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Mein Sommer nebenan (German Edition)

Mein Sommer nebenan (German Edition)

Titel: Mein Sommer nebenan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Huntley Fitzpatrick
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Steckt Clay dahinter? Was es auch ist, es dreht mir den Magen um.

Siebzehntes Kapitel
    W enn Mom nicht gerade – mit mehr Feuereifer denn je – Wahlkampf betreibt, ist Clay bei uns zu Hause, was für mich ziemlich gewöhnungsbedürftig ist. Für ihn gelten, wie mir schon von Anfang an aufgefallen ist, andere Regeln. Er breitet sich aus, reißt sich seine Krawatte vom Kragen, wirft sein Jackett aufs Sofa, schleudert die Schuhe von den Füßen und denkt sich nichts dabei, einfach den Kühlschrank aufzumachen, die Reste herauszuholen und sie direkt aus der Frischhaltedose zu essen. Etwas, was Mom Tracy oder mir niemals durchgehen lassen würde. Aber Clay hat einen Freifahrtschein. An manchen Tagen ist er schon morgens da und macht Frühstück, klassische Südstaatenküche mit gerösteter Maisgrütze und Fett triefenden Bratkartoffeln – Dinge, die Mom morgens sonst nie gegessen hätte. Während sie ihr Tagesprogramm durchgeht, schenkt Clay ihr Kaffee ein, füllt ihren Teller und küsst sie zwischendurch auf die Stirn.
    Als ich an dem Morgen, nachdem wir die Kleider für sie rausgesucht haben, in die Küche komme, steht Clay mit Schürze (!) am Herd. »Deine Mom ist gerade raus, Zeitungen holen, Samantha. Willst du Milchbrötchen mit weißer Hackfleischoße?«
    Großer Gott, nein. Er schwingt die Bratpfanne mit derselben selbstbewussten Lässigkeit, mit der er alles zu tun scheint. Es ist seltsam, dass sich in unserem Haus ein Mann mit so einer entspannten Selbstverständlichkeit bewegt.
    Plötzlich wird mir klar, dass ich zum ersten Mal allein mit ihm bin, seit ich ihn zufällig auf der Main Street gesehen habe. Es wäre endlich die perfekte Gelegenheit, ihn nach der braunhaarigen Frau zu fragen, aber ich habe keine Ahnung, wie ich ihn darauf ansprechen soll.
    »Hier, probier mal.« Er stellt einen Teller vor mich hin, auf dem ein aufgeschnittenes Brötchen liegt, das aussieht, als hätte jemand draufgekotzt, aber es riecht ziemlich lecker.
    »Worauf wartest du? Greif zu«, sagt er. »Ich hoffe, du bist nicht eines von diesen Mädchen, die Angst haben, ein bisschen Fleisch auf die Rippen zu bekommen.«
    Seine Haare fallen ihm jungenhaft in die Stirn und seine Augen lächeln. Ich will ihn mögen. Er macht meine Mutter glücklich. Und er hat sich für mich eingesetzt, als Mom so sauer war, weil ich zu spät nach Hause kam. Ich rutsche unbehaglich auf meinem Stuhl hin und her.
    »Ich wollte mich übrigens noch bei dir bedanken, weil du mir neulich Abend beigestanden hast«, sage ich schließlich, während ich mit meiner Gabel in der klumpigen Soße mit dem Hackfleischbrät stochere.
    Clay schmunzelt. »Ich bin auch mal jung gewesen, Sweetheart.«
    Bist du immer noch, denke ich. Und plötzlich frage ich mich, ob er mir altersmäßig womöglich sogar näher steht als Mom.
    »Komm schon, Samantha. Sei kein Feigling und probier.«
    Okay, denke ich, das ist mein Stichwort, und nehme all meinen Mut zusammen.
    »Wer war eigentlich die Frau, mit der ich dich vor Kurzem gesehen habe?«, frage ich, ohne ihn dabei aus den Augen zu lassen.
    »In der Stadt?«, fragt er zurück, statt mir – wie ich es eigentlich erwartet hatte – zu sagen, dass mich das nichts angeht. »Hast du dir darüber etwa seitdem den Kopf zerbrochen?«
    Ich zucke die Achseln. »Ich hab mich bloß gefragt, ob ich Mom davon erzählen soll.«
    Er stützt sich mit beiden Händen auf der Arbeitsplatte ab und sieht mich aufmerksam an. »Dass du gesehen hast, wie ich mit einer alten Freundin zu Mittag gegessen habe?«
    Die Stimmung im Raum hat sich kaum merklich verändert. Clay lächelt zwar, aber ich bin mir nicht sicher, ob sein Lächeln noch aufrichtig ist. »Ihr habt einen ziemlich vertrauten Eindruck auf mich gemacht«, gebe ich zurück.
    Clay betrachtet mich, immer noch lässig auf der Theke abgestützt. Ich halte seinem Blick stand. Nach einer Weile scheint er sich plötzlich wieder zu entspannen. »Sie ist bloß eine gute Freundin, Samantha. Wir waren früher mal ein Paar, aber das ist längst Geschichte. Jetzt bin ich mit deiner Mom zusammen.«
    Ich ziehe Gabelspuren in die Soße. »Dann weiß Mom über sie Bescheid?«
    »Wir haben uns nicht viel über unsere Vergangenheit unterhalten. Dafür hatten wir bis jetzt einfach keine Zeit, es gab Wichtigeres. Aber deine Mom hat nicht den geringsten Grund, sich wegen Marcie Sorgen zu machen. Genauso wenig, wie ich mir wegen deines Daddy Sorgen machen muss. Willst du Orangensaft?« Er schenkt mir ein Glas ein,

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