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Mein perfekter Sommer

Mein perfekter Sommer

Titel: Mein perfekter Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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hungrig.« Er grinst. »Also, was meinst du? Wirst du Dereks Leben so ehren, wie die Natur es vorgesehen hat?«
    »Derek?« Ich lache.
    »Ja, ich finde, der hatte was von einem Derek.« Er zuckt zusammen, wegen der Hitze, holt aber die Päckchen aus dem Feuer und wirft mir eines hin. Ich wanke. Er reißt sein Papier auf und blasse Streifen dampfenden Fisches kommen zum Vorschein. »Ein bisschen Gewürz …« Mit Schwung dreht Ethan die Chipstüte um und streut die letzten winzigen
Krümel drüber. »Und voilà!« Er nimmt die Plastikgabel und haut rein.
    »Nun ja …« Ich beobachte ihn beim Essen. »Also, wenn Derek sowieso todgeweiht war. Und wo es doch ein Unfall gewesen ist …«
    »Fischmord«, sagt Ethan, der seine Gabel bepustet.
    »Okay.« Ich gebe mich geschlagen. Vorsichtig wickele ich mein eigenes Papier ab und nehme eine Gabel voll. Es ist köstlich: weich, saftig und unglaublich frisch. »Ruhe in Frieden, Derek«, sage ich. Vor dem nächsten Bissen.

17. Kapitel
    Offenbar hat Ethan die Sache mit unserer nicht real existierenden Liebesbeziehung aufgeklärt, denn als ich am nächsten Tag im Ort Grady über den Weg laufe, reißt er nicht einen einzigen Witz drüber. Tatsächlich sind seine neutralen Grunzlaute das Freundlichste, was ich je von ihm gehört habe. Und als Susie verkündet, sie hätten ein Zimmer für mich fertig, hübsch blassblau gestrichen und ein ganzes Stück Flur von Fionas Elendsloch entfernt, hab ich das Gefühl, es geht endlich bergauf.
    Aber manches ändert sich nie.
    »Ich will kein Zitronengelb! Wofür hältst du mich eigentlich? Den totalen Vollspacko?« Die mittlerweile vertrauten Geräusche donnernder Schritte und knallender Türen dröhnen durchs Haus, mal wieder eine von Fionas lautstarken Protestaktionen. Indessen kuschele ich mich tiefer in meine frische neue Bettwäsche und danke dem Himmel dafür, dass ich nicht mehr schutzlos ihren Launen ausgesetzt bin.
    Mein neues Zimmer ist toll, ruhig und total friedlich  – und völlig frei von Postern mit Flappe ziehenden Emos.

    Als ich sicher bin, dass die Luft rein ist, schleiche ich mich runter.
    »Morgen.« Susie sitzt auf der unfertigen hinteren Veranda und raucht heimlich eine Zigarette. Schuldbewusst schaut sie hoch.
    »Das hast du nie gesehen.« Sie nimmt noch schnell einen Zug. »Ich hab aufgehört, als ich Adam kennenlernte  – der hasst das.«
    »Diese Lippen sind versiegelt.« Ich tu so, als würde ich einen Reißverschluss zuziehen, dann setze ich mich neben sie. Der Garten sieht so chaotisch aus wie immer, überall verstreutes Werkzeug und wirre Holzhaufen. »Was ist es diesmal?«
    Susie guckt mich verzagt an. »Spielt das eine Rolle? Sie findet immer einen Aufhänger.«
    Mitfühlend tätschele ich ihr die Schulter. Mitten in diesem Chaos wirkt Susie klein und erschöpft, so als wäre sie der verwirrte Teenager, nicht Fiona. »Irgendwann wird sie sich schon einkriegen«, versichere ich ihr, obwohl ich nicht sicher bin, ob das je geschehen wird. »Aber … was mich interessieren würde … Was ist eigentlich mit ihrer Mutter?«
    Susie seufzt. »Die hat sich so vor fünf Jahren aus dem Staub gemacht. Hat festgestellt, dass sie ihr Leben mit Adam nicht auf die Reihe kriegt, und ist einfach gegangen. Jetzt lebt sie unten in Houston, hat wieder geheiratet vor einiger Zeit.«
    »Warum ist Fiona nicht mit ihr gegangen?«

    Susie schaut hoch zu mir. »Ich glaub, ihre Mutter hat sie nie gefragt.«
    »Oh.« Schweigen, dann fängt Susie an zu reden.
    »Ich hab versucht, sie zu unterstützen, aber ich weiß einfach nicht, was ich noch tun kann.« Ich bin erstaunt über das Zittern in ihrer Stimme. »Auf dem Bau hängen wir immer noch unserem Zeitplan hinterher, Adam arbeitet rund um die Uhr und ich hab so viel zu tun, dass ich ihn kaum sehe.« Sie schluckt. »Wusstest du, dass wir heute unseren Jahrestag haben? Vor einem Jahr haben wir uns kennengelernt.« Sie atmet langsam aus, dann sagt sie: »Ich hab Fotos gemacht für dieses Reiseunternehmen, für das ich gearbeitet habe, und er saß eines Abends in der Bar …«
    »Das ist ja toll«, ich lächele ihr aufmunternd zu. »Habt ihr heute was Besonderes vor?«
    »Dazu war keine Zeit.« Sie seufzt. »Ich glaube, wir warten einfach, bis es sich hier etwas beruhigt hat, weißt du, bis wir nicht mehr so gestresst sind.«
    »Hm, klar. Guter Plan.« Ich lüge. Der Sinn eines Jahrestages ist doch, dass er gefeiert wird, nicht aufgeschoben  – aber Susie wirkt so

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