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Mein Sommer nebenan (German Edition)

Mein Sommer nebenan (German Edition)

Titel: Mein Sommer nebenan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Huntley Fitzpatrick
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Mir kommt die Idee, ihm anzubieten, ihm beim Training zu helfen. »Hat dein Dad den Ablauf vielleicht irgendwo aufgeschrieben? Dann könnte ich die einzelnen Übungen ablesen und dir zurufen.«
    »Er hat immer alles im Kopf gehabt. Danke, aber ich kriege das schon hin.« Staubig vom Holzausliefern dreht Jase den Wasserhahn auf, beugt sich über das voll gestellte Spülbecken und spritzt sich Wasser ins Gesicht, dann hält er den Mund an den Strahl, um davon zu trinken, und wirft dabei einen halb vollen Becher Milch um, der zu Boden fällt. Aber statt ihn aufzuheben, verpasst er ihm einen wütenden Tritt, sodass noch mehr Milch über das Linoleum spritzt.
    Beklommenheit steigt in mir auf und legt sich wie eine eiserne Klaue um meinen Hals. Ich gehe zu ihm hin und schlinge von hinten die Arme um ihn. Er steht mit gesenktem Kopf da und reagiert nicht auf die Berührung. Der Griff der eisernen Klaue wird fester.
    »Alter!«, ruft Tim aus dem Garten, wo er gerade den Pool reinigt. »Das verdammte Ding bläst den Dreck in den Pool, statt ihn aufzusaugen. Ich glaube, das ist ein Fall für Doc Jase und seine magischen Handwerkerhände.«
    »Ja, ja, ich kümmere mich drum«, ruft Jase zurück, ohne sich zu rühren.
    »Was würden hier nur alle ohne dich machen?« Ich versuche, einen scherzhaften Ton anzuschlagen. » Nichts würde mehr funktionieren.«
    Er lacht bitter. »Was funktioniert hier denn schon noch?«
    Ich lege das Kinn auf seine Schulter und reibe ihm über die Arme. »Wie kann ich helfen? Ich tue alles, was du willst.«
    »Es gibt nichts, was du tun kannst, Sam. Nur …« Er dreht sich zu mir um und schiebt die Hände in die Hosentaschen. »Vielleicht könntest du … vielleicht brauche ich einfach ein bisschen Freiraum und Zeit für mich allein.«
    Ich weiche ein paar Schritte zurück und taste hinter mir blind nach der Fliegengittertür. »Natürlich. Kein Problem. Ich … dann geh ich jetzt mal wieder zu mir rüber.«
    Was passiert mit uns? Es fühlt sich überhaupt nicht mehr so an, wie es einmal war. Ich bleibe noch einen Moment lang unschlüssig in der Tür stehen, warte darauf, dass … ich weiß nicht genau, worauf eigentlich.
    Aber er nickt nur, ohne mich anzusehen, und greift dann nach einem Lappen, um die verschüttete Milch aufzuwischen.
    Als ich zu Hause bin, wo alles still und aufgeräumt ist und sämtliche Außengeräusche von der Klimaanlage geschluckt werden, und in mein Zimmer gehe, habe ich das Gefühl, durch Wasser zu waten. Ungefähr auf halber Treppe lasse ich mich auf eine Stufe sinken, lehne den Kopf ans Geländer und schließe die Augen.
    Ich weiß nicht, wie oft ich seit dem Unfall schon kurz davor gewesen bin, Jase alles zu erzählen, weil ich es einfach nicht ausgehalten habe, etwas so Wichtiges vor ihm geheim zu halten. Jedes Mal habe ich mir auf die Zunge gebissen, habe nichts gesagt, weil ich dachte: Wenn ich es ihm sage, verliere ich ihn.
    Heute Abend wird mir klar, dass diese Sorge unnötig war.
    Ich habe ihn bereits verloren.
    Als ich später am Abend noch einmal nach unten gehe, brennt im Wohnzimmer die Stehlampe. Mom macht immer das Deckenlicht an, also weiß ich sofort, dass sie nicht allein ist. Und ich habe recht. Clay sitzt in dem großen Sessel neben dem Kamin und hat die Schuhe ausgezogen, zu seinen Füßen liegt ein großer Golden Retriever. Mom hat sich auf der Couch zusammengerollt und schläft tief und fest, das Gesicht von platinblonden Strähnen eingerahmt, die sich aus ihrem Knoten gelöst haben.
    Clay deutet mit dem Kinn auf den Hund. »Courvoisier. Ich nenne ihn Cory. Er hat einen erstklassigen Stammbaum, ist aber mittlerweile schon ein ziemlich alter Herr.«
    Ich sehe, dass das Fell an der Schnauze, die auf Clays nacktem Fuß ruht, schon ganz grau ist. Cory hebt den Kopf, als ich reinkomme, und klopft zur Begrüßung mit dem Schwanz auf den Boden.
    »Ich wusste nicht, dass du einen Hund hast. Schläft Mom?«, frage ich, obwohl das offensichtlich ist.
    »War ein langer Tag. Heute Morgen die Besichtigung bei General Dynamics, dann ein Treffen mit den Jungen Republikanern und anschließendem Dinner in der White Horse Tavern. Deine Mutter ist ein Profi. Macht einfach immer unermüdlich weiter. Sie hat sich etwas Ruhe redlich verdient.« Er steht auf und deckt sie mit der beigen Wolldecke zu, die auf der Sofalehne liegt.
    Ich wende mich zum Gehen, aber er legt mir eine Hand auf den Arm. »Setz dich, Samantha. Du wirkst auch ganz schön erschöpft. Wie geht es den

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