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Mein perfekter Sommer

Mein perfekter Sommer

Titel: Mein perfekter Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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aufregend genug gestern Abend?«
    Ich runzele die Stirn, aber anscheinend will er mich nur ärgern.
    »Hier war früher eine Menge los. Na ja, mehr jedenfalls«, korrigiert er sich, klettert die Leiter hoch und reicht mir den ersten Farbeimer runter. »Aber die Sägemühle hat vor ein paar Jahren dichtgemacht, das war ein Verlust für die meisten Geschäfte in der Stadt. Wir haben uns wieder hochgerappelt, aber dann hat letztes Jahr diese Luxushotelanlage auf dem Blue Ridge aufgemacht und da ging es den Bach runter. Auf dem Weg dahin fahren die Leute vom Highway ab und tanken, aber das war’s dann auch schon.
    »Eine Luxushotelanlage«, wiederhole ich. Mir wird ganz anders. Das klingt gar nicht gut. Da kann Susie ihre Pension noch so reizend herrichten, sie ist und bleibt doch ein großes, altes Haus an einem staubigen Feldweg.
    »Spa, Gourmetrestaurant, alles drum und dran.« Ethan klettert wieder von der Leiter. »Mehr haben wir nicht. Ich könnte noch welche bestellen, aber das Beste ist wahrscheinlich, du fährst einfach runter nach Kamloops und deckst dich da ein.« Er spricht von einer Stadt, durch die ich auf der Busfahrt gekommen bin  – Stunden entfernt.
    »Danke.« Ich schau noch mal auf die Liste. »Sag mal, führt ihr eigentlich irgendwelche grünen Marken?«
    Er schüttelt den Kopf. »Nur die Farben, die du hier siehst. Vielleicht war hinten noch beige …«

    Ich lächle. »Nein, ich mein, nicht toxische, biologisch abbaubare …« Ich spreche nicht weiter. »Ach, schon gut.« Dann also eine Fahrt in die Stadt. »Weiß Susie davon?«, frage ich, als ich hinter ihm her zur Kasse gehe. »Von dem gravierenden Mangel an Besuchern, meine ich.«
    Er wirkt verlegen. »Ja, schon, aber sie meint, sie kann das Ruder rumreißen. Stillwater auf eigene Faust in ein Ferienparadies verwandeln und so.«
    »Typisch Susie«, sage ich.
    »Na, ich hoffe, sie hat recht«, sagt er schnell und tippt ein paar Farbrollen in die Kasse. »Aber, na ja, du solltest dieses Blue Ridge Ding mal sehen. Schon die Website sieht nach ’ner Million aus.«
    »Ihr habt Internet?« Das muntert mich auf. Susie hat noch keinen Anschluss und ich spür schon Entzugserscheinungen.
    Er lacht. »Wir sind hier draußen schließlich nicht total hinter dem Mond.«
    Ich werde rot.
    »Komm, guck’s dir an.« Er geht um den Tresen herum und zieht einen riesigen alten, von Klebeband und schierer Willenskraft zusammengehaltenen Laptop heraus. »Ich spare für ein MacBook«, erklärt er und wartet reumütig, bis das Ding hochgefahren ist. »Und ein besseres Auto. Und das College …«
    »Mir geht’s genauso.«
    »Siehst du?« Ethan klickt los und dreht den gesprungenen Bildschirm zu mir.

    »Blue Ridge«, lese ich vor, »die luxuriöse Seite der Natur.« Auf der Website ist dasselbe weite Tal zu sehen, in dem auch Stillwater liegt, nur ist diese Aufnahme weit oben von den Bergen herunter durch den Dampf aus dem Hot Tub gemacht worden. Ein mit Monogramm besticktes Handtuch liegt dick und flauschig neben einem Glas Champagner, ein Stück Schokoladenkuchen thront auf einem strahlend weißen Teller. Ja, gut, gekauft, wenn ich ein paar … »Fünf hundert Dollar! Pro Nacht?«
    Ethan lacht finster. »Und das ohne irgendwelche Extras. Wenn du willst, kannst du dich per Hubschrauber einfliegen und dir Goldpartikel ins Gesicht einmassieren lassen.«
    »Ja, genau, Goldpartikel. Denn Silber ist ja so was von passé.«
    Er klappt den Laptop zu. »So, jetzt weißt du, warum wir da nicht wirklich mithalten können. Stillwater  – die matschige Seite der Natur. Klingt irgendwie nicht ganz so toll.«
    »Nee.« Ich kichere. »Schade. Schließlich will ja nicht jeder die Französische Küche genießen oder sich in Algen wickeln  – manche Leute stehen ja total auf all dieses Outdoor-Abenteuerzeugs. Ihr habt hier doch Aktivitäten und derlei Sachen in der Stadt, oder?«
    »Aber ja.« Er nickt. »Grady und ich bieten Mountain-Bike-Touren an, wenn Leute da sind. Und wir haben auch ein paar Kajaks und Angelausrüstung. Aber ein vollwertiges alpines Abenteuercenter mit Dienerschaft ist das ja noch lange nicht.«
    »Stimmt.« Ich möchte gern noch eine Weile bleiben und
mit Ethan reden, aber Grady kommt wieder reingeschlurft und nimmt seinen Platz hinter dem Tresen ein. Ungeduldig guckt er mich an.
    »Hast du alles?«
    Ich schaue auf die Ansammlung schwerer Tüten vor meinen Füßen.
    »Ja.« Seinen Ton ignoriere ich. »Danke, Ethan.«
    Danke für die einzigen

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