Mein Seelenauftrag
gegenüber klagen würden, wie schrecklich Ihre Kleine sich anstellt, weil sie die meiste Zeit hinfällt statt zu laufen. Sie würden ihren Prozess nicht verspotten und sagen, er sei fehlerhaft (da Hinfallen nichts mit Laufen zu tun hat), oder sie aufgrund ihrer unterdurchschnittlichen und mangelhaften Leistung verurteilen. Niemand wäre so töricht. Da wir alle wissen, was es heißt, laufen lernen zu müssen, haben wir Mitgefühl mit der stolpernden Kleinen, ermuntern und unterstützen sie. Wir loben ihre Bemühungen und trösten sie, wenn sie fällt.
Aber unterscheiden wir uns tatsächlich so sehr von diesem kleinen Mädchen? Der einzige Unterschied besteht darin, dass die meisten von uns nicht das Laufen, sondern das Lieben lernen; und vor allem zu Beginn sehen wir vieles, was man als Fehler bezeichnen könnte. Menschen legen häufig Verhaltensweisen und Einstellungen an den Tag, die alles andere als liebevoll scheinen. Angesichts des enormen Umfangs der spirituellen Entwicklung sollte man eines jedoch nie vergessen: Es ist sehr viel zeitaufwändiger und unendlich schwieriger, bedingungsloses Lieben zu lernen als laufen. Erinnern Sie sich an das Prinzip Nr. 6, dass die spirituelle Entwicklung kein Ereignis, sondern ein Prozess ist? Es dauert seine Zeit, sich spirituell zu entwickeln, seine Probleme zu lösen und sich unter anderem die bedingte Reaktion abzugewöhnen, andere zu verurteilen und ins Unrecht zu setzen. Es ist ein eher langsamer Prozess, wenn wir erwachen und neue Möglichkeiten des Sehens und des Seins erkennen.
Zum Glück spielt Zeit für Seelen kaum eine Rolle. Sie sind sich bewusst, dass nur das Jetzt existiert! Wenn wir in der materiellen Welt »hinfallen«, schürfen wir uns meist nur die Knie auf. Wenn wir beim Liebenlernen »hinfallen«, empfinden wir meist erheblichen geistigen und emotionalen Schmerz und Leid. Ein aufgeschlagenes Knie ist eine Sache, ein verletztes Ego eine völlig andere. Ist es übrigens nicht interessant, dass man im Englischen von »falling in love« spricht, wenn man sich verliebt?
Die Wanderung geht weiter
Da sind Sie nun und wandern mit einem Rucksack voller Steine durch die Berge. Was aber sind diese Steine? Nichts anderes als die Urteile , die Sie im Laufe Ihres Daseins angesammelt haben. Die Ermahnung: »Richtet nicht, auf dass ihr nicht gerichtet werdet« 44 ist keine falsche Psychologie. Sie ist sowohl psychologisch als auch spirituell sinnvoll, wenn Sie erkennen, dass Sie mit jedem gefällten Urteil einen weiteren Stein in Ihren Rucksack packen und dieses zusätzliche Gewicht mit sich herumschleppen müssen, bis Sie so klug sind, es wieder herauszunehmen. Um sich in dieser Gebirgslandschaft erfolgreich zurechtzufinden, müssen Sie zwei Dinge beherrschen, und wenn Sie spirituell wachsen möchten, müssen Sie beide erlernen:
1. Da wäre zunächst die Haltung der Akzeptanz. Wenn Sie die Praxis der Akzeptanz meistern, lernen Sie weiterzugehen, ohne neue Steine aufzusammeln.
2. Die zweite Fähigkeit besteht darin zu lernen, sich von Urteilen, Missverständnissen, Fehlinterpretationen und Fehlidentifikationen zu lösen. Damit entfernen Sie die Steine, die Sie bisher gesammelt haben und die Ihren Rucksack seit langer Zeit beschweren. Wir werden uns in Kapitel 9 damit beschäftigen.
Diese beiden Fähigkeiten sind eng miteinander verwandt, und indem Sie sie erlernen und praktizieren, schreitet das spirituelle Erwachen exponentiell fort. Wenn Sie nur eine von beiden meistern, bleibt Ihr Fortschritt begrenzt.
Akzeptieren oder Urteilen, das ist hier die Frage
In Kapitel 4 haben wir erklärt, dass der Bereich des Authentischen Selbst vom Ego getrennt ist. Er hat keine duale Struktur, ist Liebe und bringt auch die Frequenzen des Mitgefühls, der Begeisterung, der Freude, des Friedens und der Akzeptanz zum Schwingen. Aus dieser erhabenen Position betrachten Sie die alltäglichen Ereignisse neutral im Rahmen der spirituellen Realität. Sie sehen und akzeptieren, dass das Leben viele verschiedene Ausdrucksformen und Erfahrungen kennt.
Wenn Sie das Leben aus dieser Perspektive betrachten, entscheiden Sie sich gegen das Urteilen. Sie beobachten und akzeptieren, was ist, und bewerten die vorhandenen Alternativen. Gelegentlich verlangt eine Situation, dass Sie schnell entscheiden, wie es weitergehen soll. Als ich noch ein junger Mann war und in New York lebte, fuhr ich eines Tages auf den Brooklyn-Queens Expressway, der nach heutigen Maßstäben alles andere als eine
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