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Mein perfekter Sommer

Mein perfekter Sommer

Titel: Mein perfekter Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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schließlich.
    Nach einer Weile sagt Ethan was. »Hey, Jenna.« Er hält die Hand zu so einer Art verhaltenem Winken hoch. Er trägt ein ausgeblichenes T-Shirt und Cargohosen, sein braunes Haar lockt sich bis auf den Hemdkragen und müsste dringend mal geschnitten werden. »Wie geht’s denn so?«
    »Gut. Bin müde, aber ich war ja auch den ganzen Tag unterwegs. Na ja, seit gestern«, berichtige ich mich und versuche, mich nicht so unsicher zu fühlen, während ich von allen unverhohlen gemustert werde. Sogar die jüngeren Jungs haben ihr Ballspiel unterbrochen, um mich abzuchecken.
Zwar bin ich wie alle hier ziemlich lässig gekleidet, in Tanktop und Jeans, trotzdem fühle ich mich wie die Außenseiterin, die ich vermutlich auch bin. Dagegen kann ich nichts machen.
    »Cool. Na, meinen reizenden Bruder Grady kennst du ja.« Ethan neigt den Kopf Richtung Grady, der einen Holzklotz mit einem ziemlich gemeingefährlich anmutenden Taschenmesser bearbeitet. »Und das ist Reeve.«
    Der dritte Junge schichtet gerade Feuerholz auf und guckt kurz hoch. Er hat kurzes, dunkles Haar, das in der Dämmerung fast schwarz wirkt. Von ihm geht irgendwie Ruhe aus, im Gegensatz zu Gradys rastlosem Gehacke wirkt sein Vorgehen ruhig und planvoll. Er gönnt mir ein kurzes Lächeln und etwas, das fast schon als Nicken durchgehen könnte, bevor er sich wieder seiner Aufgabe widmet.
    Aha, das läuft also alles ganz lässig hier draußen. Keine großen Armbewegungen. Damit komm ich klar.
    »Klasse, euch kennenzulernen. Ich mein, so richtig«, sag ich und guck dabei Grady an. »Denn, du weißt schon, wir haben uns ja vorhin schon mal gesehen, also im Laden …« Ich kann mich bremsen, ehe ich noch weiter rumquatsche. Ich hab ganz vergessen, wie sich das anfühlt, wenn man in eine Gruppe von Fremden geworfen wird, aber meine Stimmbänder verfügen offensichtlich über eine Art muskuläres Gedächtnis  – und spontane Volltrotteligkeit ergreift mich.
    Grady nickt fies grinsend. »Du bist das Mädchen, das pinkeln musste.«

    Oh Gott, ich hab es gewusst.
    Trotz des überwältigenden Verlangens, mich umzudrehen und fluchtartig bis zurück nach New Jersey zu rennen, zwinge ich mich dazu, mich auf einen Holzklotz zu setzen (erst als mein Hintern mit dem Holz in Kontakt kommt, merke ich, dass er vom Regen ganz nass ist). Doch ich ignoriere das schmatzende Geräusch und frage munter: »Und was macht ihr Jungs so?«
    »Nur so abhängen«, antwortet Ethan. Auf die Ellenbogen gestützt beobachtet er mich.
    »Cool.« Ich halte an dem breiten Lächeln auf meinem Gesicht fest. Es hat den Anschein, dass die Jugend von Stillwater, British Columbia, das bisher schwierigste Publikum ist, mit dem ich es je zu tun hatte. Ich rutsche ein bisschen herum, um es mir bequem zu machen, und will unbedingt irgendwas Interessantes von mir geben.
    Schließlich guckt Grady rüber. »Wo kommst du überhaupt her?«
    »Aus New Jersey«, antworte ich schnell. »Na ja, einer Vorstadt in der Nähe von …«
    »Und du bist was  – in der Highschool, vorletztes Jahr?«
    »Ich komm jetzt in die Abschlussklasse.« Seh ich echt aus wie fünfzehn?
    »Wie wir«, lässt sich Ethan vernehmen. »Reeve hat gerade den Abschluss gemacht.«
    »Echt?« Ich dreh mich zu ihm um. Und schon wieder kann ich nicht umhin zu bemerken, dass er diese Art straffen Körper hat, für den die Hälfte unseres Footballteams
morden würde. »Und nun, gehst du jetzt aufs College oder …?« Ich sprech nicht weiter. Hab ich vielleicht einen Fehler gemacht? In der Schule hämmern sie uns das ja ständig ein, da kann man nur zu leicht vergessen, dass nicht alle aufs College gehen, schon gar nicht in so kleinen Städten.
    »Kann sein.« Endlich sagt Reeve was. Er hat das Holz aufgestapelt und bereitet jetzt sorgfältig das Lagerfeuer vor, indem er Äste kreuz und quer übereinanderschichtet und die Zwischenräume mit kleinen Zweigen und trockenen Blättern stopft. Beim genaueren Hinsehen bemerke ich, dass seine Knie voller Ratscher und blauer Flecke sind.
    »Was hast du gemacht?« Ich zeige auf seine Beine. »Bist du okay?«
    Stolz schaut er auf seine Narben. »Das ist doch nichts. Als ich letztes Mal Bouldern war, hat es mir den halben Ellenbogen weggefetzt.«
    »Bouldern?«
    »Na du weißt schon, Klettern. Am Fels.«
    »Oh. Stimmt.« Ich zögere. »Gibt es keine Sicherheitsausrüstung für so was  – Schützer und solche Sachen?«
    Reeve grinst, die Vorstellung scheint ihn zu belustigen. »Nicht, wenn

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