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Mein Schwein pfeift

Mein Schwein pfeift

Titel: Mein Schwein pfeift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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Wagen allein zu verlassen.
    Im Laden mit dem progressiven Namen »Münsterländer Backstube« identifizierte ich sofort meine Lieblingsverkäuferin, eine hübsche Mittzwanzigerin, die allerdings mehr Metall im Gesicht hatte als manch Heimwerker in der Werkstatt, und damit war nicht nur ihre Zahnspange gemeint. Wahrscheinlich fühlte sie sich durch ihren Vornamen Maggie verpflichtet, kiloweise Blech spazieren zu tragen, in Anlehnung an die Eiserne Lady.
    »Na Dieter, wie geht’s?«, wurde ich freundlich begrüßt.
    »Muss. Und selbst?«, gab ich routiniert zurück, während ich ihr Gesicht auf Neuankömmlinge untersuchte.
    »Muss. Und, wieder ein Bauernbrot und die Reste?«, sprach sie aus, warum dieser Laden zu meinen Favoriten im Bäckereihandwerk zählte. Ich bekam dort nämlich die Brotreste vom Vortag, kostenlos natürlich, und meine Kaninchen und Geldbörse waren sehr erfreut darüber. Nebenbei war aber auch das Brot an sich nicht zu verachten.
    »Diesmal kannst du gleich zwei rüberwachsen lassen, ich hab nämlich Besuch. Pack auch noch zwei Pakete Pumpernickel dazu«, ließ ich mich nicht lumpen.
    Maggie griff unter den Tresen und zog eine Tüte heraus mit der Aufschrift »Brot & Kuchen — Nicht lange suchen — 75 Jahre Münsterländer Backstube«, angesichts der immer aggressiver werdenden Werbung ein richtig wohltuender Slogan, der die Menschen mit Sicherheit zu Tausenden in diese Bäckerei trieb. Während sie die Bestellung einpackte, zwinkerte sie mir zu: »Wann gehen wir endlich zusammen auf die Piste?«
    »Sei vorsichtig mit solchen Angeboten, nachher kommst du nicht mehr von mir los bei meiner magnetischen Anziehungskraft«, ließ ich den Witzbold heraushängen. Maggie lachte schallend los. Dabei konnte ich beobachten, dass sie sich noch keine Löcher in die Zähne gebohrt hatte, um dort Ringe oder Fahrradketten durchzuziehen.
    »Im Ernst: Wenn ich den derzeitigen Mordfall überlebe, machen wir einen richtigen Zug durch die Gemeinde, und ich zahl die Deckel. Vorausgesetzt, du traust dich mit einem alten Knacker wie mir unter die Leute.«
    »Ich wollte schon immer mit einem waschechten Comanchen einen draufmachen. Schindet bestimmt ordentlich Eindruck«, musste auch sie ihren Senf zu meinem gesunden Teint dazugeben.
    »Ich gehöre zum Stamm der Apachen, und Witze wie diese werden mit drei Tagen Marterpfahl geahndet.« Mit diesen Worten legte ich einen Zehner auf die Theke, murmelte ein »Stimmt so« — angesichts des Gesamtpreises von neun Euro achtzig äußerst generös —, holte den Brotrestesack aus dem Lagerraum und empfahl mich.
    Just als ich die Leckereien im Kofferraum verstaute, ertönte ein Schuss. Hörte sich verdammt nach einer großkalibrigen Waffe an, wenn auch aus der Ferne.
    Ich schlug den Kofferraumdeckel zu und robbte zur Fahrerseite. Dass sich auf dem Straßenbelag bereits einige Hunde verewigt hatten, war zwar unangenehm, aber das geringere Übel im Vergleich zu einem Loch im Schädel. Vorsichtig blickte ich mich um, konnte aber nichts Verdächtiges ausmachen. Also behutsam die Tür geöffnet und auf den Sitz geglitten. Dann knallte es zum zweiten Mal, und zwar direkt neben mir.
    Würde nicht die Hundescheiße an den Hosenbeinen kleben, hätte ich lachen müssen, als die Identität des Schützen geklärt war: Grabowski junior hatte kräftig gepupst.
    Und das war erst der Auftakt, denn jetzt legte Kevin richtig los. Der bestialische Gestank ließ sich durch das Herunterkurbeln der Seitenfenster abmildern, nicht jedoch das einsetzende Geschrei, denn das Geknatter war offensichtlich das Wecksignal gewesen. Panisch sprintete ich zum Kofferraum und befreite ein einigermaßen weiches Milchbrötchen aus dem Restesack. Als ich mit dem Backwerk in der Hand hinter dem Lenkrad Platz nahm, wurde Kevin ganz hektisch. Gnädig überantwortete ich ihm das Weizenprodukt und ließ ihn mümmeln. Fortan erfüllte ein seliges Schmatzen die Familienkutsche.
    Just als ich die nächsten Schritte planen wollte, klingelte das Handy: Boris Schiöhr.
    »Könnten Sie heute Abend vorbeikommen? Sagen wir gegen sechs?«, drang es aus dem Kasten.
    »Ist was mit dem Sand?«, konnte ich meine Aufregung nur schwer verbergen.
    »Kann man so sagen. Jetzt muss ich aber zum Unterricht, alles Weitere nachher.« Und zack war die Verbindung unterbrochen.
    Endlich eine erfolgversprechende Spur. Zudem erledigte sich damit die weitere Zeitplanung, denn unter Umständen präsentierte Boris mir schon die Lösung des Falls. Also

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