Mein Traummann die Zicke und ich
go …
Genau so ist es, Baby, und heute bringe ich ein Donnerwetter mit.
Sollie kommt mir entgegen, noch immer breit lächelnd, und er hat die ganze applaudierende Familie im Schlepptau. Die anderen Gäste schauen auch alle her.
»Du hast zwar ein bisschen lange gebraucht, aber das war die Sache wert. Du siehst wunderschön aus.«
Er streckt die Hand nach mir aus, um mich die Verandatreppe hinunterzuführen, und langsam und ganz bewusst reiche ihm meine Linke.
Sie schnappt hörbar nach Luft, und zwar so laut, dass es sogar die Musik übertönt, und alle sehen sie an, als hätte sie gerade vor Schmerz aufgeschrien.
Und dann sagt sie genau das, was ich erwartet hatte. Sie spricht laut und vernehmlich:
»Violet, wo ist dein Ring?«
Sollie sieht auf meine Hand, und tiefe Furchen breiten sich auf seiner Stirn aus.
Alle sehen mich erwartungsvoll an.
Dies ist der Moment, den ich mir in Gedanken zurechtgelegt habe, während ich zurück auf mein Zimmer geeilt bin, um mein Armband in Sicherheit zu bringen, den Ring zu verbergen und mich von der Einbrecherin zurück in die schöne Verlobte zu verwandeln. Ich habe mir meine Worte sorgfältig überlegt.
Ich möchte nicht sein wie sie, aber sie hat mich mit ihrer Doppelzüngigkeit und Verlogenheit dazu gezwungen.
»Ähm … ich … äh … Ich fürchte, ich habe ihn verlegt …«, stottere ich so überzeugend, dass ich stolz auf mich bin.
Ich sehe, wie sie genau das richtige Gesicht aufsetzt, zwischen schwesterlich-besorgt und ungläubig-abgestoßen, um zu unterstreichen, was für eine undankbare dumme Kuh ich bin, etwas so Symbolträchtiges zu verlieren, und dann geht sie zum nächsten Punkt über, wobei sie darauf achtet, so laut zu reden, dass auch jeder sie verstehen kann.
»Oh, mein Gott! Wie konntest du nur so achtlos sein, Violet? Sollie hat solche Mühen auf sich genommen, um ihn
für dich zu beschaffen, und du verlierst ihn nach nur drei Tagen …«
»Verlierst ihn?«, sage ich unschuldig.
»Ja, wie konntest du nur deinen schönen Verlobungsring verlieren?«, wiederholt sie noch einmal unmissverständlich. Sie legt ein bisschen zu viel Gewicht in den Satz, aber die Musik läuft noch, und sie will natürlich sicherstellen, dass auch noch der Allerletzte mitbekommt, was für ein unverbesserlicher Vollidiot ich doch bin.
Ich warte einen Herzschlag lang, um die Wirkung meiner Worte zu verstärken.
»Oh, ich habe ihn nicht verloren«, sage ich lächelnd. »Ich habe ihn nur einen Moment weggelegt , während ich in der Badewanne war. Ich könnte doch niemals etwas so Wichtiges verlieren …« Und dann greife ich in die Innentasche meiner Clutch und hole ihn heraus, halte ihn ihr so vor die Nase, dass auch alle anderen ihn sehen können, und sage: »Ich habe ihn hier sicher verstaut, damit Sol ihn mir wieder anstecken kann.« Ich wende mich sanft lächelnd Sollie zu. »Ich habe ihm nämlich versprochen, dass, wenn ich ihn mal abnehmen sollte, er es ist, der ihn mir stets wieder anstecken wird.«
Ihr klappt dermaßen offensichtlich die Kinnlade runter, dass man Angst haben muss, dass sie auf den Boden fällt. Ich lese in ihrem Gesicht, wie sie sich fragt: »Wie ist das möglich? Wie? Wie?« Ihr Blick schreit es, ihr Mund murmelt stumm: »Aber, aber, aber«, wie ein Goldfisch im Aquarium.
»Mach dir keine Sorgen, Pippa «, sage ich zu ihr, während Sol ihn mir ehrfürchtig wieder an den Finger steckt. »Ich verstehe deine Besorgnis, aber ich würde niemals zulassen, dass diesem Ring etwas zustößt, dafür bedeutet er mir viel zu viel.«
Unsere Blicke treffen sich, und sie hat ganz genau verstanden. Ich hätte nie gedacht, dass ich abgebrüht genug sein könnte,
Pepper Langfords gefürchtetem bösem Blick standzuhalten, aber dann muss ich doch die Augen senken. Allerdings nicht, weil ich ihrem Blick nicht standhalten könnte.
Sondern weil ich mich plötzlich furchtbar fühle. Wirklich grauenvoll. Als hätte jemand heißes Öl nicht nur über mein schönes Kleid geschüttet, sondern auch über meinen Kopf und in meine Unterwäsche.
Aber warum fühle ich mich so schlecht?
Ich habe doch erreicht, was ich wollte. Ich habe ihr gezeigt, dass sie nicht mehr wie gewohnt mit mir umspringen kann. Ich bin kein Kind mehr, das sie mit ihren Lügen und Tricks manipulieren kann. Dies ist mein Moment der Wahrheit, und sie weiß es. Und trotzdem ist mir zum Heulen zumute. Denn ich mag diese Schlacht gewonnen haben, aber wir befinden uns mitten in einem blutigen Krieg.
Und
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