Mein Sommer nebenan (German Edition)
Hals.
»Jase, bist du … hast du schon …?«
Ich spüre, wie er kurz den Kopf schüttelt, bevor er mich ansieht. »Nein. Noch nie. Einmal fast. Mit Lindy. Aber ich konnte es einfach nicht … Für sie habe ich noch nicht einmal annähernd so viel empfunden wie für dich. Ich meine, ich brauche dich nur anzusehen und schon bekomme ich Herzklopfen. Also, nein … ich habe noch nie mit jemandem geschlafen.«
Ich lege die Hand an seine stoppelige Wange. »Ich auch nicht.«
Er dreht den Kopf, um meine Handfläche zu küssen.
»Dann ist es umso wichtiger, dass wir uns damit Zeit lassen. Damit wir …« Er schluckt und schließt die Augen. »Ich kann manchmal nicht mehr klar denken, wenn ich dich anschaue. Wir brauchen Zeit, damit wir gemeinsam darüber nachdenken können.«
»Okay«, sage ich und bin auf einmal verlegen.
»Ich liebe es, wie du am ganzen Körper rot wirst, wenn dir etwas peinlich ist«, murmelt er. »Überall. Deine Ohren erröten, sogar deine Knie. Ich wette, deine Zehen auch.«
»Es zu erwähnen, macht es nicht besser.«
»Ich weiß.« Er löst sich widerstrebend von mir und steht auf. »Ich will auch gar nicht, dass es aufhört. Ich finde es toll. Aber jetzt muss ich wirklich gehen. Wann kommst du heute nach Hause?«
Ich versuche an etwas anderes zu denken als daran, Jase zu mir ins Bett zurückzuzerren. »Ähm … Ich habe eine Doppelschicht im Breakfast Ahoy. Also bis drei.«
»Zu schade«, seufzt Jase, »dass die Läden heute lange geöffnet haben. Ich werde erst gegen sieben zurück sein. Und dich bis dahin den ganzen Tag vermissen.«
Er öffnet das Fenster und klettert nach draußen. Ich schließe die Augen und berühre die Stelle an meinem Hals, an der er mich geküsst hat.
Ich bin noch Jungfrau. Jase auch, wie ich jetzt endlich weiß. Wir hatten in der Schule Sexualkunde. Ich habe mir schon den einen oder anderen nicht jugendfreien Film angesehen. Tracy zugehört, wenn sie damit geprahlt hat, wie oft am Tag sie und Flip Sex haben. Habe Bücher gelesen, in denen Sexszenen vorkamen. Aber es gibt immer noch so viel, das ich nicht weiß. Übernimmt einfach der Instinkt die Führung, wenn es so weit ist? Fühlt es sich sofort schön an oder muss man erst – wie manche Leute es von Wein oder Zigaretten behaupten – auf den Geschmack kommen? Tut es beim ersten Mal sehr weh? Oder fast gar nicht? Muss ich Kondome besorgen? Oder macht er das? Soll ich mir sicherheitshalber ein Rezept für die Pille holen? Und wenn ja, wie lange im Voraus muss ich sie dann nehmen? Aber dafür müsste ich zu unserem Hausarzt, und der ist Anfang achtzig, hat einen Rauschebart und lange Nasenhaare und meine Mutter schon behandelt, als sie ein Kind war.
Ich wünschte, ich könnte Mom all diese Fragen stellen, aber allein die Vorstellung, wie sie reagieren würde, macht mir mehr Angst als meine Unwissenheit. Soll ich Mrs Garrett fragen? Aber … Jase ist ihr Sohn. Das wäre seltsam. Sehr seltsam. Obwohl ich mir sicher bin, dass ich es tun will, fange ich gerade an, ein bisschen panisch zu werden, als mir wieder einfällt, dass es einen Menschen gibt, dem ich mehr vertraue als irgendjemandem sonst auf der Welt. Jase. Und ich weiß, dass er recht hat. Wir werden das alles gemeinsam herausfinden.
Fünfundzwanzigstes Kapitel
A ls ich mit schmerzenden Füßen und nach gebratenem Speck und Ahornsirup riechend vom Breakfast Ahoy nach Hause komme, ist das einzige Lebenszeichen von Mom ein Post-it: Wohnzimmer saugen. Den Zettel werfe ich in den Müll, den Auftrag ignoriere ich. Die Saugspuren vom letzten Mal sind immer noch zu sehen. Das Telefon klingelt, aber es ist nicht Mom. Es ist Andy.
»Samantha? Hättest du Zeit zu uns rüberzukommen? Mom ist krank und Daddy ist noch nicht zu Hause, und ich habe, na ja, ich bin mit Kyle verabredet und … wäre es okay, wenn du babysittest, bis Jase zurück ist? Duff hat das mit dem Windelnwechseln noch nicht so gut drauf und Patsy hat so einen schlimmen Ausschlag. Du weißt schon, einen von der Sorte, für die man eine verschreibungspflichtige Salbe braucht. Ihr Hintern und ihre Beine sind voll damit.«
Tatsächlich habe ich von Windelausschlag keine Ahnung, aber ich sage ihr, dass ich gleich da bin.
Bei den Garretts herrscht die übliche Hektik. »Mom liegt oben im Bett. Ich glaube, sie schläft. Sie fühlt sich wirklich nicht gut«, plappert Andy nervös drauflos, während sie versucht Eyeliner aufzutragen und gleichzeitig ihre Schuhe anzuziehen. Ich helfe ihr mit dem
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