Mein Sommer nebenan (German Edition)
auch als britisches Renn-Grün bekannt. Keine Würfel. Und, bevor du fragst, auch kein Hula tanzendes Figürchen auf dem Armaturenbrett.«
»Wenn das so ist, finde ich ihn toll.«
Er grinst. »Gut. Ich weiß nämlich, dass ich ihn wieder zum Laufen bringen kann. Ich wollte mich nur vergewissern, dass du ihn magst, weil … weil ich einfach sicher sein wollte.«
Er tätschelt zärtlich die Kühlerhaube. »Ich spare jetzt schon seit vier Jahren auf ein Auto. Ich sollte das Geld fürs College aufheben, ich weiß «, sagt er schnell, wie um einem möglichen Einwand von mir zuvorzukommen. »Aber Alice ist in letzter Zeit ständig mit dem Käfer unterwegs, weil Brad anscheinend ein lausiger Fahrer ist. Und wir beide können uns nicht immer nur auf deinem Dach treffen. Außerdem ist das echt ein super Angebot.«
Von allem, was er gerade gesagt hat, ist mir vor allem eines hängen geblieben. »Du sparst seit du dreizehn bist auf ein Auto?«
»Warum? Findest du das seltsam?«
Sein Lächeln ist so ansteckend, dass ich es erwidere, bevor ich antworte. »Ich weiß nicht. Ich dachte, Dreizehnjährige würden eher auf eine Xbox sparen.«
»Joel hat mir das Fahren beigebracht, als ich dreizehn war – im Herbst, als auf dem Strandparkplatz nichts los war. Ich war sofort angefixt. Deswegen habe ich angefangen mir beizubringen, wie man Autos repariert … fahren durfte ich sie ja offiziell noch nicht. Du hältst mich immer noch für verrückt, oder?«
»Auf eine gute Art«, versichere ich ihm.
»Damit kann ich leben. Und jetzt komm, chérie. Blättern wir Monsieur Bob das Geld auf die Theke.«
Bob ist einverstanden, den Mustang am Freitag zu den Garretts abzuschleppen. Als wir wieder in den Kombi steigen, frage ich: »Wo willst du an ihm rumschrauben?«
»In der Einfahrt. Joel fährt im Moment immer mit dem Motorrad zur Arbeit, sodass dort genügend Platz ist. Die Garage ist leider mit den ganzen ausgemusterten Sachen blockiert, die Mom schon seit fünf Jahren dort hortet, weil sie sie irgendwann auf dem Flohmarkt verkaufen will.«
Vor meinem inneren Auge sehe ich meine Mutter, wie sie die Hände in die Hüften gestemmt durchs Küchenfenster auf das manövrierunfähige Auto in der Einfahrt der Garretts starrt und mit der Zunge schnalzt. »Jetzt also auch noch eine verrostete Schrottkiste! Was kommt als Nächstes? Plastikflamingos?« Ich drücke Jase’ Knie und er umschließt meine Finger sofort mit seiner Hand und sieht mich mit seinem hinreißenden Lächeln an. Ich spüre ein kleines Ziehen, als würde ich ihm einen Teil von mir geben, den ich bis jetzt immer zurückgehalten habe. Und plötzlich erinnere ich mich an Tracy, die Angst hatte, dass die Sache zwischen Flip und ihr zu ernst wird. Es sind erst ein paar Wochen vergangen und trotzdem habe ich das Gefühl, mich schon ziemlich weit vom sicheren Ufer entfernt zu haben.
Jase’ Arbeitspensum ist genauso mörderisch wie das von Mom. Er arbeitet im Baumarkt, trainiert, hat einen Job in einem Fahrradladen und muss Bauholz ausliefern … Als ich eines Nachmittags vom B&T nach Hause komme, bleibe ich zögernd auf der Veranda stehen und frage mich, ob ich zu ihm rübergehen und schauen soll, ob er da ist, als ich ein Pfeifen höre und ihn die Einfahrt hochschlendern sehe.
Er lässt grinsend den Blick über mein Kapitänsjäckchen mit den Schulterklappen und dem Goldwappen gleiten. Ich hatte es so eilig, aus dem Club zu verschwinden, dass ich mich noch nicht einmal umgezogen habe. »Ahoi, Admiral Samantha.« Er salutiert und nimmt Haltung an.
»Ich weiß «, seufze ich. »Sei froh, dass du anziehen kannst, was du willst.« Ich zeige auf seine ausgewaschenen Shorts und das kurzärmlige dunkelgrüne Hemd.
»Du siehst dafür besser aus als ich. Wann kommt deine Mom heute nach Hause?«
»Spät. Sie ist auf einer Benefizveranstaltung im Bay Harbor Grille.« Ich verdrehe die Augen.
»Hast du Lust, rüberzukommen?«
»Wenn du kurz wartest, bis ich mich von der Admiralin wieder in ›Das nette Mädchen von nebenan‹ verwandelt habe«, antworte ich und gehe mich rasch umziehen.
Als wir bei den Garretts ankommen, geht es dort mal wieder zu wie im Bienenstock. Mrs Garrett sitzt am Küchentisch und stillt Patsy, während Harry ihr stolz den Seemannsknoten zeigt, den Andy ihm beigebracht hat. Duff hockt am Computer. George hat wie üblich kein Oberteil an, isst Schokoladenkekse, die er verträumt in ein Glas Milch stippt, und blättert dabei in einer Kinderausgabe des National
Weitere Kostenlose Bücher