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Mein Seelenauftrag

Mein Seelenauftrag

Titel: Mein Seelenauftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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andere Seite des Beurteilens
    An diesem Punkt tut sich eine Gelegenheit zur Klärung auf, da das Wort Urteil eine weitere Bedeutung hat. In dem Sinn, mit dem wir uns hier beschäftigen möchten, erweitert der Akt des Beurteilens die reine Beobachtung um ein geistiges Vorurteil oder eine voreingenommene Wahrnehmung sowie eine negative emotionale Ladung. Mit diesen beiden zusätzlichen Faktoren verlässt man das objektive und neutrale Terrain der Bewertung und begibt sich auf das von Vorurteilen und emotionalem Aufruhr geprägte Gebiet eines urteilenden Ansatzes. Kurz, die Dualität der Energie von Richtig oder Falsch hat in den Prozess Einzug gehalten.
    Psychologisch ordnet der solchermaßen verstandene Akt des Urteilens eine Person, ein Ereignis oder eine Situation als richtig oder falsch, gut oder schlecht ein. Der Grund dafür ist geistige Voreingenommenheit oder eine voreingenommene Wahrnehmung. Dabei kommt eine innere Regel, ein Maßstab oder eine Überzeugung zum Tragen, die der Urteilende sowohl für wahr als auch für wichtig hält. Hat eine voreingenommene Wahrnehmung erst einmal Eingang in einen Prozess gefunden, kommt es zu einem emotionalen Aufruhr, der das Vorurteil wiederum stärkt und stützt. Erkennen Sie, wie sich das Ego in den Bewertungsvorgang eingeschlichen und damit den Akt des Beurteilens ins Negative verkehrt hat?
    Wenn Sie mit urteilenden Augen sehen, blicken Sie durch Wahrnehmungsfilter, die eine klare und objektive Sicht verhindern. Es ist ein ernüchternder Gedanke, dass dieses urteilende Sehen eine Nebenwirkung dessen ist, wie die große Mehrheit der Menschen auf diesem Planeten konditioniert ist. Wenn Sie derartige Urteile über sich, andere, die Welt und sogar Gott fällen, werden sie zu den Steinen, die Sie regelmäßig in Ihren Rucksack packen.
    Wenn man mit den Augen des Ego sieht, geht dies automatisch mit urteilendem Denken einher. Giftig wird dies durch die negative emotionale Energie und das selbstgerechte Urteil, die aus gewissen Überzeugungen von Richtig oder Falsch hervorgehen. An diesem Punkt kommt zum Tragen, dass Sie auch andere Glaubenssätze wählen können, die Ihnen im Hinblick auf Ihre spirituelle Entwicklung bessere Dienste leisten.
    Lassen Sie uns noch einmal auf das Beispiel vom Wein zurückkommen. Wenn Sie mit dem urteilenden Modell arbeiten, ist es, als würden Sie sagen: »Dieser Wein ist der beste, weil ich ihn am liebsten mag. Und weil ich ihn am liebsten mag, ist er gut und alle anderen schlecht. Natürlich bin ich berechtigterweise empört und verärgert über die schiere Existenz dieser schlechten Weine und werde tun, was ich kann, um die Weingüter zu vernichten, die sie produzieren.«
    Sie halten dieses Beispiel für absurd? Dann ersetzen Sie das Wörtchen Wein durch Rasse oder Religion oder ethnische Zugehörigkeit oder Kultur oder sozioökonomischen Status oder durch andere Inhalte tagespolitischer Themen, und Sie erhalten ein recht genaues Abbild dessen, worüber die Nachrichtensender in aller Welt fast allabendlich berichten.
    Vielleicht empfinden Sie die Welt als einen zu breiten Rahmen. Wie wäre es also mit dem letzten Mal, als Sie emotional aus dem Gleichgewicht gerieten und einen »Ich bin verärgert, weil …«-Streit mit Ihrem Ehepartner, einem Verwandten, einer Kollegin, einem Kind oder einer Freundin anfingen, weil diese gegen Ihre Überzeugungen oder Maßstäbe verstoßen hatten? Denken Sie daran, dass Sie sich jedes Mal, wenn Sie emotional in Aufruhr geraten, im Ego und damit dem dualistischen, urteilenden Denken befinden, aus dem heraus Sie häufig nur reagieren, statt bedacht zu handeln. Das folgende Diagramm soll diesen Vorgang bildlich darstellen.

    Abbildung 13
    Dieser Prozess beginnt schlicht mit dem Eingeständnis, dass Dinge geschehen und dies eine korrekte Definition dessen ist, was ist. Was immer geschieht, ist das, was ist! Momentan sieht Ihre Wirklichkeit so aus, dass Sie diese Seite in diesem Buch lesen. Es ist allerdings nicht Ihre ganze Realität. Sie sind auch am Leben, haben ein bestimmtes Alter und Geschlecht, leben in einem bestimmten Land und so weiter. Aber das, was in diesem Augenblick geschieht, ist, dass Sie diese Seite dieses Buches lesen.
    Während Sie lesen, denken Sie hoffentlich über die dargelegten Ideen nach. An diesem Punkt durchläuft das, was ist, also die Erfahrung der geistigen Verarbeitung gelesener Informationen, sofort einen aus Ihren konditionierten Überzeugungen bestehenden Wahrnehmungsfilter.

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