Mein Seelenauftrag
entscheiden will, nach welchen Überzeugungen man leben möchte.
Abbildung 14
Beginnen Sie beim Betrachten von Abbildung 14 ebenso wie bei dem in Abbildung 13 gezeigten Urteilsmodell mit dem Gewahrsein, dass Dinge geschehen. Was immer geschieht, ist das, was ist! Verzichten Sie darauf, das Ereignis als richtig oder falsch einzuordnen, während es ins Feld Ihres Gewahrseins dringt. Beobachten Sie einfach, was geschieht, und akzeptieren Sie es. Oder wie die herrlich erfrischende Lehrerin und Autorin Byron Katie sagt: » Wenn ich mit der Wirklichkeit streite, verliere ich – aber nur in jedem Fall.« 42
Erkennen Sie, weshalb es von Vorteil ist, wenn Sie sich für einen Zustand der Akzeptanz und einen Prozess des Bewertens entscheiden, statt für einen Zustand des Urteilens verbunden mit emotionaler Aufregung und Missbilligung? Wenn Sie urteilen, geben Sie vor zu wissen, was in einer bestimmten Situation spirituell richtig ist. Die meisten Menschen können allerdings nicht den Anspruch erheben, über spirituelle Hellsichtigkeit und das damit einhergehende unfehlbare Wissen zu verfügen. Wie können Sie also urteilen, wenn Sie wissen, dass Sie den spirituellen Lehrplan eines bestimmten Menschen in einer bestimmten Situation nicht kennen? Oder wie Dr. Hunter einst sagte: »Du hast ja keine Ahnung, wie hart die inneren Meister arbeiten müssen, damit genau die richtigen Leute in dem Flugzeug sitzen, das abstürzen soll.« Die einzige spirituell angemessene Entscheidung besteht darin zu akzeptieren, was ist, und zu überlegen, ob und was Sie tun möchten.
Innerhalb eines solchen Referenzrahmens herrscht tiefes Mitgefühl. Warum Mitgefühl? Weil das Authentische Selbst Liebe ist und nur auf diese Weise auf eigenes oder fremdes Leid reagieren kann. Dem Authentischen Selbst ist es schlichtweg unmöglich zu urteilen, da es weiß, dass das ganze Leben einem spirituellen Zweck dient, ganz gleich ob dies bekannt ist und erkannt wurde oder nicht. Wenn wir in unserem Authentischen Selbst zu Hause sind, können wir nur Liebe empfinden, die überquillt und alles Leben erfasst – ob Freude oder Leid.
Im Bewusstsein des Authentischen Selbst akzeptieren Sie jedes Leid und jeden Schmerz, da Sie wissen, dass Sie die darin verborgene spirituelle Chance oder den potenziellen Segen nicht kennen. Vielleicht können Sie an dem, was geschehen ist, kaum etwas oder nur wenig ändern. Eines aber können Sie immer tun: Sie können beschließen, den Leidenden helfend und mitfühlend zur Seite zu stehen, während sie durchmachen, was sie durchmachen. Viele Menschen sind sich dessen vielleicht nicht bewusst, aber die Wörterbuchdefinition der Vorsilbe com - des englischen Wortes compassion (deutsch »Mitgefühl) bedeutet »mit«. Das Wort passion geht auf den lateinischen Begriff passio , also »Leid«, zurück. Der ganze Begriff bedeutet wörtlich übersetzt »mit oder bei dem Leidenden zu sein«. Wir haben einmal gehört, wie der spirituelle Lehrer Ram Dass seinen Lehrer mit den Worten zitierte: In einem vollkommen verwirklichten Wesen bleibe nur ein einziges Gefühl zurück, nämlich »unendliches, unerträgliches Mitgefühl«.
Wenn Sie mit dem auf dem Ego basierenden Urteilsmodell arbeiten, werden Sie stets nach Ihrer Einschätzung von Richtig oder Falsch und deshalb meist voreingenommen, kurzsichtig und eigennützig handeln. Wenn Sie versuchen, Leiden zu lindern, werden Sie es aus Mitleid mit dem Betreffenden tun. Im Grunde entspringt Ihre Reaktion der folgenden, aus dem Ego geborenen Sichtweise: »Dieser Mensch muss Schreckliches durchmachen. Es wäre furchtbar, wenn ich Ähnliches erdulden müsste. Er tut mir so leid.« Ein solcher Ansatz weist dem Leidenden die Opferrolle zu und offenbart einen Mangel an spirituellem Gewahrsein. Denn wie können Sie wissen, welche Chancen die Seelen anderer Menschen durch ihre Erfahrungen bekommen?
Einführungskurs Mitgefühl
Das Wesen des Mitgefühls wurde mir eindringlich vor Augen geführt, als ich mein Promotionsstudium in Psychologischer Beratung an der New Mexico State University in Las Cruces begann. Ich sage nur: Statistikseminar um acht Uhr morgens! Statistik war weder mein Lieblings- noch mein Paradefach, aber da ich es nun mal meistern musste, wurde ich zu einem absoluten Genie im Mitschreiben. Ich machte umfangreiche Notizen in meiner ganz persönlichen Kurzschrift. Unmittelbar nach dem Unterricht fertigte ich eine ausführlichere Niederschrift an, mit der ich später bei der
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