Mein Schwein pfeift
Dülmener Spieler sollen unter ihren Möglichkeiten kicken. Es ist auch von Geld die Rede.«
»Geht es konkreter?«, bohrte ich nach.
»Leider nein. Ich habe beim Mannschaftstreffen einige seltsame Bemerkungen aufgeschnappt. Da ich das sowieso nie in einem Artikel bringen könnte — Onkel Fritz würde mir den Kopf abreißen —, habe ich nicht weiter nachgebohrt.«
»Wer hat was gesagt? Schließlich geht es hier nicht um ein Knöllchen wegen Falschparkens.«
Jupp wand sich wie ein Aal: »Ich weiß wirklich nicht, ob da was dran ist und wer darin verwickelt ist. Ich sage nur so viel: Der Vossen hat zwei eidesstattliche Versicherungen abgegeben. Der Typ braucht jeden Cent. Aber von mir hast du das nicht«, beeilte er sich hinzuzufügen.
»Heißen Dank, das ist doch wenigstens mal eine Spur. Übrigens bin ich telefonisch bedroht worden. Ich soll mich vom Verein fernhalten.«
»Wahnsinn«, war mein Gegenüber kaum noch zu halten. »Pass auf, Dieter. Die Geschichte kann ich mir nicht entgehen lassen. Ich versorge dich mit Infos, und im Gegenzug lieferst du mir die Story, wenn du den Mörder gefasst hast. Im Kurier kann ich die zwar nicht bringen, aber sie lässt sich bestimmt an den Westfalenanzeiger in Münster verticken. Ist das ein Deal?« Er schlabberte etwas Kaffee über sein Shirt mit der Aufschrift »Allein schlafen verschärft die Wohnungsnot«.
»Geht klar.« Jupp war eine ideale Quelle für Klatsch und Tratsch. Die musste ich mir warmhalten.
7
Als ich zu Hause den Lichtschalter betätigte, erlebte ich eine faustdicke Überraschung. Statt Karin und Grabowski lümmelten sich zwei unangenehme Gestalten auf dem Sofa herum. Der blonde nordische Typ musste mindestens zwei Köpfe größer sein als ich. Der Untersetzte hatte »Mahrlies, ich liebe dich« auf den Unterarm tätowiert, was auf einen mit allen Finessen der deutschen Orthographie vertrauten Bilderstecher schließen ließ. Lieber wäre mir jedoch gewesen, wenn die Gaspistole in seiner Hand eine Tätowierung gewesen wäre.
»An Sonntagen ist mein Büro nur bis achtzehn Uhr geöffnet. In dringenden Fällen bitte an die Detektiv-Hotline wenden. Wenn ich euch nun bitten dürfte, meine Wohnung zu verlassen, Jungs.«
Langsam bewegte ich mich rückwärts und überlegte krampfhaft, wo mein Revolver steckte. Dickerchen bewahrte mich davor, mein Gehirn überzustrapazieren. Mit einer Behändigkeit, die ich ihm nicht zugetraut hatte, sprang er über den Tisch und ballerte mir eine Ladung Gas ins Gesicht.
Die Wucht des Schusses schleuderte mich gegen die Tür, und ich glitt zu Boden. Tränen schossen mir in die Augen und ertränkten jegliche optische Wahrnehmung. Mein ganzer Körper bestand nur noch aus brennendem Schmerz. Leider war das Martyrium damit nicht beendet. Mahrlies’ Freund zog mich hoch und hielt mich fest, während der andere meinen Oberkörper mit Schlägen eindeckte. Was zu viel war, war zu viel. Mein Mageninhalt weigerte sich, solche Misshandlungen über sich ergehen zu lassen, und verließ den Körper.
»Du Fotzenkopp, das Hemd ist neu.«
Ein Tritt in den Unterleib ließ eine weitere Schmerzlawine durch mein Nervensystem rollen. Dieses meldete dem Gehirn, dass es am klügsten sei, das Bewusstsein zu verlieren.
»Wenn du weiterhin deine Nase in anderer Leute Angelegenheiten steckst, besuchen wir dich wieder«, war das Letzte, was ich auf meiner Reise in die Dunkelheit hörte.
Laut Berkeley existierten Dinge nur, wenn wir sie wahrnahmen. Demnach war ich sicher, nur böse geträumt zu haben, denn als ich meine Augen öffnete, war nichts von meinen Besuchern zu sehen, zu hören oder zu riechen.
Die Schmerzen hingegen schienen äußerst real zu sein, zu real, um von einem Traum herzurühren. Es war kein Verlass auf die Philosophen.
Karin Schumann, die auf einem Stuhl vor meinem Bett friedlich vor sich hin döste, war zwar ein Traum, aber hundertprozentig von dieser Welt. Sie hatte sich an Grabowski gelehnt, der interessiert die Bildzeitung studierte.
»Was macht ihr hier?«, versuchte ich zu sagen, aber heraus kam nur ein Röcheln.
Karin schreckte hoch: »Du bist aufgewacht, Gott sei Dank. Als ich dich gestern fand, dachte ich, man hätte dich umgebracht.«
»Ich bin unkaputtbar.«
»Wie bitte? Du darfst nicht reden. Du darfst dich überhaupt nicht anstrengen. Die Ärzte im Krankenhaus haben dir absolute Bettruhe verordnet. Hast du Schmerzen? Sag nichts. Hier.«
Sie nahm eine braune Pille von meinem Nachttisch und steckte sie mir in
Weitere Kostenlose Bücher