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Mein Traummann die Zicke und ich

Mein Traummann die Zicke und ich

Titel: Mein Traummann die Zicke und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harvey Sarah
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macht sich aber manchmal der Einfluss ihrer Mutter bemerkbar, wie könnte es auch anders sein. Wir haben sie nicht sehr häufig gesehen, als sie noch klein war. Ihre Mutter ist so furchtbar oft umgezogen. Sie ist immer ihren jeweiligen Männern hinterhergedackelt.« Misty nimmt noch einen großen Schluck Gin. »Ich fürchte, dass hat seine Spuren bei ihr hinterlassen …«
    »Inwiefern?«, frage ich und erwarte Wörter wie verbittert, verstört und rachsüchtig.
    »Na ja, sie ist ein bisschen widersprüchlich«, sagt Misty nachdenklich. »Auf der einen Seite ist sie unabhängig und
selbstbewusst, auf der anderen ziemlich unsicher und gefallsüchtig. Sie war immer schon sehr auf Sollie fixiert, auf Adam auch, aber Sollie ist ihr Liebling; nur für die kleine Fleur hat sie nie viel Zeit gehabt. Mir ist schon klar, die beiden sind nicht blutsverwandt, aber das gilt schließlich auch für Sollie, und er hat Fleur trotzdem immer so behandelt, als wären sie es. Ganz unter uns, ich fürchte, sie ist immer ein bisschen eifersüchtig auf die Frauen in seinem Leben gewesen, wenn du verstehst, was ich meine, und die Tatsache, dass ihr Vater Fleur wie seine eigene Tochter behandelt, verhindert, dass sie sich noch als Daddys einziges Mädchen fühlen kann. Obwohl er sie natürlich wahnsinnig verwöhnt. Er hat ein schlechtes Gewissen, weil er ihre Mutter nie so geliebt hat, wie er das gewollt hätte. Und obwohl es nicht seine Schuld ist, dass er sie in ihrer Kindheit nicht so häufig gesehen hat, hat er auch deswegen ein schlechtes Gewissen. Dabei hat er sich die größte Mühe gegeben; wie oft sie die ganzen 500 Kilometer gefahren sind, nur um sie einen einzigen Tag sehen zu können! Einmal sind sie sogar hingefahren, um dann dort festzustellen, dass sie schon wieder umgezogen waren, ohne es ihnen zu sagen.«
    »Dann hatte sie also eine schwierige Kindheit?«, frage ich laut, und leise denke ich, dass das einiges erklären würde.
    »Das kommt darauf an, was du als schwierig bezeichnen würdest, aber ich schätze, das kann man schon so sagen. Es war so rastlos …«
    Sie schweigt für einen Moment. Ich glaube, sie denkt darüber nach, was sie da gerade gesagt hat, vielleicht bereut sie es, so indiskret gewesen zu sein, aber dann höre ich das Geräusch ihres regelmäßigen, tiefen Atems und verstehe, dass sie nur deshalb schweigt, weil sie eingeschlafen ist. Einfach so im Sitzen eingepennt ist sie! Offenbar haben die lange Fahrt und der intensive Ginkonsum ihren Tribut gefordert.

    Während sie leise schnarcht, lasse ich mir noch einmal durch den Kopf gehen, was sie mir erzählt hat.
    Verglichen mit ihrer war meine Kindheit ein Spaziergang. Ich hatte ganz normale Eltern, die sowohl lieb zueinander als auch zu mir waren. Und ich bin in einem schönen Haus groß geworden, das sich seit meiner Geburt nicht verändert hat. Meine Eltern wohnen nach wie vor in dem schönen Haus, das sie nicht lang nach ihrer Heirat von meiner Großmutter mütterlicherseits geerbt hatten. Ich habe immer noch das Zimmer meiner Kindheit. Natürlich hat sich die Einrichtung geändert; mit den Jahren hat sich mein Geschmack, was Bettdecken und Unterwäsche angeht, von Pu der Bär und Tiger wegentwickelt.
    Was ich damit sagen will: Mein Leben hatte Beständigkeit – jedenfalls solange, bis Pippa in meiner Schule aufgetaucht ist und mein Leben von den Füßen auf den Kopf gestellt hat -, und sie hatte keine. Andererseits ist sie jetzt seit acht Jahren verheiratet. Ihr Leben hat sich geändert und sie sich deshalb vielleicht auch.
    Der Cocktail-Kellnerin mimende Silas kommt mit einem Silbertablett vorbei, auf dem noch mehr Drinks stehen.
    »Unsere Misty, schläft wie ein Baby«, murmelt er und schüttelt den Kopf. »Das Klirren von Eis wird sie aber sicher wieder wecken.« Er stellt einen frischen Cocktail auf den kleinen Holztisch zwischen uns.
    Sie wacht tatsächlich sofort auf, ebenso diskret, wie sie eingeschlafen ist, und weiß nichts davon, dass sie zehn Minuten weg war, bis Marilyn sie mit einem neckischen Grinsen im Gesicht fragt, ob sie sich nach ihrem kleinen Nickerchen wieder erfrischt fühle.
    »Habe ich geschlafen?«, fragt sie mich, und als ich nicke, zuckt sie mit den Schultern. »Ich lebe für den Augenblick«, erklärt sie mir. »Ich stehe mit dem ersten Vogelzwitschern auf,
schlafe, wenn ich müde bin, und arbeite, wenn ich mich inspiriert fühle.«
    »Das klingt ja richtig poetisch«, sage ich, und sie lächelt mich seltsam an und

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