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Mein perfekter Sommer

Mein perfekter Sommer

Titel: Mein perfekter Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Kerl, der mit irgendeinem toten Tier auf der Schulter über ein Tal hinwegschaut.
    Zum ersten Mal lächelt die Frau mich an. »Ach, nimm es mit. Du siehst aus, als könntest du ein paar Tipps gebrauchen.«
    Ich mache den Mund auf und will protestieren, aber wortlos klappe ich ihn wieder zu. Stimmt ja, ich bin nicht darauf vorbereitet, querfeldein durch die Wildnis zu wandern oder ein lebendes Kaninchen zu häuten, doch das hatte ich für diesen Sommer auch gar nicht so richtig auf dem Zettel gehabt.

    »Danke«, sage ich also nur, zähle die großartige Summe von drei Dollar in fremder Münze auf den Tisch und nehme meine Bücher.
    »Bis bald mal.«
    »Ganz bestimmt.« Sie grinst mich noch einmal an, diesmal ein wenig schelmisch. »Und sag Bescheid, wenn du mit diesen Kinderbüchern fertig bist  – die echte Ware hab ich oben in einer Kiste!«
    Mein Mund klappt wieder auf, dieses Mal ist es der Schock. Ich laufe knallrot an, packe die Bücher und haste aus dem Laden. Hinter mir scheppert die Türglocke laut, ich stehe wieder auf der Straße.
    Die echte Ware …?
    Nee, nee  – an so was will ich nicht mal denken!

12. Kapitel
    »Da läuft also gar nichts mit all diesen heißen Typen?«, fragt Olivia enttäuscht, nachdem sie mir endlich umfassend über das Camp, Cash und Co. Bericht erstattet hat. Es klingt ganz so, als hätte sie in diesem Retreat ihr Utopia gefunden, morgens stehen sie früh auf, besuchen Kurse und machen Wanderungen in der Natur. Nicht mal über die Arbeit in der Küche hat sie sich bisher beschwert.
    »Nee.« Ich lege das Handy an mein anderes Ohr und strecke den Arm aus. Ausführliches Klönen fordert seinen Tribut von der Muskulatur. »In den letzten Tagen hab ich sie gar nicht gesehen. Wahrscheinlich gehen sie mir aus dem Weg …«
    »Puh, ist das lahm.«
    »Hm.« Ich lange in meine Tüte Jelly Beans. Ganz schön abgedroschen, ich weiß, aber wenn ich unser altes Ritual beibehalte, kann ich beinahe vergessen, dass zwischen uns ein ganzer Kontinent liegt.
    »Na ja, wenigstens hast du die Natur«, sagt sie. »Ich kann mir gut vorstellen, dass du lange Spaziergänge machst
und unten am See liest. Ich wette, das ist der Himmel für dich.«
    »Stimmt«, sage ich zögernd. In Wahrheit hab ich mich seit meinem ersten Abend hier nicht wieder in den Wald getraut, aber das einzugestehen, wäre einfach zu erbärmlich.
    »Ich mag das Gelände hier total gern.« Sie seufzt glücklich. »Die Kabinen für die Mitarbeiter sind ziemlich einfach, aber sie sind unmittelbar am Wald gelegen und hier ist sogar ein Fluss, der am Camp entlangläuft.«
    »Jede Menge dunkle Ecken, in die man sich verkrümeln kann, was?«
    Sie kichert. »Das tröstet schon beinahe über die Plumpsklos hinweg. Zwischen zehn und fünf haben wir nicht mal fließendes Wasser.«
    »Ih.«
    »Du sagst es.«
     
    Mein Gespräch mit Olivia macht mir eines klar: Mit siebzehn ist man zu alt für Angst vorm Wald. Also reiße ich mich zusammen und breche ausgerüstet mit meinen treuen Chucks, einer Strandtasche mit Wasser, Süßigkeiten und allen möglichen zum Sonnenbaden nötigen Dingen auf zum See. Allein.
    So lange hätte ich nicht warten sollen. Wirklich erstaunlich, wie anders alles wirkt bei Tageslicht. Letztes Mal ragten die Bäume dunkel und unheilverkündend über mir auf, jetzt sind sie grün und saftig und Sonnenstrahlen dringen
durch das Geäst und sprenkeln den Boden. Statt dem schmalen Schein der Taschenlampe hinterherzustolpern, hab ich jetzt freie Bahn auf einem Pfad, der sich durchs Unterholz schlängelt, bevor er auf einer himmlischen Lichtung mündet.
    Zufrieden seufze ich. Meine Tasche lasse ich auf einem Streifen Gras fallen, dann ziehe ich mich schnell bis auf den Bikini aus. Der See funkelt in der Mittagssonne, kein Laut weit und breit, nur leises Vogelzwitschern und das sanfte Plätschern des Wassers sind zu hören. Wenn das nicht absolut perfekt ist!
    Nach einem recht frischen, aber belebenden Bad lasse ich mich auf die kratzige karierte Decke fallen. Ich kann immer noch nicht fassen, wie schön es hier ist. Eine kleine Herde bauschiger Wolken am Himmel und die heiße Sonne auf der nackten Haut. Mit einem Arm über den Augen lege ich mich zurück, endlich kann ich entspannen. Der Stress vom Packen und Reisen und dem Versuch, mich bei Stillwaters Jugend beliebt zu machen, fällt von mir ab, bis …
    »Oh. Hi.« Die Stimme kommt von hinten. Gähnend setze ich mich auf und erblicke Reeve ein paar Meter entfernt von

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