Mein skandaloeser Viscount
Victoria ihn an. Hatte er sie schon länger beobachtet? Mit bang klopfendem Herzen wollte sie an ihm vorbeigehen. „Ich bin eine verheiratete Frau, signore , und möchte Sie in aller Höflichkeit darum …“
Er packte sie am Arm und drehte sie grob zu sich herum, als hätte sie genau das Gegenteil gesagt. Sein herrischer Blick durchbohrte sie, seine Finger drückten schmerzhaft in ihren Arm. Er beugte sich zu ihr und raunte heiser: „Ihr Ehemann wird nie etwas davon erfahren. Kommen Sie mit mir. Ich verspreche Ihnen, Sie bis zum Abend zu ihm zurückzubringen.“
Victorias Augen wurden schreckensweit. Was bildete sich dieser lüsterne Grobian eigentlich ein? Mit einem Ruck löste sie ihren Arm aus seiner Umklammerung, warf die Maske ins Regal und starrte ihn entrüstet an. „Sie gehen entschieden zu weit, Sir. Ich bitte Sie, mich in Ruhe zu lassen, sonst rufe ich die Polizei.“
Sie wirbelte herum, raffte die Röcke und floh den Gang entlang in die entgegengesetzte Richtung. „Cornelia!“, rief sie laut.
Sie wollte keine Sekunde länger den Belästigungen dieses üblen Kerls ausgesetzt sein, hastete an einem Regal nach dem anderen vorüber, verfolgt von den schwarzen Augenhöhlen grinsender Fratzen, hielt verzweifelt Ausschau nach Cornelia, ohne einem einzigen Kunden, geschweige denn ihrer Schwägerin, in diesem dämmrigen Irrgarten zu begegnen.
Der Schatten des Fremden begleitete sie drohend auf der anderen Seite der offenen Regale, sie spürte seine glühenden Blicke durch die Zwischenräume der Fächer. Sie nahm wahr, wie er in die Innentasche seiner Weste griff und etwas hervorzog.
Das Entsetzen schnürte ihr die Kehle zu, sie konnte kaum atmen. Am Ende des dunklen Ganges blickte sie ängstlich nach rechts und links, bevor sie weiterhasten wollte, doch der Mann stürzte sich auf sie.
Victoria schrie gellend, als er sie brutal gegen den Holzrahmen stieß und mit seinem Körpergewicht gefangen hielt. Er riss ihr den Hut vom Kopf, hielt ihr das Kinn fest und drückte ihr ein zerknülltes Taschentuch in den Mund. Sie würgte und versuchte es auszuspucken, doch er stopfte ihr den Knebel mit der flachen Hand tiefer in den Mund.
Sie schrie aus Leibeskräften, aber das Tuch und seine Hand erstickten ihre Schreie zu einem hilflosen Wimmern. Tränenblind warf sie den Kopf von einer Seite zur anderen, wand sich verzweifelt und trommelte wütend mit den Fäusten auf ihn ein. Ihre Ellbogen stießen hart gegen die Holzkanten; ein stechender Schmerz fuhr ihr in die Arme.
Der Fremde presste sie unerbittlich mit seinem Körper gegen das Regal und nahm eine elfenbeinhelle Porzellanmaske aus dem Fach hinter ihrem Kopf. „Die wird Ihnen besser passen“, keuchte er.
Er legte ihr die kalte Porzellanmaske über das Gesicht, die ihr Blickfeld verengte und ihr den Knebel noch tiefer in den Mund schob.
Mit schreckensweiten Augen schüttelte sie den Kopf, um die Maske loszuwerden, doch er hatte bereits die Bänder an ihrem Hinterkopf festgezurrt, die ihr schmerzhaft in Schläfen und Schädeldecke schnitten. Mit aller Kraft stemmte sie die Hände gegen ihn, doch all ihre Versuche, sich von ihm zu befreien, blieben vergeblich.
Der Mann war völlig irrsinnig! Hatte diese Bestie vor, ihr Gewalt anzutun? In den dunklen Winkeln eines öffentlich zugänglichen Geschäfts?
Sie glaubte, unter seinem Gewicht zu ersticken, während er seine harte Schwellung an ihr rieb. Im nächsten Moment entledigte er sich mit einer Handbewegung seiner Halsbinde und bog Victorias Arme gewaltsam nach hinten. Masken rutschten aus den Fächern und zerbarsten klirrend auf den Holzdielen. Sein böse grinsendes Gesicht war dicht vor ihren Augen, als er die Krawatte um ihre Handgelenke schlang und festband. Nun war sie völlig wehrlos.
Victoria versuchte, so ruhig wie möglich Luft zu holen, um nicht das Bewusstsein zu verlieren. Es fiel ihr schwer, unter der Porzellanmaske zu atmen, die feucht geworden war von ihren Tränen und dem Angstschweiß, der ihr aus allen Poren brach.
Der Verrückte hielt sie mit eisernem Griff um die Mitte fest und schubste sie vor sich her in einen noch dunkleren Gang im hinteren Teil des Ladens. Sie versuchte zu fliehen, ihre Beine verhedderten sich in ihren Röcken, und sie stolperte. Der Unhold stieß sie gegen ein Regal und presste seinen massigen Körper gegen sie, sie war ihm hilflos ausgeliefert.
Er beugte sich über sie und bedeckte ihren Hals mit feuchten Küssen. „Vengo a trovare lei stasera“ , flüsterte
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