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Mein Sommer nebenan (German Edition)

Mein Sommer nebenan (German Edition)

Titel: Mein Sommer nebenan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Huntley Fitzpatrick
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Arbeitszeit private Kontakte zu pflegen, wird mit vier Minuspunkten geahndet, aber er hat nie ein Wort – weder mir und anscheinend auch nicht Nan gegenüber – darüber verloren, dass er mich und Jase gesehen hat.
    »Ich weiß nicht genau«, sage ich, dabei weiß ich es sehr wohl.
    »Keine!«, ereifert sich Mr Lennox. »In der kurzen Zeit, in der dieser junge Mann bei uns ist, hat er« – er hebt die Hand, um für die Aufzählung die Finger zu Hilfe zu nehmen – »sich zwei Mal ohne zu bezahlen am Imbissstand bedient. Drei Mal seine Kappe nicht aufgehabt. Einem unserer Gäste erlaubt, sich auf den Rettungsschwimmerhochsitz zu setzen …«
    »Das war nur ein kleiner Junge«, unterbricht Tim ihn. »Er wollte die Aussicht mal von oben genießen. Mein Gott, der Knirps war höchstens vier und …«
    »Der Hochsitz ist kein Spielzeug. Sie haben außerdem zwei Mal ihren Arbeitsplatz verlassen, ohne das ›Pause‹-Schild aufzuhängen.«
    »Ich stand direkt neben dem Pool«, verteidigt sich Tim. »Ich hab mich bloß mit ein paar Mädchen unterhalten. Wenn etwas passiert wäre, hätte ich es mitbekommen und sofort eingreifen können. So scharf waren sie nun auch wieder nicht«, fügt er an mich gewandt hinzu, als würde er mir für dieses unverantwortliche Benehmen eine Erklärung schulden.
    »Sie haben es noch nicht einmal gemerkt, als ich hinter Ihnen stand und mich geräuspert habe! Und zwar ganze drei Mal .«
    »Sind es zwei unterschiedliche Vergehen, dass ich Ihr Räuspern nicht bemerkt und das Pause-Schild nicht aufgehängt habe? Oder bekomme ich für jedes Räuspern, das ich nicht gehört habe, einen Minuspunkt, also insgesamt drei? Plus einen für …«
    Mr Lennox Gesicht erstarrt zu einer Maske. Er richtet sich zu seiner vollen Größe auf, was bei einem kleinen Mann wie ihm immer ein wenig verzweifelt wirkt. »Sie« – sein Zeigefinger bohrt sich in Tims Brust – »haben nicht die richtige Einstellung für das B&T. Ihnen fehlt der Clubgeist.« Er sticht ihm bei jedem Wort aufs Neue in die Brust, um die Wirkung zu verstärken.
    Tims Mundwinkel zucken. Damit macht er natürlich alles nur noch schlimmer.
    »Und deswegen«, zetert Mr Lennox mit hochrotem Kopf weiter, »haben Sie hier ab sofort auch keinen Job mehr.«
    Ich höre ein Seufzen hinter mir. Als ich mich umdrehe, steht Nan da.
    »Eine Woche«, flüstert sie. »Das ist ein neuer Rekord, T.«
    Mr Lennox macht auf dem Absatz kehrt und ruft: »Bitte geben Sie Ihre Arbeitskleidung, die Eigentum des Clubs ist, im Büro ab.«
    »Kacke.« Tim greift in die Tasche seines Kapuzenshirts, das über einer Querstrebe des Rettungsschwimmerstuhls hängt, und zieht eine Packung Marlboro heraus. »Ich hatte so darauf gehofft, die niedliche Schirmmütze behalten zu dürfen.«
    »Das ist alles?« Nans Stimme überschlägt sich fast. »Das ist alles, was du dazu zu sagen hast? Das ist der vierte Job, den du vermasselst, seit du von der Schule geflogen bist! Deine dritte Schule in drei Jahren! Dein vierter Job in drei Monaten! Wie schafft man es überhaupt, so oft gefeuert zu werden?«
    »Reg dich wieder ab, Nanny. Der Job im Kino zum Beispiel, ja? Der war einfach scheißlangweilig.« Tim zündet sich eine Zigarette an.
    »Na und? Deine einzige Aufgabe bestand darin, Eintrittskarten abzureißen! Das kann ja wohl nicht so schwer sein!«, schreit Nan. Tim hat bis jetzt kein einziges Mal die Stimme erhoben, im Gegensatz zu Mr Lennox und jetzt auch Nan, die solche öffentlichen Szenen eigentlich hasst. Eine Gruppe kleiner Kinder starrt mit großen Augen zu uns rüber. Mrs Henderson hat mal wieder ihr Handy am Ohr. »Aber nein, nicht mal dazu bist du in der Lage. Du musstest ja unbedingt alle, die du kennst, umsonst reinlassen!«
    »Bei den Wucherpreisen, die der Laden für Popcorn und andere Snacks verlangt, wird er deswegen schon nicht pleitegegangen sein.«
    Nan schiebt sich die Haare aus dem Gesicht, das vor Hitze – oder vor Wut – glüht. »Und dann dein Job im Seniorentreff. An alte Menschen Joints verteilen, T? Was sollte das ?« Mrs Henderson hat sich mittlerweile näher an uns herangepirscht und tut so, als wolle sie zum Imbissstand.
    »Komm schon, Nano, wenn mein Arsch in einem Scheißrollstuhl an so einem verkackten Ort verrotten würde, würde ich mir wünschen, dass du mich mit ein bisschen Gras versorgst. Diese armen Schweine hatten eine kleine Ablenkung von ihrem trostlosen Dasein bitter nötig. Ich hab damit sozusagen einen Dienst an der Menschheit geleistet.

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