Mein Traummann die Zicke und ich
seufzt sie, als Aric sofort nickt und aufsteht. »Du hast wirklich Glück, ihn zum Schwiegervater zu bekommen. Er ist ein solcher Gentleman. Wenn ich mich nicht Hals über Kopf in jemand anderen verliebt hätte, hätte ich ihn niemals verlassen, weißt du. Nicht dass er mir jemals einen Vorwurf deswegen gemacht hätte, aber wie könnte er auch mit einer Frau wie Elspeth. Sie sind so verliebt, als wären sie noch immer in den Flitterwochen. Also hat es uns beiden Glück gebracht, dass ich damals weggelaufen bin, obwohl ich meinen lieben Bobby vor neun Jahren verloren habe.« Sie unterbricht sich und seufzt schwer, aber dann erscheint Aric mit ihrem Drink, und sie lächelt wieder. »Danke, mein Schatz«, sagt sie und schließt genussvoll die Augen, während sie einen langen Schluck aus dem Glas nimmt. »Er war ein Geschenk Gottes, als es passierte. Ich kam alleine nicht zurecht, Fleur war erst zehn, und Adam steckte gerade mitten in seiner Promotion. Aric hat mich regelrecht gerettet. Er hat sämtliche Vorbereitungen für die Beerdigung getroffen und alles Nötige mit dem Notar besprochen. Er war so wundervoll zu mir, trotz allem, was er durchmachen musste, als ich ihn verlassen habe. Er war wie ein richtiger Vater zu Fleur, hat ihr immer geholfen, egal ob es um Jungs oder die Unigebühren ging. Er war einfach toll. Sie waren beide toll. Haben uns in ihr Haus, in ihr Leben aufgenommen. Und was Elspeth angeht … Elspeth ist eine ganz besondere Lady, Aric hat eine gute Wahl mit ihr getroffen, was man von seiner zweiten Ehefrau nicht gerade behaupten kann. Ich habe natürlich nichts gesagt. Aber er hat eine harte Zeit
durchgemacht, als ich ihn wegen Bobby verlassen habe, also ist es einzig und allein meine Schuld, dass sein Urteilsvermögen ein bisschen gelitten hatte. Weißt du, er hat sie nur eine Woche nach dem Inkrafttreten unserer Scheidung geheiratet, nur eine Woche …«
»Und wie lange sind sie zusammengeblieben?«
»Vier Jahre, eine ganz schön lange Zeit, wenn man bedenkt, dass sie sich eigentlich nie wirklich geliebt haben. Ich bin sicher, sie hat es nur solange ausgehalten, weil sie nach Onkel Nesbits Tod Lady Grainger werden wollte. Das hat zwar nicht geklappt, aber wenigstens gab ihr das die Möglichkeit, sich wieder zu verheiraten, denn wenn sie Lady Grainger geworden wäre, hätte sie im Falle einer weiteren Hochzeit ihren Titel verloren. So konnte sie lustig vier weitere Male das Jawort geben. Mensch, war die sauer, als sie und Aric ein Mädchen bekamen, weil sie das ja aus dem Erbschaftsrennen geworfen hat … Ganz schön antiquiert, ich weiß, aber so ist es nun einmal.«
»Ich weiß, Sollie hat mir erzählt, dass Adam alles erben wird.«
»Und der liebe Sollie beneidet seinen Bruder nicht im Geringsten, im Gegensatz zu manch anderen Leuten« – sie rümpft verächtlich die Nase -, »für die es im Leben nur um Erfolg und Ehrgeiz geht … Ari, Schatz, meinst du, ich könnte noch einen kleinen Nachschlag haben?« Sie winkt mit ihrem leeren Glas in seine Richtung, und er eilt, um ihr noch einen Drink zu holen.
»Sollie hat gesagt, Adam sei Künstler, und zwar ein sehr begabter.«
Sie lacht schallend auf, als hätte ich etwas furchtbar Komisches gesagt.
»Das ist die Ironie an der Sache. Er kann einfach nicht anders, als in dieser Hinsicht nach seiner Mutter zu schlagen. Er
hat sich so heftig dagegen gewehrt, wie er konnte, aber er kann diese Leidenschaft nicht besiegen, egal wie sehr er es auch versucht. Wusstest du, dass er zwei Doktortitel hat?«
Ich nicke. »Ich weiß vom zweiten: Quantenphysik, hat Sol gesagt. Klingt ein bisschen schwierig.«
»Ein bisschen ist gut!«, Misty rollt mit den Augen. »Er hat einmal versucht, es mir zu erklären, aber ich fürchte, das ist einfach jenseits meiner Möglichkeiten.«
»Und worin hat er seinen anderen Doktortitel?«
»In Missbilligung«, sagt Misty gewichtig, nimmt einen gro ßen Schluck von dem frischen Gin Tonic, den Aric ihr gerade gebracht hat, und lacht erneut schallend.
Da der Gin ihre Zunge löst, habe ich noch einmal den Nerv, ihr die eine Frage zu stellen, die mir schon die ganze Zeit auf den Nägeln brennt.
»Und wie ist Pi… ich meine Philly so?«
Misty sieht mich einen Moment lang an und verdreht dann die Augen. »Wie ihre Mutter.«
»Im Aussehen oder in der Persönlichkeit?«
»Beides«, sagt sie und grinst. »Das ist nicht ganz fair. Philly ist ein liebes Mädchen, während Sophie … Ach, ich sage lieber nichts … Natürlich
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