Mein Traummann die Zicke und ich
sitze und total affige französische Zigaretten rauche. Da siehst du’s, das Leben verläuft in Zirkeln. Ich meine, schau dir uns an, wer hätte je gedacht, dass wir uns einmal wiedersehen würden …«
Mistral hört immer noch zu. »Ach, stimmt ja«, sagt sie und reicht mir einen Teller Florentiner, ungeachtet der Tatsache, dass ich noch keinen Bissen von meinem Chili gegessen habe. »Elspeth hat uns erzählt, dass du mit Philly zur Schule gegangen bist.«
Ich bin gezwungen, etwas zu sagen, weil Pippa nur dazu nickt, »Bis später« sagt, vom Tisch aufsteht, ihren Teller in den Mülleimer entleert und die Küche verlässt.
»Nicht sehr lange«, antworte ich überrascht über ihren plötzlichen Abgang. Sie fühlt sich Fragen von anderen wohl noch nicht gewachsen. »Eigentlich überhaupt nicht lange.«
»Beth findet, dass das ein riesiger Zufall ist, aber ich glaube nicht an Zufälle, ich glaube, es gibt Leute im Leben, denen es bestimmt ist, denselben Weg zu gehen, und auch wenn man nicht die ganze Reise gemeinsam macht, so trifft man sich doch an bestimmten Kreuzungen wieder. Wart ihr beide Freundinnen?«
»Nicht wirklich … Wir waren in verschiedenen Cliquen, du weißt ja, wie das ist in der Schule, alle hängen in ihren eigenen Cliquen zusammen.«
»Dann wart ihr also verfeindet?« Sie macht ganz offensichtlich Witze, aber weil ich Angst habe, dass sie die Wahrheit in meinem Gesicht ablesen kann, lasse ich absichtlich meinen Florentiner herunterfallen, damit ich einen Vorwand habe, den Boden abzusuchen und die Frage zu ignorieren.
»Ich bin so ein Tollpatsch, entschuldige bitte.«
»Mach dir keine Sorgen, Fleur hat ungefähr hundert gemacht, hier hast du einen anderen.« Sie bietet mir einen neuen an, als ich mich wieder aufrichte.
Wunderbar, mein Trick hat funktioniert.
Ich nehme den anderen Florentiner und beiße hinein.
»Fleur hat die gemacht?«, frage ich. »Die sind sehr gut, ganz ausgezeichnet sogar.«
»Oh, sie ist eine fabelhafte Köchin. Sie sollte das beruflich machen, aber sie traut sich nicht; denkt, sie sei nicht gut genug.«
»Wenn der Rest von dem, was sie macht, so gut ist wie diese Florentiner, dann sollte sie unbedingt einen Job daraus machen. Sie sind phantastisch …«
»Oh, das ist aber sehr nett von dir.« Mistrals Gesicht leuchtet auf wie ein Streichholz, das man gerade angezündet hat, so sehr freut sie sich über das Kompliment ihre Tochter betreffend.
»Nein, das ist einfach nur die Wahrheit.« Und das ist es tatsächlich, die Dinger sind köstlich.
»Wenn du das wirklich findest, könntet ihr euch ja einmal unterhalten. Sie nimmt keine Ratschläge von mir an, weißt du, ich bin ja ihre Mutter, und Mütter finden alles toll, was ihre Kinder machen, selbst wenn es der letzte Mist ist, aber wenn jemand wie du ihr es sagt, vielleicht glaubt sie es dann.«
»Das mache ich gern.«
»Oh, danke. Und du bist ja auch noch vom Fach, sie muss dir also glauben. Ach, du bist ein so reizendes Mädchen, Violet. Sollie hat großes Glück gehabt.« Sie drückt vorsichtig meine Hand. »Und mach dir keine Sorgen, weil du und Philippa euch in der Schule nicht verstanden habt. Die Vergangenheit ist nicht so wichtig, viel entscheidender ist das Hier und Jetzt …«
»Aber ich habe doch gar nicht gesagt, dass wir uns nicht …«, platze ich besorgt heraus.
Aber sie hindert mich mit einer Umarmung am Weiterreden. »Das musstest du nicht«, flüstert sie mir ins Ohr. »Aber mach dir keine Sorgen, dein Geheimnis ist gut bei mir aufgehoben … Oh, hallo Fleur, mein Liebling.«
Das Thema ist vergessen, als Fleur, die nach dem Kochen in den Blauen Salon gegangen war, um sich das Tomatenpüree abzuwaschen, wieder zurück in die Küche kommt und sich neben uns an den Tisch setzt. Sie scheint in keiner Weise überrascht, dass Mistral an mir klebt, als wäre ich mit Helium gefüllt und würde, wenn sie mich nicht festhielte, wie ein alter Luftballon zur Decke aufsteigen und dort hängen bleiben, bis alle Luft aus ihm entwichen ist.
Mistral muss eine Menge Leute umarmen.
»Violet findet, dass du eine wunderbare Köchin bist«, sagt sie sofort.
»Findest du?«, sagt Fleur lächelnd, und ich verstehe mit einem Mal, warum ich immer noch so unsicher wegen Pippa bin. Denn sobald man ein wirklich aufrichtiges, ehrlich gemeintes Lächeln sieht, fällt einem der Unterschied auf, wenn jemand nicht so lächelt. »Das freut mich … Oh, übrigens, Violet … Ich glaube, in deiner Handtasche klingelt
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