    „Ich dachte, zum Aggressionsabbau soll man sich einen

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