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Mein Schwein pfeift

Mein Schwein pfeift

Titel: Mein Schwein pfeift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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wo Sie eine Pressekonferenz bezüglich Angelo abhalten, wird mit mir abgestimmt, und zwar vorher. Man gibt grundsätzlich nicht den Stand der Ermittlungen preis, das kann Ihnen jeder Hilfspolizist erzählen. Außerdem gibt es beim besten Willen nichts, was man den Journalisten erzählen könnte«, war ich auf hundertachtzig.
    »Ich muss den Sozis immer einen Kilometer voraus sein. Wofür stehen Sie auf meiner Gehaltsliste? Da Sie letztendlich vom Bürger bezahlt werden, muss ich der Presse irgendwas bieten.«
    »Wenn Ihnen meine Arbeitsweise nicht passt, suchen Sie sich einen anderen Stürmer. Mir persönlich ist scheißegal, ob Ihre Fußballlegastheniker in der Bundes- oder Kreisliga kicken.«
    Der Bürgermeister röchelte: »Perfekt, kein Problem. Lassen Sie uns nachdenken, wie wir das hinbiegen. Ich glaube...«
    »Da gibt es nichts zu überlegen. Sagen Sie die Pressekonferenz ab. Ende der Durchsage.«
    Ich drückte das Gespräch weg und holte Kaffeenachschub. Das Telefon klingelte noch einige Male, aber ich nahm nicht ab.
    Mit ausreichend Koffein in meinen Adern begab ich mich zwecks Spurensuche in den Keller. Mein Verdacht wurde bestätigt: Die Eindringlinge hatten dort die Außentür aufgebrochen. Mit einem handwerklichen Geschick, das ich mir gar nicht zugetraut hätte, reparierte ich das Holzkonstrukt. Nach getaner Arbeit hörte ich plötzlich, wie das Bett meinen Namen schrie. Mit einem tragbaren CD-Player bewaffnet folgte ich dem Ruf.
    Während die Tindersticks wehmütige Geschichten über gestrandete Existenzen murmelten, fielen beklemmende Alpträume über mich her. Ich saß in meiner Badewanne, und obwohl ich nicht gefesselt war, konnte ich mich nicht bewegen. Reisingers Schläger leisteten mir Gesellschaft. Der eine saß hinter, der andere vor mir. »Schau mich nicht an!« Mit lautem Krachen zerbarst mein Nasenbein. »Es ist aus mit der Schnüffelei«, keuchte der Untersetzte hämisch hinter mir.
    Urplötzlich ereignete sich eine Metamorphose, und der Dicke verwandelte sich in Schlemmbach, der Blonde in Reisinger.
    »Perfekt. Sind wir nicht eine schöne kleine Familie?«, lachte Schlemmbach. Reisinger fiel wiehernd in Schlemmbachs Gelächter ein und schlug mir erneut die Nase entzwei. Das war zu viel, und ich wachte schweißgebadet auf.
    Wilde Wut ergriff Besitz von mir. Es reichte den Mistkerlen nicht, mich zusammenzuschlagen, nein, sie mussten mich auch noch in meinen Träumen verfolgen. Ich hatte die Schnauze gestrichen voll.
    Durch die Lektüre diverser Psychologieschwarten wusste ich, dass man sich seinen Ängsten stellen musste, was bedeutete, Pat und Patachon ausfindig und unschädlich zu machen. Normalerweise hatte ich nie Angst. Weswegen auch? Letztendlich war ich noch mit jedem Gegner fertig geworden. Dennoch musste die gestrige Hilflosigkeit meinem Unterbewusstsein einen Knacks versetzt haben, und das ärgerte mich mehr als meine krebsrote Gesichtsfarbe.
    Es klingelte. Ich weckte Grabowski, der mit unverständlichem Genuschel unter die Lebenden zurückkehrte. Er setzte sich auf, gähnte und lugte vorsichtig zu den Biervorräten. Ich schüttelte nur den Kopf, was ihn zu der Bemerkung »Ein Kaffee tut es auch« veranlasste. Ein Blick auf die Uhr belehrte mich, dass Karin mit der Hausarbeit fertig sein musste und um Einlass bat. Ich schnappte mir die Schnabeltasse, rannte in die Küche und schüttete das Hexengebräu ins Spülbecken. Auch der Inhalt der Thermoskanne beschritt diesen Weg.
    »Warum hast du so lange gebraucht?«, wurde ich vorwurfsvoll begrüßt.
    »Heute Morgen war ich nicht in der Lage, einen Finger zu bewegen, und jetzt soll ich schneller als Schumi sein?«, maulte ich zurück.
    »Du hast recht. Wir sollten dankbar sein, dass du wieder sprechen kannst.«
    »In der Tat. Darf ich dir eine Tüte abnehmen?«
    »Wenn du dazu in der Lage bist.«
    Zum Beweis meiner Genesung griff ich eine der beiden Plastiktüten und brach fast zusammen.
    »Hast du Hanteln gekauft?«
    »Nur gesunde Nahrung.«
    Mir schwante Böses, was durch einen Blick in den Beutel bestätigt wurde. Karin musste das gesamte Reformhaussortiment aufgekauft haben: Kartoffeln mit Möhren, Rahmspinat, obskure Mixturen, die »Kinderwonne«, »Baby-Leckerli« und andere vielversprechende Namen trugen. Alles total fair im biologischen Anbau produziert.
    »Nett, dass du für Kevin eingekauft hast. Wo ist der Zwerg überhaupt?«
    Mit süffisantem Grinsen schüttelte sie den Kopf: »Im Auto. Aber diese hochwertigen Speisen sind

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