Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein perfekter Sommer

Mein perfekter Sommer

Titel: Mein perfekter Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
Vom Netzwerk:
mit Zähnen und Klauen kämpfen, um Eindringlinge abzuwehren. Locke es weg von seinem Revier und gewinne die Oberhand auf weniger vertrautem Gelände.
     
    Klingt ganz plausibel. Ich erinnere mich an Fionas Empörung, als Susie nur daran dachte, ihr finsteres Loch von
Zimmer zu renovieren. Ihre Reaktion wirkte total überzogen, aber laut unserem Jeremiah hier war das nur der Urinstinkt, ihr Revier zu schützen. Fiona und der Schwarzbär: nur eine Spezies oder so trennt sie.
    Belustigt lese ich weiter.
     
    Menschen verbringen ihr Leben damit, einen Pfad durch die Wildnis zu schlagen  – und alles, was sie davon haben, sind schmerzende Arme und eine stumpfe Klinge. Der Trick ist, der Spur zu folgen, die sich bereits durch den Wald zieht. Die Natur wird sich für euch niemals ändern, was ihr nicht unter Kontrolle habt, müsst ihr mit in eure Pläne einbeziehen. Es regnet  – steht ihr da rum und schimpft auf die Wolken – oder sucht ihr Schutz vor dem Gewitter?
     
    Schutz suchen natürlich, es sei denn, man will vom Blitz getroffen werden. Ich werfe einen schnellen Seitenblick zu Reeve hinüber. Er wirkt jetzt entspannter, auf die Ellenbogen gestützt, die Augen geschlossen, hält er das Gesicht der Sonne entgegen. Was Olivia wohl zu dieser Situation sagen würde? Ich höre sie beinahe, wie sie mich zum Flirten und zum Witze reißen drängt oder was immer Mädchen in Gegenwart von süßen Jungs sonst so machen. Andererseits hat sie nicht das Vergnügen gehabt, von besagten süßen Jungs eingeweicht, durchgewalkt und hängengelassen worden zu sein …
    Plötzlich kommt eine Brise auf, die einige Blätter aus meiner Mappe reißt. Reeve erwischt sie vor mir.
    »Green-Teen-Zielsetzungen«, liest er vor, ehe er mir die
Seiten hinhält. Die Mundwinkel bewegen sich langsam nach oben, ein Lächeln zeigt sich. »Mann, dir ist es ja echt ernst mit diesem Umweltzeug.«
    »Was dagegen?« Ich schnapp nach meinen Notizen.
    Reeve zieht die Augenbrauen hoch. »Nichts … Aber du hast doch Ferien.« Belustigt schaut er mich an, ganz so, als hätte er mich mit einem Stapel Schulbücher erwischt. »Ist doch irgendwie seltsam, so zu schuften, wenn es dafür nicht mal extra Punkte oder sonst was gibt. Hast du denn nichts anderes zu tun  – Sachen, die Spaß machen?«
    »Vielleicht macht mir das ja Spaß«, antworte ich leichthin. Auf den Köder falle ich nicht herein. »Die Erde zu retten scheint mir doch ein ganz guter Zeitvertreib zu sein.« Reeve mustert mich kurz, seine Miene ist unergründlich.
    »Und du glaubst, das tust du?« Sein Ton ist anders geworden, da ist sie wieder, diese Schärfe. »Und wie sind deine Pläne für Stillwater, hä? Wirst du dich auf uns stürzen und uns davor retten, Plastiktüten zu benutzen oder so?«
    Ich schiebe meine Sonnenbrille hoch und schaue ihn rätselnd an. »Warum so bissig? Kleine Dinge zählen, okay? Vielleicht nicht so für sich genommen, aber wenn Leute ihr Denken verändern und anfangen, Bewusstsein zu entwickeln …«
    Mit einem Blick schneidet er mir das Wort ab. »Du glaubst echt, dass du es am besten weißt, was?«
    »Ich versuche einfach nur was Gutes zu tun auf der Welt«, protestiere ich. Ich bin es gewohnt, dass Leute nicht meiner Meinung sind, aber von jemandem wie Reeve, der sich jedes
Wochenende reißende Flüsse runterstürzt, hätte ich das nicht erwartet.
    »Was Gutes?« Er wiederholt das ganz langsam, in einem angespannten Ton. »Klar. Und dann werden Betriebe dichtgemacht, die Leute verlieren ihre Arbeit  – und das ist alles ganz klasse, weil es ja der Umwelt hilft.«
    »Ich weiß nicht, was …« Ich blinzele, aber dann dämmert mir, was Ethan im Laden gemeint hat. Ich schlucke.
    »Geht es um das Sägewerk?«, frage ich zögernd. Er zuckt die Achseln, als wäre das kein großes Ding, aber am Zucken seines Kiefers kann ich sehen, dass ich auf der richtigen Spur bin. »Das ist geschlossen worden, richtig?«, frage ich und beobachte ihn. »Was ist passiert?«
    »Was glaubst du denn?« Er macht wieder den Ruhigen, sitzt da und rupft Gras aus dem Boden, einen Halm nach dem anderen. »Deine Leute haben neue Richtlinien durchgesetzt, die das alles hier schützen«, er nickt Richtung Tal, »und sie haben es geschlossen.«
    »Oh.« Ich weiß nicht genau, was ich sagen soll. Ich kann nicht glauben, dass es ihm lieber ist, diese wunderbare Landschaft zu zerstören, aber dann denke ich an die Main Street mit den vernagelten Schaufenstern und an die Leere in der

Weitere Kostenlose Bücher