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Mein Schwein pfeift

Mein Schwein pfeift

Titel: Mein Schwein pfeift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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auf den Schnüffler und mir herstellt, zählt er eins und eins zusammen. Dann kann ich den Laden dichtmachen. Ich dachte, dass wenigstens du was in der Birne hast, Frankie.«
    »Was nun?«
    »Bleibt diesem Nannen auf den Fersen, und findet raus, was er vorhat. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er so schnell die Flinte ins Korn wirft. Wenn er zu gefährlich wird, bietet ihm Geld an, oder legt ihn um, aber dezent. Aufmerksamkeit ist das Letzte, was ich gebrauchen kann. Und jetzt los.«
    Ich weiß, ich weiß, einen solchen Zufall gibt’s normalerweise nur in schlechten Krimis. Aber manchmal ahmt eben das Leben Pro -7-Eigenproduktionen nach. Kann ich was dafür?
    Rasch schlüpfte ich in den gegenüberliegenden Raum und hörte, wie sich mehrere Personen schweigend entfernten.
    Eines stand fest: Hier ging es nicht um Fußball, sondern um Reisingers Geschäfte. Er musste Schlemmbach betrogen haben und fürchtete, dass ich seine Gaunereien aufdeckte.
    Ich lugte durch den Türschlitz, der Gang war leer. Also ab in Oswalds Büro. Sein Office konnte sich sehen lassen: In den gigantischen Schreibtisch aus massivem Mahagoni war ein Pentium-Prozessor integriert. Daneben ein goldener Füllfederhalter in einer Platinfassung. An der Wand ein Hundertwasser, der durch eine Lichtschranke gesichert war.
    Glücklicherweise war Reisinger in Bezug auf seine Geschäftsunterlagen kein Sicherheitsfanatiker. In der obersten Schreibtischschublade fand ich den Schlüssel für die Aktenschränke. Abgesehen von der Erkenntnis, dass er seine Arbeitnehmer untertariflich bezahlte, gab es nichts Spannendes zu entdecken. Nun gut, die Umsatzstatistiken und Gewinn- und Verlustrechnungen waren mieser als mies, aber das hatte ja erst mal nichts zu bedeuten. Papier war ja bekanntlich geduldig, fiel mein Blick erneut auf den Hundertwasser.
    Nachdem ich alle Ordner erfolglos inspiziert hatte, widmete ich mich dem Computer. Es erstaunte immer wieder, wie einfallslos die Leute bei der Wahl ihrer Passwörter waren. Der eigene Vorname war sicherlich kein probates Mittel, sich vor unrechtmäßigen Eindringlingen zu schützen.
    Eine Datei namens Kontrakte 2009 weckte mein besonderes Interesse. Darin befand sich der Vordruck eines Vertrags, der Reisinger verpflichtete, der Stadt Dülmen für ein Bauvorhaben 200 000 Tonnen gesiebten und gewaschenen Sand zu liefern. Der vereinbarte Preis schien mir mit drei Euro pro Tonne konkurrenzlos niedrig. Was war faul? Konnte Reisinger nicht liefern und wollte sich mit der halben Million absetzen? Aber das war unmöglich, da keine Vorkasse vereinbart worden war. Der Liefertermin war morgen. Ich stöberte noch ein bisschen im Dateienverzeichnis herum, entschied dann aber, dass ein Besuch der Lagerhallen mehr Sinn machte.
    Dies war schwieriger als erwartet. Ich kam nämlich gar nicht aus dem Gebäude heraus, da sämtliche Türen und Fenster durch eine Alarmanlage gesichert waren.
    Nachdem ich eine halbe Stunde vergeblich eine Schwachstelle im System gesucht hatte, wechselte ich in einen rabiateren Modus. Geschmeidig ein Fenster eingeschlagen und von einer gellenden Sirene begleitet nach draußen gesprintet. Unter Einstellung meiner persönlichen Bestzeit in der Hundert-Meter-Hindernis-Flucht erreichte ich mein Auto, startete und bretterte in die übernächste Seitenstraße. Keine Sekunde zu früh, denn nach der Lautstärke der Martinshörner zu urteilen, waren meine uniformierten Freunde nicht mehr weit.
    Nach vier Zigarettenlängen ließ ich den Wagen wieder auf die Hauptstraße rollen. Keine hundert Meter erwischte mich eine Streife.
    »Wo kommen Sie her?«, war ich ausgerechnet an meinen Spezi Reichert geraten.
    »Ich habe einen Kunden besucht und befinde mich auf dem Heimweg. Wieso, ist irgendwas passiert?«, gab ich die Unschuld vom Lande.
    »Bei Reisinger ist eingebrochen worden, gleich hier um die Ecke. Die Kerle müssen sich ausgekannt haben, denn sie haben eine wertvolle Federzeichnung von Picasso mitgehen lassen.«
    Ich bewunderte Oswalds Pragmatismus. Durch den kleinen Versicherungsbetrug konnte er die Verluste eines ganzen Jahres ausgleichen.
    »Darf ich einen Blick in Ihren Kofferraum werfen?«, zwirbelte Ludger Reichert an seinem monströsen Schnäuzer herum.
    »Nur zu.«
    »Weiterfahren«, hatte der Blick keine Sekunde gedauert.
    »Einen Moment noch«, drückte mir der zweite Bulle, ein pickeliges Milchgesicht, das ich noch nie zuvor gesehen hatte, einen Zettel in die Hand. »Ihr Profil ist abgenutzt. Bitte

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