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Mein perfekter Sommer

Mein perfekter Sommer

Titel: Mein perfekter Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Stadt. »Ich, äh, tut mir leid.«
    »Was denn?« Er schaut mich an, seine blauen Augen sehen irgendwie traurig aus. »Ist passiert. Und ich glaub, wenn die Entscheidung bei dir gelegen hätte, wäre es genauso gelaufen.«
    Dazu sage ich gar nichts.

    Reeve steht auf und bürstet sich den Staub von den Beinen.
    »Du musst nicht gehen.« Ich schau hoch zu ihm und fühle mich seltsam schuldig. »Also …«
    »Auf mich wartet noch Arbeit.« Er zuckt die Achseln. »Richtige Arbeit, meine ich.« Anspielungsreich sieht er meine Green-Teen-Mappe an, dann schlüpft er in seine Schuhe, wirft sich das Handtuch über die Schulter und geht davon.
    Als er im Wald verschwunden ist, lasse ich mich wieder auf den Boden fallen, ganz verunsichert. Es ist schrecklich, wie die Stilllegung des Sägewerks alle in der Stadt betroffen hat, aber was soll ich dazu sagen? Etwa: Lassen wir doch die Holzfirmen die Wildnis kahl rasieren? Ich nehme einen Schluck Wasser aus meiner Flasche  – mittlerweile ist es lauwarm  – und versuche mein Unbehagen abzuschütteln. Er liegt daneben, was die Green Teens betrifft. Was wir tun, ist nicht ohne Bedeutung.
    Ich lege mich hin und strecke im Gras die Arme weit von mir. In meinem ersten Jahr auf der Highschool bin ich der Gruppe beigetreten, meine Freunde aus der Mittelstufe waren in alle Winde verstreut oder hatten sich in der verwirrend großen neuen Schule schon in Mannschaften und Clubs gestürzt, aber ich … trieb einfach so umher. Noch immer kann ich nicht genau sagen, warum. Keiner hat mich gemobbt und ich wurde auch nicht absichtlich ausgeschlossen, aber ich fühlte mich so verloren wie noch nie zuvor: überall nur unbekannte Gesichter, die hierhin und dahin hetzten, Flure voller Kids, die sich ihres Platzes in der Welt
so sicher zu sein schienen. Ich hing unschlüssig am Rand meiner alten Gruppe herum und aß an einem Tisch mit Fremden zu Mittag, allein. An manchen Tagen bin ich vom Schulbus in den Unterricht gegangen und dann wieder nach Hause, ohne mehr als ein paar Worte mit anderen als meinen Lehrern zu sprechen.
    Wenn ich jetzt daran denke, kann ich die Einsamkeit immer noch schmecken.
    Natürlich hab ich Anschluss gesucht. Ich hab versucht, in die Hockeymannschaft aufgenommen zu werden, und mich freiwillig zum Kulissenbauen beim Theaterclub gemeldet, aber nirgendwo hab ich wirklich reingepasst. Immer hab ich mich wie ein Eindringling gefühlt, der zu den Insiderwitzen lacht, ohne sie zu verstehen, und hinter den echten Mitgliedern hertrottet wie ein armer kleiner Welpe. Und dann bin ich eines Tages zu einem Treffen der Green Teens gegangen, nachdem ich ihr Flugblatt über Erderwärmung und Schülerumweltgruppen gelesen hatte. Es war ein magerer Haufen: Nur sechs Mitglieder saßen zwischen allerlei Müll in einem der Kunsträume und ich stand unsicher in der Tür. Aber der Kopf der Gruppe, Miles, war so froh darüber, ein neues potenzielles Mitglied zu sehen, dass er einfach nur strahlte und mich in den Raum zog.
    »Wir sind gerettet!«, verkündete er und setzte mich an einen Tisch, an dem ein kleines, nervös aussehendes Mädchen ein Spruchband pinselte. »Du kannst dich um die Plakate kümmern.«
    An diesem Nachmittag fühlte ich mich zum ersten Mal
so, als würde ich in diese Schule gehören. Zu den Klängen mir unbekannter Indie-Musik und den Gesprächen der älteren Schüler pinselte ich mit Olivia drauflos. Und dieses Mal wusste ich, worüber hier geredet wurde: Umweltschutz, Aufräumaktionen, Gemeindearbeit. Ich war einig mit ihnen, ich hatte etwas beizusteuern.
    Ich passte dazu.
    Und jetzt bin ich wieder allein. Mit einem Seufzen widme ich mich wieder Jeremiah B. Coombes und seinen eselsohrigen Überlebenstipps. Wer weiß? Vielleicht kann er mir ja beibringen, wie man mit drei misstrauischen Jungs vom Land und einem übellaunigen Gothgirl zurechtkommt.
     
    Eine Axt und ein gutes Paar Stiefel  – mehr braucht man wirklich nicht auf der Welt.
     
    – Der Ausrüstungsberater für die Wildnis –
    Das Überlebenshandbuch für den modernen Bergbewohner

13. Kapitel
    »Ihr tankt am besten vor dem Highway auf.« Adam geht um den verbeulten Lieferwagen herum und unterzieht ihn einer letzten Inspektion. Es ist noch ziemlich früh am Morgen und ich bereite mich auf meinen ersten Ausflug in Kanada vor. »Ich hab ein paar Flaschen Wasser hinten reingelegt, falls der Radiator wieder überhitzt.«
    »Dad.« Fiona schnappt sich seufzend die Schlüssel. »Ich hab die Tour schon

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