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Mein Sommer nebenan (German Edition)

Mein Sommer nebenan (German Edition)

Titel: Mein Sommer nebenan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Huntley Fitzpatrick
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Geburtstag im Seniorenheim, und von dort aus geht es direkt zu einer Hafenrundfahrt.«
    In die Satinkissen am Kopfende ihres Bettes gelehnt, schränke ich die Auswahl auf ein schlichtes schwarzes Kleid, einen sportlichen weißen Leinenhosenanzug und einen blau geblümten Rock mit einem kornblumenblauen Wickeltop ein.
    »Das schwarze«, sage ich, »passt zu allem.«
    »Hmmm.« Die Stirn in Falten gelegt, hält Mom sich das Kleid an den Körper und betrachtet sich in ihrem verstellbaren Standspiegel. »Meine Mutter hat immer gesagt, eine Frau sollte nie von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet sein. Das sei zu streng.« Bevor ich sie fragen kann, warum sie es dann gekauft hat, hellt sich ihr Gesicht auf. »Aber ich habe das gleiche noch mal in Dunkelblau.«
    »Perfekt!«, nicke ich, als sie es mir zeigt, und das ist es wirklich. Mom verschwindet in ihrem begehbaren Kleiderschrank, um nach passenden Schuhen zu suchen. Ich kuschle mich noch ein bisschen tiefer in die Kissen. Obwohl Mom kaum größer ist als ich, ist ihr Bett riesig – eine Spezialanfertigung, die ursprünglich wahrscheinlich mal für einen Basketballspieler der LA Lakers bestimmt war oder so. Wenn ich darin liege, komme ich mir immer wie ein kleines Kind vor.
    Nachdem wir auch noch die Schuhe durchgegangen sind und die wunderschönen, aber unbequemen Manolos und die bequemen, aber uneleganten Naturalizers ausgemustert haben, setzt Mom sich mit ihrem Tee aufs Bett. Ihre Schultern heben und senken sich, als sie tief einatmet. »Ah, das tut gut.« Sie lächelt mich an. »Fühlt sich an, als hätten wir das schon seit einer Ewigkeit nicht mehr gemacht.«
    Es fühlt sich nicht nur so an, es ist so. Unser Teeritual, Outfits für sie zusammenstellen, überhaupt die Tatsache, dass Mom abends mal zu Hause ist … ich weiß nicht, wann das zuletzt der Fall gewesen ist.
    »Tracy hat übrigens ein unglaublich süßes Bild von sich und Flip auf dem East-Chop-Leuchtturm gemailt.«
    »Mir auch«, sage ich.
    »Die beiden sind ein reizendes Paar.« Mom nippt am Tee.
    »Reizend« wäre zwar nicht das erste Wort, das mir einfällt, um Tracys und Flips Beziehung zu beschreiben, aber ich habe sie auch schon in ganz anderen Situationen erlebt als Mom. Was, wenn sie fünf – oder zwei – Minuten früher in mein Zimmer gekommen wäre? Sie hätte das offene Fenster gesehen und gewusst, dass ich draußen sitze. Was hätte ich gesagt? Was hätte Jase gemacht?
    »Macht es dich traurig, dass du keinen Freund hast, Liebes?« Die Frage erwischt mich völlig unvorbereitet. Sie steht auf, sammelt die Kleidungsstücke ein und hängt sie in den Schrank zurück. Ich schweige. »Ich weiß, wie wichtig das in deinem Alter ist.« Sie lacht wehmütig. »Vielleicht auch in meinem Alter. Ich hatte vergessen, wie …« Sie verstummt und blickt einen Moment lang nachdenklich vor sich hin, bevor sie wieder auf das eigentliche Thema zurückkommt. »Was hältst du von Thorpe, Samantha? Flips jüngerem Bruder? Er ist so ein netter Junge.«
    Will sie mich jetzt etwa verkuppeln? Das sind völlig neue und seltsame Seiten an meiner Mutter.
    »Äh … Thorpe spielt für das andere Team, Mom«, kläre ich sie auf.
    »Als würden sportliche Präferenzen eine Rolle spielen«, sagt sie. »Er hat wirklich tadellose Manieren.«
    »Er hat sich schon in der Middle School geoutet.«
    Sie blinzelt ein paarmal, während sie die Information sacken lässt. »Oh. Oh . Verstehe. Tja … dann.«
    Das Klingeln ihres Handys zerreißt die Stille. »Hi, Honey.«
    Mom klemmt sich das Telefon zwischen Ohr und Schulter und zupft ihre Haare zurecht, obwohl Clay sie gar nicht sehen kann.
    »Wann? Okay. Ich schalte es gleich an und ruf dich danach zurück!«
    Sie greift nach der Fernbedienung, die ordentlich in einem kleinen Körbchen auf ihrem Nachttisch liegt. »Channel Seven strahlt die Rede aus, die ich in der Lichtfield Law School gehalten habe. Sag mir, was du davon hältst, Samantha.«
    Ich frage mich, ob Kinder von Filmstars dieses seltsame Gefühl des Abgekoppeltseins kennen, das ich jetzt empfinde. Die Person auf dem Fernsehbildschirm sieht wie die Frau aus, die oft in unserer Küche steht und Limonade macht, aber die Worte, die aus ihrem Mund kommen, sind mir völlig fremd. Sie hatte bis jetzt noch nie ein Problem mit Immigranten. Oder der gleichgeschlechtlichen Ehe. Sie ist immer eine gemäßigte Konservative gewesen. Ich höre ihr zu, blicke in ihr vor Aufregung gerötetes Gesicht und weiß nicht, was ich sagen soll.

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