Mein Traummann die Zicke und ich
sehr froh, dass du und Sollie zusammen seid. Das hört sich für dich vielleicht seltsam an, aber ich brauche im Moment wirklich eine Freundin …« Und dann umarmt sie mich wieder,
und ich höre, wie sie versucht, die Tränen zurückzuhalten.
Sie macht einen Schritt zurück, und obwohl sie geweint hat, sind ihre Augen nicht rot oder feucht; sie lächelt mich einfach an und erklärt fröhlich: »Elspeth hat gesagt, dass morgen der große Tag ist.«
Ich sehe sie verständnislos an, bis mir einfällt, worauf sie anspielt.
Sollie und ich fahren morgen in die Stadt. Um den Ring zu kaufen.
Ich spüre, wie mich eine Welle der Vorfreude packt, und trotz allem, was an diesem Abend passiert ist, muss ich lächeln.
»Du freust dich, stimmt’s?«
»Na ja, es ist ja auch irgendwie aufregend.«
»Nur irgendwie? Als Jonathan und ich uns verlobt haben … Oh, es war so wundervoll, so romantisch …« Plötzlich sieht sie wieder traurig und bekümmert aus. »Bist du sicher, dass er nicht … du weißt schon, die Kellnerin …«
»Fang nicht wieder davon an«, ermahne ich sie und mache eine entsprechende abwehrende Geste mit der Hand.
»Okay, du hast schon wieder recht. Lassen wir das. Zurück zum Ring … Du zeigst ihn mir morgen Abend, wenn wir alle zusammen essen gehen, oder?«
»Natürlich.«
»Zum Glück gehen wir in ein anderes Restaurant als das von heute Abend.« Sie verzieht das Gesicht.
»Er hat der Kellnerin keine schönen Augen gemacht.«
»Ich weiß. Ich bin paranoid …« Sie lacht, aber ihr Gesicht sieht nicht fröhlich dabei aus.
Und zum ersten Mal bemerke ich ein echtes Gefühl bei ihr: Traurigkeit.
Plötzlich tut sie mir aufrichtig leid.
Was er getan hat, muss sie sehr verunsichert haben.
Ich sage besser nichts von Jonathans Telefongespräch hinter der Restaurantpalme. Vielleicht ist das der Schlüssel, um Philippa Beresford bzw. Pippa Langford zu verstehen.
Unsicherheit.
Unsicherheit ist der Grund für so manche Misere.
In diesem Moment fällt mir seltsamerweise wieder ein, worum Sollie mich gebeten hat.
»Hör mal, ich weiß, das klingt jetzt vielleicht ein bisschen komisch, und du sollst auf jeden Fall nein sagen, wenn du nicht willst …«
Sie runzelt die Stirn und fragt sich ganz offensichtlich, was jetzt kommt, und ich zögere einen Moment.
»Red weiter«, drängt sie mich.
»Also, Folgendes. Sollie und ich haben uns gefragt, ich meine, ich habe mich gefragt, ob du vielleicht – und ich würde es wirklich total verstehen, wenn du es nicht willst …«
»Was denn, um Himmels willen, Violet?«
»Unsere Brautjungfer sein willst«, erwidere ich und kann im selben Moment nicht fassen, dass ich sie wirklich gefragt habe.
»Meinst du das ernst?« Ungläubigkeit steht ihr deutlich ins Gesicht geschrieben.
»Ja«, antworte ich leise, weil ich die Frage schon bereue.
Sie sagt erst mal nichts.
»Du kannst mir so sehr verzeihen, was ich dir angetan habe, um mir das anzubieten?«
»Ja«, sage ich noch einmal, diesmal entschiedener, als ich mich fühle.
Sie sieht mich an, und ein ganzes Register an Emotionen spiegelt sich auf ihrem Gesicht und in ihren Augen.
»Wie könnte ich da nein sagen!«, ruft sie entzückt, und schon umarmt sie mich wieder und ruft nach Sollie, der mit Jonathan im Wohnzimmer sitzt und auf den Kaffee wartet, den wir noch immer nicht gemacht haben, und er ist natürlich sehr erfreut und ganz aus dem Häuschen, dass ich sie wirklich gefragt habe. Und dann fängt Jonathan an, von ihrer eigenen Hochzeit zu schwärmen, und sagt, wie wundervoll es war und wie wunderschön Philly ausgesehen hat, und dann umarmen und küssen sie sich und flüstern sich etwas zu, um sich kurz darauf zu entschuldigen und kichernd Hand in Hand in Richtung Schlafzimmer zu verschwinden wie verliebte Teenager.
Sollie und ich warten noch ein paar Minuten, bis sie mit dem Knutschen auf der Treppe fertig sind, und gehen dann auch nach oben auf unser Zimmer.
»Das war der prompteste Stimmungsumschwung, den ich je erlebt habe. Während des Essens waren sie doch eher schlecht aufeinander zu sprechen, oder irre ich mich?«, sagt Sollie, während er zu mir ins Bett kriecht.
»Sie dachte, er hätte mit der Kellnerin geflirtet«, erkläre ich.
»Welche Kellnerin?«, fragt Sollie mit Unschuldsmiene.
»Sie wissen ganz genau, mit welcher Kellnerin, Mr. Grainger.«
»Hat er aber nicht.«
»Nein, deine Stielaugen waren im Weg.«
»Sie sah ja auch wirklich toll aus, findest du nicht?«
»Wenn man das
Weitere Kostenlose Bücher