Mein total genialer Doppelgaenger
Mercutio nimmt Romeo mit auf diese Party und sorgt dafür, dass er dieses Mädchen bekommt, und Romeo dankt es ihm, indem er zulässt, dass er erstochen wird? Wenn er wirklich so clever ist, dann sollte er es doch wirklich besser wissen.«
Ein paar Mitschüler kicherten verhalten und in den hinteren Bänken ging das Getuschel los. Die Lehrerin verspannte sich etwas.
»Ich würde Mercutio mit etwas mehr Respekt betrachten, wenn ich du wäre, Fisher«, sagte sie, reckte die Nase und verdrehte die Augen, wie sie es immer tat, wenn sie ihren Standpunkt deutlich machen wollte. »Die Art, wie Mercutio das Geschehen beobachtet, macht ihn zu einem Vertreter für dich, für den Leser.«
»Er vertritt mich?«, griff Zwo ihren Einwand auf und sah sich nach den Reaktionen der anderen um. »Wow, jetzt hab ich aber Respekt vor ihm! Ich schätze, ich geh dann mal und lass ihn für mich weiterlesen. Er kann dann ja auch meine Hausaufgaben übernehmen!« Er stand auf, als wolle er gehen, und die Klasse schwankte zwischen Gelächter und Applaus.
Frau Weisz gelang es, die Ordnung wieder herzustellen und Zwo wieder zum Hinsetzen zu bewegen, aber sie hatte die Klasse nicht mehr wirklich im Griff.
Fisher harrte die restliche Stunde noch in seinem Versteck kauernd aus und seine Panik nahm immer mehr zu. Als die Stunde vorbei war und seine Klassenkameraden sich zum Gehen anschickten, schlichen er und FF sich leise zurück zur Tür, durch die sie auch gekommen waren. Fisher spähte hinaus in den Gang. Leider war er zum Stundenwechsel voller Schüler.
Fisher wusste, dass er schnell sein musste, wenn er rechtzeitig in das Bio-Klassenzimmer kommen wollte, um Zwo weiter im Auge behalten zu können. Auf der anderen Flurseite entdeckte er einen alten Rucksack mit gerissenem Trageriemen und ein herrenloses Schulbuch. Er schnappte sich beides und steckte FF , das mit seinen kurzen Beinchen strampelte und quiekend protestierte, in den Rucksack. Dann hielt er sich das offene Buch vors Gesicht und schlüpfte schnell durch die Menschenmenge. Er bewegte sich so gut er konnte vorwärts, indem er immer wieder kurz über den Rand des Buches spähte. Er wurde von allen Seiten angerempelt, wie gewöhnlich, aber niemand nahm Notiz von ihm … auch das wie immer. Kleine Hufe trommelten ihm auf den Rücken, also versuchte er, den Rucksack so festzuhalten, dass die Bewegungen im Inneren nicht zu auffällig waren.
Nach einer Minute begann sich das Gedränge zu lichten. Fisher zog sich in einen kleineren Seitengang gleich neben Herrn Grampls Klassenzimmer zurück. Er lehnte sich erleichtert mit dem Rücken gegen die Wand, um kurz durchzuatmen, und spürte, wie etwas hinter ihm nachgab. Er versuchte noch, sich zu fangen, aber nicht schnell genug, um verhindern zu können, dass er nach hinten purzelte …
… in einen breiten Luftschacht.
Unten angekommen, setzte er sich auf und musste bei all dem Staub niesen. Der Luftschacht führte meterweit in die Dunkelheit, und Fisher begriff, dass er vermutlich alle Klassenzimmer verband. Es war der perfekte Weg, Zwo auszuspionieren. Er befreite FF , das noch immer in seinem Rucksackgefängnis herumzappelte und quiekte.
Fisher und FF krochen mehrere Meter durch den engen Schacht, bis sie an eine weitere Öffnung gelangten. Fishers Rechnung ging auf. Durch das Metallgitter an der Öffnung konnten sie Herrn Grampls komplettes Klassenzimmer überblicken.
Herr Grampl überwachte gerade ein Experiment. Die Schüler standen hinter aufgereihten Bunsenbrennern, während Lösungen in Bechergläsern auf niedriger Flamme vor sich hin köchelten. Chemische Gerüche hingen in der Luft und FF rümpfte seine Ferkelnase und grunzte.
»Schsch! Still, FF !«, zischte Fisher und hielt ihm mit der Hand die Schnauze zu.
Zwos Laborpartnerin war Amanda Singer. Fisher sah zu, wie sie ihre Instrumente aufbauten. Amanda fing an, die Geräte auf den Tisch zu stellen, und immer wenn sie wegsah, vertauschte Zwo die Sachen und stellte alles um. Wenn sie sich dann umdrehte, waren die Instrumente jedes Mal ganz durcheinander. Dann kicherte er, und sie lachte mit ihm. Das wiederholten sie mehrere Male.
Fisher brauchte eine Weile, um zu begreifen, dass Zwo mit Amanda flirtete. Fisher schüttelte ungläubig den Kopf. Hatte jemand etwa beim Klonen andere DNS in die Petrischale gemischt, als er nicht hingesehen hatte?
FF schnüffelte unruhig vor sich hin und Fisher kraulte ihm den Nacken, um ihn zu beruhigen.
Als alle ihre Instrumente aufgebaut
Weitere Kostenlose Bücher