Mein Schwein pfeift
besprechen. Darf ich reinkommen?«
»Nein, tschüs«, wollte sie mir die Haustür vor der Nase zuschlagen, aber ich hatte schon einen Fuß dazwischen.
»Dann wird leider die ganze Nachbarschaft von deinem neuen Lover erfahren«, setzte ich meine Unschuldsmiene auf.
Monas Gesicht zeigte keine Regung, aber immerhin öffnete sie die Tür und lud mich mit einer Handbewegung ein: »Du hast fünf Minuten.«
Die Wohnung war geschmackvoll eingerichtet. Alles Designermöbel, die zu Wohnlandschaften gruppiert waren. Die hellen Hölzer und weichen Formen waren harmonisch aufeinander abgestimmt. Ich spazierte über einen Colani-Teppich und nahm auf der roten Chaiselongue Platz. Kevin setzte ich vor den Fernseher, auf dem irgendeine Doku über Insekten lief, was sofort zu einer erheblichen Lautstärkereduzierung führte.
»Schön hast du’s hier«, versuchte ich, das Eis zu brechen.
»Ja, unser Innenarchitekt und der Feng-Shui-Berater haben ganze Arbeit geleistet. Wie war das mit dem Liebhaber?« Sie wanderte zu einer in die Schrankwand integrierten Minibar und schenkte sich einen Orangensaft ein. Mir bot sie nichts an.
»Ich will den Mord an deinem Mann aufklären, da wäre etwas mehr Kooperation von deiner Seite durchaus hilfreich.«
Kevin fing wieder an zu plärren. Meine Nase verriet mir den Grund. Also erst mal ins Badezimmer.
Während ich die Verdauungsüberreste beseitigte, telefonierte Mona im Wohnzimmer: »Nein, Baby, ich komme etwas später. Sind die Kandidaten schon da? Okay, bis gleich.«
Mit einem Gästehandtuch wischte ich den Zwergenpo sauber, was mit einem bezaubernden Strahlen belohnt wurde. Hoffentlich hielt sich seine gute Laune noch etwas, so ungefähr für zehn Stunden.
»Dein Sohn?«, war sie jetzt deutlich entspannter, als wir zurückkehrten.
»Nein, von einem Freund, dem ich damit einen Gefallen tue.«
»Und ich dachte schon, du wärst mittlerweile solide geworden, aber klar: So ein süßes Kind kann nicht von dir stammen«, grinste sie.
»Hör mal, ich weiß, dass es mich nichts angeht, aber ich habe deinen Freund im Verdacht, Angelo umgebracht zu haben«, versuchte ich, die Schönwetterfront auszunutzen.
»Du hast recht, es geht dich nichts an. Abgesehen davon sind deine Vermutungen lächerlich. Okay, ich habe einen Freund. Warum auch nicht? Wir haben eine offene Beziehung geführt. Angelo hat sicherlich jeden Frauenhintern dieses Kaffs in natura gesehen. Da habe ich mich halt revanchiert.«
»Reisinger hat eine Menge dreckiger Geschäfte laufen, und ein Mord bereitet ihm sicher keine schlaflosen Nächte«, war ich durchaus auch ein bisschen besorgt um meine Jugendliebe.
»Wer zum Teufel ist Reisinger?«, zauberte Mona einen erstaunten Ausdruck auf ihr hübsches Gesicht.
»Dein Lover, Oswald Reisinger«, antwortete ich mit einer Engelsgeduld.
»Ich weiß nicht, woher du den Namen hast, aber ich kenne den Typen nicht. Bist du sicher, dass du den richtigen Beruf ausübst?«
Warum log sie mich an? Ich konnte ihr natürlich die Wahrheit über die Beschattung sagen, aber das würde dann wohl das endgültige Aus unserer wie auch immer gearteten Beziehung bedeuten.
»Ich kann dir nur den freundschaftlichen Rat geben, extrem vorsichtig zu sein. Mit dem Knaben ist nicht zu spaßen.«
»Hast du Tomaten auf den Ohren? Ich kenne diesen Mann nicht. Mein Freund heißt nicht Reisinger. Aber da du gerade hier bist: Seit einigen Wochen werde ich telefonisch belästigt. Kümmere dich lieber darum als um dieses Phantom.«
»Erzähl mal«, ging ich auf sie ein, obwohl ich ihre Behauptung für reine Ablenkungstaktik hielt.
»Seit Mitte letzten Monats ruft hier ein Mann mit verzerrter Stimme an. Ich hätte ihn betrogen, und dafür müsste er mich mal >richtig rannehmen<, wie er es ausgedrückt hat. Erst hab ich das als Kleinjungenstreich abgetan, aber mittlerweile habe ich das Gefühl, dass er mich verfolgt. Gestern ist dann das Fass übergelaufen; ich habe in die Muschel geschrien, dass er sich seinen Stummelschwanz sonst wohin stecken kann. Da wurde er richtig ekelhaft und hat mich massiv bedroht: Zu meinem nächsten Geburtstag bräuchte ich keinen mehr einzuladen, und er würde auf meinen Grabstein pissen und so weiter.«
»Ich werde der Sache nachgehen«, hatte ich die Geschichte unter Freundschaftsdienst abgehakt, falls da wirklich was dran war.
»Hat der Unbekannte auch von Angelo gesprochen, oder kannst du dir sonst jemanden vorstellen, der es auf ihn abgesehen haben könnte?«, kam ich
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