Mein Schwein pfeift
für dich. Ich habe unterschrieben, dass ich dich pflege. Wenn dir was zustößt, werde ich haftbar gemacht, und da du kurz vor einer chronischen Gastritis stehst, wird deine Ernährung komplett umgestellt, basta!«
»Reicht es nicht, dass ich halb totgeschlagen worden bin? Muss ich jetzt auch noch von dir bestraft werden?«
»Keine Diskussion, du machst, was ich sage. Auch Peter wird eine gesunde Kost nicht schaden.«
»Ich esse momentan gar nichts, bin auf Nulldiät«, war sein knapper Kommentar, und er wanderte in die Küche.
»Babykost für Erwachsene?«
»Das Richtige für deinen kranken Magen, mein Schatz«, wurden alle Zweifel mit einer unwirschen Handbewegung hinweggefegt.
Schon bei der ersten Begegnung vor einigen Jahren hatte ich sie insgeheim zu meiner Traumfrau erkoren, umso erschreckender war die Feststellung, dass sie komplett verrückt geworden war.
Karin schnappte sich die Tüte und marschierte ebenfalls in die Küche. Dort galt ihr erster Blick der Thermoskanne.
»Alles ausgetrunken, sehr gut. Und, geht es dir besser? Natürlich, du kannst wieder sprechen und laufen.«
»Das Zeug wirkt tatsächlich Wunder. Hör zu, ich möchte ein für alle Mal klar...«
»Was sehe ich denn da?«, starrte Schumann auf den Tisch, als läge dort eine tickende Bombe.
»Keine Ahnung, klär mich auf.«
Die Biobäuerin grapschte nach der halbvollen Gary-Larson-Tasse und hielt sie mir unter die Nase: »Damit ist ab sofort Schluss.«
Der braune Saft floss ins Spülbecken, und ehe ich einen Mucks machen konnte, wanderte auch das Kaffeepulver in den Abfalleimer. Damit nicht genug, schubste sie auch noch Grabowski zur Seite und riss den Stecker der Kaffeemaschine heraus.
»Tickst du noch ganz sauber?«, brüllten zwei Männer unisono.
»Haben wir uns nicht geeinigt, unnötige Auseinandersetzungen zu vermeiden? Ich werde die nächsten Tage hierbleiben und auf dich aufpassen.«
Mit diesen Worten nahm sie meinen Arm und zog mich Richtung Schlafzimmer: »Du legst dich hübsch wieder hin, und ich koche was Feines.«
Da jeglicher Widerstand zwecklos war, gehorchte ich, während Grabowski lautstark lamentierte, dass er noch nie so behandelt worden wäre, schon gar nicht von einer Frau. Außer natürlich von Mama.
Karin brachte mir den Dülmener Kurier ans Bett, dann verzog sie sich in die Küche, um eine weitere Prüfung meiner Leidensfähigkeit vorzubereiten. Ich fügte mich in mein Schicksal, schlug den Lokalsportteil auf und störte mich nicht an dem Gezeter, das aus der Kombüse drang.
Jupp Schrage kommentierte meinen Einstand im Dülmener Dress: »Westfälischer Grafite gibt Meisterträumen des FC neue Nahrung« lautete die Titelzeile. Neben dem Spielbericht zeichnete Jupp in einem Sonderartikel meinen sportlichen Werdegang nach und dichtete mir Probetrainings beim AC Mailand und Paris St. Germain an. Zudem sollte ich vier Jahre für Rapid Wien auf Torejagd gegangen sein. Gegen Ende des Artikels haute der Bürgermeister noch einen raus: »Laut FC-Präsident Schlemmbach hat Nanninio sich bereit erklärt, künftig wöchentlich einen Sportkommentar für den DK zu verfassen, in dem er Interna aus dem Profigeschäft verrät.«
Das war doch mal was: Ich würde ein saftiges Honorar kassieren und gleichzeitig für meine Detektei werben können. Dass sich meine Kenntnisse über das Profigeschäft auf die Artikel im Kicker beschränkten, spielte keine Rolle. Phantasie war alles.
Just als ich mir Stift und Block geschnappt hatte, kam die Krankenpflegerin mit einem Tablett ins Zimmer, legte die Schreibutensilien beiseite und setzte mir einen Teller mit einer undefinierbaren grünen Masse vor, die einen süßlichen Geruch verströmte.
»Afrikanischer Roibuschrosenkohl, sehr bekömmlich und gesund.«
»Das duftet aber herrlich«, hielt ich mit meiner wahren Meinung gehörig hinterm Berg.
»Wirklich?«, strahlte sie über das ganze Gesicht. »Ich hatte schon Angst, ich würde dich quälen.«
»Nein, nein. Es ist vollkommen richtig, nicht länger ungesundes Zeug in mich hineinzustopfen. Ab heute speise ich nur noch Vitamine und Ballaststoffe.«
Als Belohnung gab es einen leidenschaftlichen Kuss auf den Mund. Gerne hätte ich ihn verlängert, aber Schumann hatte Angst, ich könnte mich überanstrengen.
»Darf ich dich füttern?«, flüsterte sie mir zärtlich ins Ohr.
»Aber natürlich«, flüsterte ich ebenso zärtlich zurück. Als sich der Löffel bis auf fünf Zentimeter meinem weit geöffneten Mund genähert hatte,
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