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Mein Offizier und Gentleman

Mein Offizier und Gentleman

Titel: Mein Offizier und Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE HERRIES
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sehr unartig, Mr. Bates den Tanz zu stehlen, Sir.“ Sie sah ihn mit blitzenden Augen an und tat empört, konnte jedoch ein Lächeln nicht verbergen. „Ich werde Ihnen jedoch vergeben, weil Sie so himmlisch Walzer tanzen.“
    „Danke, Miss Lucy. Ich hoffe, wir sind so gut bekannt, dass ich Sie beim Vornamen nennen darf? Immerhin kann ich mich auf alte Freundschaft berufen, nicht wahr?“
    Lucy genoss diese Neckerei, die sie heute Abend als einen neuen, erheiternden Sport entdeckt hatte.
    „War es denn Freundschaft, Sir? Sie verließen Marlbeck Place, ohne mir Lebewohl zu sagen.“
    „Wie nachlässig von mir. Aber ich werde mein Bestes tun, das wiedergutzumachen. Wollen Sie mir erlauben, Sie morgen Nachmittag durch den Park zu kutschieren?“
    „Oh, da bin ich schon verabredet, doch vielleicht wäre Ihnen auch der Vormittag recht – um elf?“
    „Werden Sie denn nach diesem Ball nicht zu müde sein?“
    „Nein, bestimmt nicht“, versicherte Lucy ihm. „Ich bin gern früh auf, Mama aber nicht; allein darf ich jedoch nicht ausgehen. Da käme mir eine Ausfahrt mit Ihnen gerade recht.“
    „Nun, dann werde ich pünktlich um elf zur Stelle sein“, sagte Jack und fügte hinzu: „Ich werde Sie nun zu Ihren Freunden zurückbringen müssen. Darf ich fragen, ob Sie später noch einen Tanz für mich frei haben?“
    „Den einzigen freien muss ich wohl Mr. Bates gewähren, das ist nur fair.“
    „Erlauben Sie denn zumindest, dass ich Sie zu Tisch führe?“
    „Gern, danke, Sir. Ich freue mich schon.“
    Jack brachte Lucy p fl ichtschuldigst zu ihrem Gefolge zurück, von dem sie schon sehnsüchtig erwartet wurde, dann schlenderte er in das Spielzimmer, wo sich einige Gentlemen am Kartentisch eingefunden hatten, darunter auch Collingwood, doch als er fragend die Brauen hob, erntete er ein ablehnendes Kopfschütteln.
    „Nein, heute Abend nicht. Wenn Sie allerdings Revanche wünschen, stehe ich Ihnen morgen zur Verfügung.“
    „Morgen habe ich schon Verpflichtungen“, entgegnete Jack. „Sagen wir nächsten Dienstag?“
    „Ja, das ist mir recht“, antwortete Collingwood verächtlich lächelnd, da er glaubte, sein Vögelchen erneut rupfen zu können. Indem er bedeutsam den Kopf zur offenen Tür, durch die man Lucy sehen konnte, wandte, fragte er: „Was halten Sie von unserer neuesten Schönheit? Elfe oder Nymphe nennt man sie. Nun, sie ist ein hübsches Ding – hat sie wohl Vermögen?“
    „Eine Mitgift bekommt sie vermutlich“, entgegnete Jack grimmig. „Nur fürchte ich, für Sie, Collingwood, nicht genug.“
    „Das dachte ich mir fast. Ein Jammer, denn sie ist wirklich ein verlockender Bissen. So recht zum Vernaschen, aber sie wird ohne Heirat nicht zu haben sein, und ich brauche nun mal eine reiche Erbin.“
    Jack schluckte nur mühsam seinen Zorn hinunter. Wenn er daran dachte, dass Lucy diesem Burschen in die Fänge geraten könnte, wurde ihm übel. Doch er konnte sich im Moment nicht erlauben, den Schuft zu beleidigen. Am liebsten hätte er ihn auf der Stelle gefordert … aber Geduld! Seine Zeit würde kommen …
    „Ihre Mutter hat andere Pläne mit ihr, denke ich“, sagte er bewusst gelangweilt, „Sie hätten keine Chance, mein Guter.“
    „Sie auch nicht“, gab Collingwood boshaft zurück, „wenn es stimmt, was man über Sie hört.“
    „Nur – stimmt es?“, murmelte Jack in immer noch dem gleichen gedehnten, überheblichen Ton. „Das Ärgerliche an Gerüchten ist eben immer, dass man nicht weiß, was man glauben soll – und dennoch ist es manchmal gut, sie zu beachten.“ Damit schlenderte er zurück in den Ballsaal, wo er zu einer ihm bekannten Dame trat.
    „Guten Abend, Lady West. Schön, Sie hier zu treffen. Ich sehe, Sie haben die Trauer abgelegt. Tanzen Sie?“
    „Ja, Sir“, sagte sie lächelnd, „das Leben geht weiter, nicht wahr?“
    „So ist es“, stimmte er zu und bot ihr den Arm. Es ging nicht an, dass man ihn nur mit Lucy Horne tanzen sah, besonders, wenn jemand wie Collingwood zugegen war. Er würde seine Karten verdeckt halten.
    Für Lucy verging der Abend in einem aufregenden, vergnüglichen Wirbel. Einen solchen Erfolg in der Gesellschaft hatte sie nicht einmal im Traum erwartet, und wenn sie weniger vernünftig gewesen wäre, hätten ihr all die Komplimente leicht zu Kopf steigen können. In der Tat machten ihr gleich drei Herren einen Antrag, wobei sie glaubte, dass sie alle es nur scherzhaft meinten. Doch es gab auch ernsthafte Bewerber, die nicht so stürmisch

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