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Mein perfekter Sommer

Mein perfekter Sommer

Titel: Mein perfekter Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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die Tüte an, die ich mit Saft und einem Apfel als Proviant mitgenommen habe. Er nimmt einen und steckt ihn sich in einem Stück in den
Mund, dann wendet er sich von mir ab und zieht sein T-Shirt aus.
    Ich versuche, nicht zu glotzen.
    Ist ja nicht so, dass ich noch nie nackten männlichen Oberkörpern ausgesetzt gewesen wäre. Mein (einziger) Ex, Mike gehörte zu so einer christlichen Jugendbewegung, aber das hieß eigentlich nur, dass wir die Hosen anbehalten haben. Drei Monate lang. Aber als ich Reeve dabei beobachte, wie er in großen Zügen Wasser trinkt wie der Typ aus der Werbung, bleibt mir der große Unterschied zwischen Mikes magerer blasser Brust und Reeves Körper nicht verborgen, der gebräunt und straff und sehnig ist, mit Schulterblättern, die bei jeder Bewegung die Muskeln unter der Haut spielen lassen …
    Ich esse noch einen Keks.
    »Willst du mal sehen, was ich bis jetzt habe?« Ethan lässt sich neben mir fallen und streckt sich in der Sonne aus.
    »Auf alle Fälle!«, sage ich zu laut, denn ich bin froh über jede Art von Ablenkung. Ethan zeigt mir den kleinen Bildschirm und lässt das gespeicherte Material ablaufen.
    »Oh, ist ja toll!« Er hat wunderschöne Landschaftsaufnahmen gemacht, Wasser schwappt sacht ans Ufer, Vögel fliegen vorbei, sogar ein paar Fische flitzen im seichten Wasser herum. Und dann noch welche von mir. »Oh nein«, stöhne ich leise. In all meiner Schutzkleidung seh ich aus wie ein riesiges orangefarbiges Sicherheitsrisiko. Und dann diese angstverzerrte Grimasse …
    »So schlimm ist das gar nicht«, behauptet Ethan mit trägem
Grinsen. »Das ganze Gefuchtel und Gespritze können wir rausschneiden. Es gibt da Augenblicke, in denen es fast so aussieht, als würdest du es genießen. Guck mal, hier.« Den Bruchteil einer Sekunde lächle ich vor laufender Kamera. »Und hier.«
    »Das ist ein Anfang«, bestätige ich zögerlich. »Und all diese Natursachen sind genau das, was punktet. Vielleicht kriegen wir damit schon bald Touristen in die Stadt!«
     
    Wieder zu Wasser lasse ich die fuchtelnde, ungeschickte Version meiner selbst glücklich hinter mir. Stattdessen paddele ich nun wie ein Profi, gleite mühelos den Fluss entlang und genieße den warmen Sonnenschein. Ohne die Panik, die mir die Sinne vernebelt, merke ich, dass dies hier wirklich irgendwie entspannend wirkt, nichts als die leichte Brise, ruhiges Wasser und die wunderschöne …
    Plötzlich ist das Wasser nicht mehr ganz so ruhig. Es wird kabbeliger, die Strömung treibt mich schneller voran. »Äh, Jungs, was ist jetzt los?« Ich versuche rückwärts zu paddeln, kann aber nicht langsamer werden.
    Mit einem verschlagenen Grinsen dreht Reeve sich um. »Jetzt wird’s lustig!«
    Lustig? Ich schlucke und schaffe es gerade noch, einem Felsen auszuweichen. Aus der entspannten Paddeltour ist mit einem Mal eine Art Achterbahnfahrt geworden. Mein ganzer Körper verspannt sich, ich blinzele durch das spritzende Wasser und versuche den Jungs durch Felsen und Untiefen zu folgen.

    »Können wir …« Ich merke, wie das Kajak an etwas entlang schrammt und ich schneller den Fluss hinunter getrieben werde, »… nicht vielleicht ein bisschen langsa…?«
    »Wir sehen uns auf der anderen Seite!«, ruft Reeve und verschwindet hinter einer Biegung. Er verschwindet buchstäblich. Als ich ihm folgen will, ist er weg und ich hab nichts als Schaum und unruhiges Wasser vor mir, wo er eben noch …
    »Ahhhhhhhhhh!«
    Auf einmal ist kein Fluss mehr unter mir, ich falle, und da ist nur noch Luft und Leere und das anscheinend eine ganze Ewigkeit lang, bis ich mit einem gewaltigen Knall, der mir durch Mark und Bein geht, auf dem Wasser aufpralle. Mein Gesicht bekommt einen gewaltigen Guss ab, ich kämpfe um mein Gleichgewicht, kann aber nirgendwo Halt finden  – und nicht mal atmen  – bis das Kajak wieder von der Strömung erfasst wird und weiter durch die Wellen taucht. Bis zum nächsten Fall.
    Oh Gott.
    Mein Gewimmer geht im tosenden Wasser unter, indessen schieße ich auf einen weiteren Vorsprung zu und falle noch ein Stück tiefer. Sehr tief kann es nicht sein, nicht weiter als ein Meter oder so, aber die Millisekunden, die ich in der Luft verbringe, scheinen sich ewig auszudehnen. Dann krache ich wieder in den Fluss, huste, weil mir das Wasser ins Gesicht schlägt und klammere mich aus Leibeskräften an mein Paddel. Ich höre den Freudenschrei, mit dem Ethan und Grady hinter mir landen.
    Diese Leute sind wahnsinnig.

    Wir

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