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Mein Offizier und Gentleman

Mein Offizier und Gentleman

Titel: Mein Offizier und Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE HERRIES
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hohen Karten markiert waren, aber er wollte sein Augenmerk auch auf andere mögliche Tricks wenden. Unauffällig gab er Sir Richard Greaves, der mit zwei weiteren Herren in der Nähe stand, einen Wink. Die drei schlenderten zu dem Tisch.
    „Dürfen wir uns anschließen?“, fragte Greaves unbefangen.
    „Das hier betrifft Harcourt und mich“, sagte Collingwood abweisend.
    „Warum nicht?“, meinte Jack im gleichen Moment, anscheinend ohne Collingwoods Ärger zu bemerken. „Setzen Sie sich, meine Herren. Was spielen wir? Piquet wäre nicht ganz das Richtige. Whist?“
    „Es ist mir gleich“, murmelte Collingwood unwirsch. „Wie Sie wollen, Harcourt. Ich kann Ihnen ein anderes Mal Revanche geben.“ Seine Laune hob sich ein wenig, als er sich überlegte, dass er so eine weitere Gelegenheit bekam, sein Opfer zu schröpfen.
    „Ein anderes Spiel, ein neues Kartenpäckchen?“, fragte Greaves, während er sich schon eines von dem Clubdiener reichen ließ. „Wer teilt aus?“
    „Collingwood, Sie waren gerade schon dabei. Geben Sie doch neu.“
    Keiner widersprach, da die Hinzugekommenen sich ganz Jacks Führung überließen. Alle hatten schon größere Summen an Collingwood verloren, ohne je gewagt zu haben, ihn des Betrugs zu beschuldigen.
    Die ersten Runden verliefen wenig bemerkenswert. Das Glück wechselte, bis Jack schließlich gespielt gelangweilt vorschlug, den Einsatz zu verdoppeln. Das war für die drei Herren das Zeichen, mit der Entschuldigung aufzugeben, es mangele ihnen an Barmitteln.
    „Angenommen! Hundert Guineen pro Stich?“ Collingwood triumphierte; also würde er doch noch zum Zuge kommen.
    Jack schob ein Häufchen Goldmünzen in die Tischmitte.
    Collingwood gewann das erste Spiel, und Jack vergrößerte den Münzberg, gewann die nächsten drei, sodass Collingwood sein Geld dem Stapel hinzufügen musste, an den jedoch die zwei folgenden Runden gingen. Abermals erhöhte Jack. Beim letzten Spiel war Herz Trumpf, und Collingwood legte triumphierend die Herzkönigin aus. „Der Topf gehört mir!“ Breit grinsend griff er nach dem Geld, doch Jack packte ihn blitzschnell beim Arm.
    „Nicht so schnell, mein Freund!“, zischte er mit eisiger Stimme. „Zwei Dinge: Zuerst einmal habe ich hier den Herzkönig – und zweitens tragen Sie einen Ring, den David Middleton einst von einer Person bekam, die er sehr liebte …“
    Collingwood erbleichte, als er Jacks Miene sah.
    „Den gewann ich ihm ab“, sagte er großspurig, wobei er versuchte, seinen Arm zu befreien. „Zeigen Sie die Karte! Ich glaube Ihnen nicht.“
    „Oh, doch“, sagte Jack, ohne seinen Gegner freizugeben. Stattdessen schnippte er Collingwoods weiten Ärmel zurück und zog den Herzkönig daraus hervor. „Sehen Sie, da ist er – genau da, wo ich ihn auch vermutete. Da Sie dank Greaves Ihre gezinkten Karten nicht einsetzen konnten, fi el es Ihnen nicht ganz so leicht, uns zu düpieren. Doch den Herzkönig konnten Sie sich sichern, sodass Sie nur noch Ihre Chance abwarten mussten.“ Indem er ihm Davids Ring vom Finger zog, fügte er hinzu: „Und der ge hört jetzt mir, wenn Sie nichts dagegen haben.“
    „Zur Hölle mit Ihnen!“ Collingwood plusterte sich erregt auf. „Bestimmt hatten Sie die Karte irgendwo an sich versteckt! Sie wagen es, mich des Betrugs zu bezichtigen? Nehmen Sie das zurück!“
    „Oder Sie fordern mich, so wie ihr törichter Neffe?“, fragte Jack ironisch. „Für Sie würde ich bestimmt nicht in die Luft schießen, das müssen Sie sich nicht einbilden! Nein! Mit größtem Vergnügen würde ich Sie erschießen, so wie Sie David Middleton erschossen haben. Nur dass Sie ihm nie die Chance auf ein Duell gaben, nicht wahr?“
    „Wovon sprechen Sie?“ Collingwood schob seinen Stuhl zurück und blickte wild um sich. „Ich hatte mit dem Mord nichts zu tun. Jeder weiß, dass Middleton ausgeraubt wurde.“
    „Ausgeraubt wurde er hier am Kartentisch – vorher“, sagte Jack so eisig und hart, dass es einigen Männern im Raum kalt über den Rücken lief. „Zuerst betrogen Sie ihn – so wie mich heute, und mehr oder weniger jeden hier schon einmal. Und als David drohte, Sie zu entlarven, töteten Sie ihn.“
    „Nein, verdammt! Das sind alles Lügen! Niemand wird Ihnen glauben. Sie hatten den König in der Hand …“
    „Nein, er war in Ihrem Ärmel“, sagte Greaves ruhig. „Ich habe Sie die ganze Zeit über beobachtet und sah, wie Sie die Karte in Ihren Ärmel schoben. Der Lügner sind Sie! Jeder weiß,

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