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Mein Traummann die Zicke und ich

Mein Traummann die Zicke und ich

Titel: Mein Traummann die Zicke und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harvey Sarah
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Grainger … Reicht dir das, Violet?«, neckt er mich.
    »Mach dir keine Sorgen, ich habe nicht das geringste Bedürfnis, eine Lady zu werden. Ich bin ganz zufrieden als gewöhnliche Frau.«
    »Du bist alles andere als eine gewöhnliche Frau, Violet Templer.«
    »Ach nein?«
    »Du bist eine Orchidee in der Wüste«, sagt er, rollt sich zu mir herüber und lässt kleine Küsse auf meine gesenkten Augenlider regnen.
    »Ich glaube, die Romantik ist gerade zurückgekehrt.«
     
    Wir sind keine zwei Tage in dem Labyrinth, nicht einmal zwei Stunden, aber die Zeit, die wir dort verbracht haben, wird mir noch lange in Erinnerung bleiben. Wir setzen unsere Besichtigungstour fort. Wir erkunden den Rest des Gartens – nicht den ganzen, denn er ist insgesamt acht Hektar groß -, aber wir laufen einmal ganz ums Haus und sehen uns alles um uns herum an, und alles, was wir sehen, ist schön. Wir gehen zurück ins Haus und durch die Eingangshalle, wo Sollie mich auf ein paar besonders interessante Porträts hinweist. Im Salon, der mit seinen wertvollen Teppichen und dem antiken Mobiliar sehr formell wirkt und daher nur selten benutzt wird, hängen noch mehr Ahnenbilder und auch andere Ölgemälde. Außerdem schmücken Fotos die den Wände – frühere Lairds und Ladys of Balcannon und noch lebende Familienmitglieder, von Silas und Marilyn über Cousins und Cousinen ersten, zweiten und dritten Grades.

    »Deine Familie bedeutet dir sehr viel, nicht wahr?«, frage ich Sollie, als er mir ein Foto von Pippa und dem gutaussehenden Jonathan zeigt.
    »Natürlich«, antwortet er mit sichtlichem Stolz auf all die Gesichter, die von den Wänden auf uns herabblicken. »Ich weiß, es ist ein Klischee, aber Blut ist wirklich dicker als Wasser. Egal was dir im Leben passiert, deine Familie ist immer für dich da. Auf sie kannst du dich verlassen, sie halten bedingungslos zu dir.«
    »Sag das mal Kain und Abel«, murmle ich leise.
    Sol gibt einen Lacher von sich. »Du bist ja so zynisch, Vi, das kenne ich gar nicht von dir.«
    »Mach dir nichts draus«, sage ich. »Meine Familie besteht aus drei Leuten und meiner leicht senilen Großmutter, was verstehe ich also schon davon.«
    Anschließend arbeiten wir uns durch ein weiteres Labyrinth, nämlich das aus Fluren, die sich durch die fünf Geschosse des Hauses ziehen; vom Keller, der wie vorherzusehen eine Unmenge von Weinflaschen enthält, geht es immer höher und höher, bis wir am Ende unserer Tour angekommen sind: dem höchstgelegenen Zimmer des Hauses, in das man über eine gewundene Treppe gelangt. Es ist ein bisschen wie im Märchen, immer weiter nach oben zu steigen, bis hinauf in den Turm.
    »Die letzte Etappe«, verkündet Sollie.
    »Dem Himmel sei Dank. Die Luft wurde nämlich gerade etwas dünn, und ich habe meine Sauerstoffflasche unten vergessen.«
    »Ganz schön weite Reise, was?«
    Ich schaue auf meine Uhr. Unsere Balcannon-Besichtigungstour hat zwei Stunden gedauert. Eine Runde durch das alte Bauernhaus meiner Eltern zu machen dauert ungefähr zehn Minuten.

    »Musst du auch unbedingt in einem Nachbau des Londoner Tower wohnen. Wo sind wir jetzt?«
    »Vor Pippas Zimmer.«
    Ich muss zugeben, die Antwort bringt mich ein bisschen aus dem Takt.
    »Ich wollte als Kind auch nicht hier oben wohnen«, sagt er dessen ungeachtet. »Aber sie wollte unbedingt dieses Zimmer haben.«
    »Das kann ich mir vorstellen«, stoße ich mit einem Blick auf die mächtige Holztür hervor und frage mich, welche Geheimnisse sich wohl dahinter verbergen mögen.
    Er sieht mich etwas überrascht wegen meiner Antwort an.
    »Na ja, es ist ein Prinzessinnenzimmer«, sage ich hastig, »eine Prinzessin in einem Turmzimmer, das will doch jedes Mädchen sein.«
    »Wahrscheinlich.«
    Vor ihrem Zimmer zu stehen kommt mir sehr merkwürdig vor. Ein seltsamer Gedanke, dass sie ungefähr zur selben Zeit Anspruch auf dieses Zimmer angemeldet hat wie auf mein Leben.
    Ich frage mich, ob sie da drin jemals an mich gedacht hat, ihre Pläne ausgeheckt hat, ihre Intrigen gesponnen, die Verwüstung meines Lebens ins Auge gefasst hat. Ich bin plötzlich schrecklich neugierig, wie es drinnen aussieht.
    »Hast du früher viel Zeit mit ihr verbracht?«, frage ich Sollie, als er sich gerade wieder an den Abstieg machen will.
    Er hält inne. »Nicht so viel, wie ich gewollt hätte.«
    »Aber ihr habt euch gut vertragen, wenn ihr zusammen wart?«
    »Ja, sehr gut sogar. Meistens jedenfalls. Du weißt ja, wie Kinder sind … An einem Tag

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