Mein skandaloeser Viscount
vorüberglitt.
SKANDAL 16
Sobald eine Dame in den Ehestand tritt, ist sie keineswegs gegen die Gefahren eines Skandals gefeit. Es gelten lediglich andere Regeln, die von den Erwartungen ihres Ehemanns diktiert werden. Nicht selten stellt der Gemahl höhere Erwartungen an sie als die Gesellschaft, was der Jungvermählten lästig und entmutigend erscheinen mag.
Wie vermeidet man einen Skandal, Autor unbekannt
G iovanni!“ Cornelias erregte Stimme gellte durch das Haus. „Wo bist du? Giovanni? Ich muss augenblicklich mit dir sprechen! Um Himmels willen, Giovanni !“
Im Salon warf Jonathan die Karten auf den filzbezogenen Spieltisch und sprang mit einem erschrockenen Blick zu seinem verdutzten Schwager auf.
Beide Männer rannten aus dem Zimmer.
Um Himmels willen, was war geschehen?
„Cornelia?“, rief Jonathan und stürmte mit jagendem Puls ins Foyer, wo Cornelia und Victoria sich aus ihrer Umarmung lösten.
Giovanni überholte ihn. „Hai fatto male?“ , fragte er seine Gemahlin besorgt.
Cornelia beachtete ihn nicht und hob Jonathan unter der breiten Krempe ihres plissierten Seidenhutes ihr erhitztes Gesicht entgegen. Ihre Augen waren gerötet und von Tränen geschwollen, ihre Lippen bebten. „Wie konntest du nur? Wie konntest du das tun?“
Jonathan stockte der Atem. So wütend hatte er seine Schwester noch nie erlebt. „Was? Was habe ich getan?“
„Wie kannst du behaupten, andere zu lieben, wenn du dich selbst nicht liebst?!“, schrie sie vollkommen außer sich. „Ich wäre lieber gestorben, als dies zuzulassen. Hast du denn keinerlei Selbstachtung?“
Ihre schallende Ohrfeige riss ihm den Kopf zur Seite und hinterließ rote Fingerabdrücke auf seiner Wange. Jonathan stand wie gelähmt da.
„Cornelia, ich bitte dich!“ Victoria stieß sie unsanft beiseite. „Diesen Vorwurf hat er nicht verdient. Nicht von dir. Von niemandem. Lass ihn zufrieden!“ Victoria warf sich ihm an die Brust und schlang die Arme um ihn.
Jonathan gefror das Blut in den Adern. Cornelia wusste Bescheid über ihn und die marchesa . Sie wusste, dass er ihr bezahlter Liebesdiener gewesen war. Damit war der letzte Rest seiner Ehre, seines Stolzes, seines guten Namens … endgültig verloren. Das Einzige, was ihm noch geblieben war. Aus und vorbei. Wegen Victoria. Wegen der Frau, der er geglaubt hatte, vertrauen zu können. Der Frau, die er geglaubt hatte zu lieben, auch wenn sie ihm ihre Liebe verweigerte.
Zähneknirschend entzog er sich ihrer Umarmung und packte sie erzürnt an den Schultern. „Du hast es ihr gesagt? Obwohl ich dich ausdrücklich darum gebeten habe, es nicht zu tun? Warum hast du das getan? Warum?“
Victoria sah ihn an, auch ihre Augen waren von Tränen gerötet und geschwollen. „Bitte sei mir nicht böse. Verzeih. Ich wollte es ihr nicht sagen. Ich …“
„Du hattest kein Recht dazu!“ , brüllte er und rüttelte sie so grob, dass ihr Hut verrutschte und ihr die blonden Locken in die Stirn fielen. Wieder rüttelte er sie. „Dieses Recht hatte nur ich! Nicht du! Bin ich nicht lange genug im Staub vor dir gekrochen? Ist es das? Wolltest du mir den letzten Rest meiner Ehre nehmen und mich auch noch vor meiner Familie demütigen?“
Victorias Augen füllten sich erneut mit Tränen, sie begann zu schluchzen. „Jonathan, bitte. Verzeih mir. Ich …“
„Remington!“ Giovanni schob ihn rüde zur Seite und zwang ihn, von Victoria abzulassen. „Du tust ihr weh! Hör auf damit!“
Jonathan wandte sich ab und fuhr sich mit zitternden Fingern durch das Haar. Es war ihm unmöglich, Cornelia und Victoria anzusehen. Nun war er für immer nichts als eine wertlose Hure. Auch in den Augen seiner Schwester. Diesen Verrat würde er Victoria niemals verzeihen.
Cornelia fasste sich und meldete zu Wort. „Giovanni, du musst etwas unternehmen. Marchese Casacalenda hat Victoria unzüchtige Avancen gemacht und seinen Besuch für morgen Abend angekündigt. Was sollen wir nur tun? Wieso schreiten die Behörden nicht dagegen ein? Auch wenn er der mächtigste Mann in dieser Stadt ist, muss etwas gegen ihn getan werden! Man darf doch nicht zulassen, dass er eine Frau dermaßen bedrängt.“
Jonathans Herz hörte für einen Moment zu schlagen auf, seine Gliedmaßen fühlten sich taub an. Er drehte sich in hellem Entsetzen um, versuchte verzweifelt, den Sinn ihrer Worte zu begreifen. „Was soll das heißen? Was ist geschehen?“
„Der marchese .“ Victorias gepeinigter Blick traf den seinen. „Er stand
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