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Mein perfekter Sommer

Mein perfekter Sommer

Titel: Mein perfekter Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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damit das Baumaterial da hoch geschafft werden konnte.«
    Vorsichtig hole ich die Videokamera aus meinem Rucksack und nehme das Panorama auf, so, dass man den hässlichen Komplex nicht sieht. Federwolken treiben über den Himmel und  – ich schwöre  – sogar die Luft scheint hier oben frischer zu sein. »Immer schön freundlich für die Kamera, Fiona!« Ich drehe mich zu ihr um, aber sie legt die Hände aufs Gesicht.
    »Richte dieses Ding nicht auf mich!« Sie weicht zurück. »Ich hab es dir gesagt: Ich will nicht  – argh!« Plötzlich schreit sie auf, denn sie stolpert und knallt auf den Boden.

23. Kapitel
    »Elegant!« Ich kichere über Fionas Missgeschick, aber sie steht nicht auf. Stattdessen windet sie sich am Boden und hält sich den Knöchel.
    »Vielen Dank auch, ich wette, der ist gebrochen.«
    »Oh nein, echt?« Ich senke die Kamera und gehe langsam auf sie zu, aber Grady ist vor mir da.
    »Tut es weh?«, fragt er, hockt sich neben sie und drückt an der Kante ihres Schuhs entlang.
    »Nein, tut es … AUA!«, brüllt Fiona. »Gott, willst du mich umbringen?«
    »Ist nicht gebrochen«, sagt er. »Vielleicht einfach nur verstaucht oder gezerrt?«
    »Einfach? Das tut höllisch weh!«
    »Och, ja. Sorry.«
    Reeve schaut sie besorgt an. »Was willst du machen? Hier warten, bis es besser wird?«
    »Wir können uns ausruhen, so lange du willst.« Zum Trost lege ich ihr die Hand auf die Schulter. Fiona schüttelt sie ab. Sie drückt den Fuß auf den Boden und prüft
kurz, ob er der Belastung standhält. Dann seufzt sie theatralisch.
    »Nein, ich glaube, ich schaffe es nicht.«
    »Willst du zurückgehen?«, fragt Grady, der immer noch neben ihr hockt.
    »Ich glaub ja. Ganz langsam.« Fiona nimmt seinen Arm und schleppt sich auf einen nahen Felsen. »Aber ihr braucht deswegen nicht aufzugeben.« Sie guckt zu mir und Reeve rüber. »Ihr solltet weitergehen.«
    »Kommt nicht in Frage«, sage ich. »Wir lassen dich nicht im Stich  – es gibt Regeln, das weißt du doch.«
    »Ich geh mit ihr«, sagt Grady sofort. »Ihr beiden wandert weiter.«
    »Nein, schon gut«, sage ich. »Wir können doch alle …«
    »Aber du warst doch scharf auf die Aussicht!«, beharrt Fiona. »Und du bist fast da. Jetzt umkehren ist doch Scheiße.«
    »Macht mir nichts. Es …« Ich zögere. Sie guckt mich so besonders bedeutsam an, aber ich weiß nicht, was sie will. Es sei denn …
    Echt?
    Mein Blick wandert von ihr zu Grady und wieder zurück. Rastlos wartet er am Felsen. Fionas Schmerzen sind anscheinend verschwunden. Allerdings scheint sie ziemlich heiß darauf zu sein, den Pfad wieder runterzulaufen  – mit Grady. Allein.
    Und mit einem Mal leuchtet mir ein, was der Grund für ihr Auftauen in letzter Zeit gewesen ist. Ich beiß mir auf die Lippe, um mein Lächeln zu verbergen, während sie verlegen
jeglichen Blickkontakt vermeidet. Ich hatte gehofft, dass unser Streit etwas bewirkt hatte, dass ihr unsere Gefühle im tiefsten Inneren doch nicht gleichgültig waren, aber offenbar gibt es nur eine Person, deren Gefühle ihr absolut nicht egal sind: Grady. Wie lange das wohl schon läuft?
    »Ich komm zurecht«, sagt Fiona, nimmt Gradys Arm und zieht sich hoch. Sie stützt sich auf ihn, er legt ihr einen Arm um die Schultern. »Grady kann mich nach Hause bringen  – und du und Reeve, ihr geht bis ganz nach oben. Okay, Reeve?«
    Eindeutig verwirrt mustert er uns der Reihe nach. »Klar, aber …«
     
    »Das hätten wir also geklärt«, verkündet Fiona. Und ich schwöre, ich sehe ein befriedigtes Lächeln.
    Wir teilen Gepäck und unser Wasser auf und wenig später geht sie mit Grady den Pfad langsam wieder runter.
    »Ich glaub, jetzt sind wir dran.«
    Ich dreh mich um, Reeve wartet auf mich. »Glaub ich auch.«
     
    Bis wir die Baumgrenze passiert haben und den letzten Teil des Pfades erreichen, bin ich tot. Nein, eigentlich nicht. Meine Glieder sind praktisch taub vor Erschöpfung, jeder Atemzug ist mega anstrengend  – und ich könnte mir vorstellen, dass ich es nur schaffe, einen Fuß vor den anderen zu setzen, weil ich längst gestorben bin und hier im zombifizierten Zustand voranstapfe.

    Mann, ich muss mehr trainieren.
    Ich bin derart damit beschäftigt, auf den Pfad vor mir zu starren, ich merke erst, als Reeve aufhört zu gehen, dass wir unser Ziel erreicht haben. Ich schaue auf und stelle fest, dass wir auf einer kleinen Lichtung zwischen Büschen und Gräsern stehen. Über uns ist nur noch unbegehbarer

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