Mein Seelenauftrag
Modell arbeiten, liefert die Beobachtung Ihrer emotionalen Reaktion auf die Ereignisse und Situationen in Ihrem Leben. Falls etwas, wie Sie in Abbildung 13 sehen können, eine negative emotionale Reaktion auslöst, bedienen Sie sich diesbezüglich des Ansatzes von Richtig oder Falsch. Jedes Mal, wenn Sie sagen: »Ich bin verärgert, weil …«, sehen Sie mit den Augen des Ego.
Lassen Sie uns noch einmal auf Abbildung 13 zurückkommen. Sie zeigt, dass Sie selbst dann auf das dualistische, mit dem Urteilen einhergehende Denken zurückgreifen, wenn Sie sagen: »Ich bin glücklich, weil …«, da Sie Ihren inneren Zustand an einer äußeren Ursache festmachen. Weil die Leute aber keine Hilfe in Anspruch nehmen, wenn es ihnen gut geht, halten sie diese Dynamik oft für etwas ganz anderes. Aber es spielt keine Rolle, ob Sie die Formulierung »Ich bin verärgert, weil …« oder »Ich bin glücklich, weil …« verwenden. In beiden Fällen handelt es sich um dieselbe egobezogene dualistische Art, in der Welt zu leben.
Kehren wir noch einmal zum Beispiel vom Tod des geliebten Menschen zurück, um zu sehen, wie dies funktioniert. Was wäre, wenn Sie der Überzeugung wären, dass sein Tod zwar einerseits ein großer Verlust für Sie, andererseits aber auch ein Segen sei, da dieser Mensch sehr krank war und starke körperliche Schmerzen hatte, von denen er nun endlich erlöst ist? Sie würden den Verlust betrauern, könnten aber gleichzeitig dankbar sein, dass sein Leiden nun ein Ende hat. Wenn Sie über diese Erfahrung sprächen, würden Sie unter Umständen tatsächlich sagen: »Ich bin dankbar, weil …« Sie würden ihm zu Ehren großzügig für einen guten Zweck spenden. Vielleicht würden Sie sogar niederknien und Gott dafür danken, dass er ihn erlöst hat. Der von Ihnen geplante Gedenkgottesdienst könnte durchaus zu einer tief empfundenen Feier seines Lebens werden.
Wir wollen selbstverständlich nicht sagen, dass Menschen ihre positiven Gefühle aufgeben sollten, um spirituell voranzukommen. Je weiter sie auf ihrem Weg vorangehen, desto lebendiger und freudiger werden sie im Gegenteil meist sogar. Der Unterschied liegt darin, dass diese Freude ihrem spirituellen Wachstum entspringt und keine äußere Ursache hat. Sie entströmt dem Authentischen Selbst, unabhängig von den äußeren Umständen.
Im Hinblick auf dieses Buch ist es wichtig zu verstehen, dass die Beurteilung von Richtig oder Falsch – die dualistische und auf dem Ego basierende Haltung, von der wir hier sprechen – stets unnötiges emotionales Leid verursacht, wenn die Einstellung zugrunde liegt: »Ich bin verärgert, weil …« Sobald dieser Prozess läuft, funktionieren Sie nicht mehr in einem Bewusstsein neutraler Beobachtung und Bewertung. Stattdessen sind Sie in Ihrer Wahrnehmung voreingenommen, urteilen und werden auch weiterhin emotionalen Schmerz empfinden, während Sie immer mehr Steine in Ihren Rucksack packen und Ihre Last damit immer schwerer machen. All dies haben Sie der Selbstgefälligkeit des kleinen Selbst sowie seiner Abhängigkeit davon zu verdanken, dass es die Welt durch die dualistischen Wahrnehmungsfilter von Richtig und Falsch betrachtet.
Akzeptanz – die Alternative
Akzeptanz ist eine völlig andere Art, in einer Welt zu leben, die zum Urteilen sowie zu der Einstellung neigt: »Ich bin verärgert, weil …« Das Wörtchen radikal bezeichnet die Abweichung von anerkannten oder traditionellen Vorgehensweisen. Die überwältigende Mehrheit der Menschen bedient sich des traditionellen Ansatzes, beurteilt die Dinge als richtig oder falsch und sagt dann: »Ich bin verärgert, weil …« Man braucht sehr viel Mut, um über den Bereich hinauszugehen, in dem man sich wohlfühlt. Es ist in einem gewissen Sinne tatsächlich radikal.
In ihrem Buch Chakren. Die sieben Zentren von Kraft und Heilung bezeichnet Caroline Myss diesen Befreiungsprozess als Auftauchen aus der Stammeskultur. Sie schreibt: »Unsere spirituelle Macht wächst, wenn wir in der Lage sind, über die Widersprüche hinauszusehen, die den Stammeslehren innewohnen, und eine tiefere Ebene der Wahrheit anzustreben.« 41 Man könnte den Begriff Stammeslehren auch durch die Lehren der Familie, der Gesellschaft oder jeder anderen eng verbundenen Gruppe ersetzen, deren Maßstäbe man sich zu eigen macht. Man hat die Wahl, ob man die traditionellen Glaubenssätze einer Gruppe automatisch und unbewusst übernehmen oder ob man seine innere Arbeit machen, bewerten und bewusst
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