Mein skandaloeser Viscount
er wie besessen.
Plötzlich hob er ihr ihre Röcke hoch, steckte eine Hand unter die Stofffülle und ließ sie an der Innenseite ihres Schenkels nach oben gleiten.
Tränen verschleierten ihr vollends den Blick durch die schmalen Schlitze der Maske. Sie schrie aus Leibeskräften gegen den Knebel an, versuchte verzweifelt, den Wüstling und seine widerlichen Hände mit ihrem Körper wegzuschieben, worauf er sie nur noch brutaler gegen den Holzrahmen drückte, bis sie sich nicht mehr bewegen konnte.
Wo blieb nur Cornelia? Gab es denn keinen einzigen Menschen an diesem Ort des Grauens? Wieso kam ihr niemand zu Hilfe?
Der widerwärtige Fremde strich spielerisch kreisend ihren Schenkel auf und ab, auf und ab. „Du brauchst es“, sagte er kehlig.
Victoria würgte gegen den Knebel an, bittere Galle stieg ihr ätzend in die Kehle. Die unzähligen Masken in den Regalen grinsten sie hohläugig und kalt an, verschwammen zu einem sich drehenden Wirbel ineinander.
Der Unmensch beobachtete sie eiskalt, nur sein Brustkorb hob und senkte sich unter seinen heftigen Atemzügen, als zwänge der Mann sich zur Beherrschung, um ihr nicht noch weit Schlimmeres anzutun. Dann beugte er sich über sie und leckte mit seiner nassen Zunge ihre Kehle entlang. „Ich spüre, dass du dich jedem Mann widersetzt, der dich begehrt“, zischte er Victoria zu. „Warum nur?“
Ein ersticktes Schluchzen entrang sich ihr. Seine Worte trafen ihr mitten ins Herz. Dieser Satan zog nicht nur ihre Würde in den Schmutz, er riss ihr auch die Seele aus dem Leib. Die Sinne begannen ihr zu schwinden.
„Du duftest nach Lavendel.“ Wie ein räudiger Köter schnupperte er an ihrer Halsbeuge. Plötzlich ließ er von ihr ab, ihr Rocksaum raschelte zu Boden.
Sie spürte benommen, wie er ihr die Maske abnahm, lasziv ihre Mitte umfasste, ihre Handgelenke befreite und sich die Krawatte wieder umband.
Mit einem diabolischen Grinsen befreite er sie von dem Knebel und steckte das von ihrem Speichel durchweichte Taschentuch ein. „Wir beenden dieses Spiel ein andermal.“
Erschöpft gegen das Regal gelehnt, schnappte Victoria röchelnd nach Luft, ihr war übel. Sie wollte schreiend fliehen, diesem Scheusal die Augen auskratzen, ihm einen Dolch ins Herz jagen, sein Blut sehen, ihn töten, aber ihr Körper, ihre Sprache ließen sie im Stich. Sie stand wie gelähmt, am ganzen Körper schlotternd.
„Victoria?“, ertönte Cornelias Stimme hinter ihr.
Ein gequältes Schluchzen trat über Victorias Lippen. Endlich war sie nicht mehr allein.
Ihr Peiniger drehte sich völlig gelassen zu Cornelia um. Seine tiefe melodische Stimme klang liebenswürdig. „ Baronessa. Ich fragte mich schon, wo Sie bleiben. Ich muss gestehen, ich bin entzückt von Ihrer Begleiterin. Ich wünsche, der Dame morgen Abend um acht Uhr meine Aufwartung zu machen. Wie ich höre, ist sie verheiratet. Sorgen Sie dafür, dass Ihr Gemahl außer Haus ist, wenn sie mich empfängt. Dies ist keine Bitte.“ Mit einer galanten Verneigung machte er kehrt und tauchte in das Gewirr der Gänge ein, bis nur noch der Nachhall seiner Stiefelschritte von seiner Anwesenheit zeugte.
Cornelia starrte ihm mit offenem Mund nach, ehe sie herumfuhr. „Victoria! Was ist geschehen? Wo ist dein Hut?“ Sie schob das Päckchen in ihrer Hand in die Armbeuge und eilte herbei. „Oh, mein Gott. Was hat er getan? Hat er dir etwas angetan? Ich habe nach dir gesucht. Aber … hast du mein Rufen nicht gehört?“
„Nein.“ Victoria holte stockend Atem, stieß sich vom Regal ab und hielt sich eine zitternde Hand an den Magen. Ihr rasendes Herzklopfen hatte sich noch nicht beruhigt. „W…wer ist dieser Unmensch?“, fragte sie stammelnd, immer noch nach Luft ringend. „Wie heißt er? Ich will den Namen dieses ekelhaften Ungeheuers wissen! Ich will ihn hängen sehen. Am Galgen!“
Cornelia starrte sie aus großen Augen an. Das Päckchen entglitt ihr und fiel zu Boden. „Was hat er getan? Oh, mein Gott, hat er …?“
Victoria versuchte, ihrem Zittern, ihrem Schluchzen, das ihr die Kehle zuschnürte, Einhalt zu gebieten und zeigte in die Richtung, in die der Fremde verschwunden war. „Dieses … Monster bedrängte und begrapschte mich auf die obszönste Weise. Es ist empörend! Eine Frau meines Standes …“
Cornelia schloss Victoria in die Arme und drückte sie an ihren Busen. „Wir müssen Jonathan sofort Bescheid sagen! Er wird sich darum kümmern. Er wird dieses Missverständnis aufklären. Du wirst
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