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Mein Traummann die Zicke und ich

Mein Traummann die Zicke und ich

Titel: Mein Traummann die Zicke und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harvey Sarah
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vermeiden, begibt sie sich auf ganz schön dünnes Eis.
    »Sie haben echt guten Pudding gemacht …«, fährt sie fort. »Der war so lecker, dass wir uns darum geprügelt haben, einen Nachschlag zu bekommen.«
    Mir bleibt der Mund offen stehen.
    Es stimmt, wir haben uns geprügelt, aber wörtlich, ich meine, sie hat sich geprügelt, und zwar mit Hilfe des Puddings. Wer hätte gedacht, dass man dieses traditionelle englische Dessert auch als Waffe einsetzen kann? Ich habe Stunden gebraucht, das klebrige Zeug aus meinen Haaren zu bekommen, weil sie nämlich ähnlich lange dafür gebraucht hat, es erst hineinzureiben, und zwar mit Hilfe meiner ehemaligen besten Freundin, die mich währenddessen festgehalten hat.
    Warum spielt sie darauf an?
    War die weiße Flagge in Wirklichkeit ein verkappter Totenkopf mit gekreuzten Knochen darunter? Ihr Versprechen, die Vergangenheit ruhen zu lassen, eine Lüge?
    Zwei Flaschen guter Wein, und sie lässt alle Vorsicht fahren und spielt Spielchen mit mir.

    »Sieh mal, hier gibt es auch Pudding. Wir müssen den nehmen, Violet, um der alten Zeiten willen.«
    Zu meiner eigenen Überraschung bleibe ich ganz ruhig und vernünftig. »Mich lacht eher die Erdbeertorte an«, sage ich gelassen.
    Sie mag verschiedene Knöpfe drücken, aber bis jetzt hat sie den mit der Aufschrift »Vorsicht, explosiv« noch nicht gefunden. Und so glaube ich einfach weiter daran, dass ihr Freundschaftsangebot ehrlich gemeint war, und im Moment hilft mir der Weißwein dabei.
    Immerhin bietet mir ihr Angebot, sollte es ehrlich gemeint gewesen sein, die Möglichkeit, meinen Kopf weiterhin in den Sand zu stecken, und das tue ich doch so gern.
    Ich beschließe, uns beiden eine kleine Pause zu gönnen, bitte Sollie, mein Dessert für mich zu bestellen, und verschwinde auf der Toilette.
    Als ich wieder herauskomme, stoße ich auf Jonathan. Klar, eigentlich keine große Überraschung, ich bin ja auch mit ihm im Restaurant, aber ich bin überrascht, ihn im Eingangsbereich hinter einer großen Kübelpflanze stehen zu sehen; es wirkt fast so, als würde er sich verstecken, und er späht durch die Palmblätter, als wäre er beim Casting für »Ich bin ein Star, holt mich hier raus«.
    Er hat das Handy am Ohr und brummelt ärgerlich. Als er mich sieht, klappt er sein Mobiltelefon einfach zu, ohne sich zu verabschieden, wer immer auch am Apparat ist, und kommt breit lächelnd hinter der Zimmerpflanze hervor, als wäre es der normalste Platz der Welt.
    »Arbeit. Nie hat man seine Ruhe«, verkündet er, weil er wohl befürchtet, ich könnte Fragen stellen. »Worte wie ›Urlaub‹ oder ›Wochenende‹ kennen die nicht, ich bin immer auf Abruf, Tag und Nacht.«

    »Das muss sehr anstrengend sein«, erwidere ich und denke mir, dass er sich ein bisschen zu heftig beschwert.
    »Das ist es«, sagt er und zwinkert mir zu, als hätte er gerade einen Scherz gemacht.
    Wir gehen schweigend zurück in den Gastraum.
    »Auf der anderen Seite hat es aber doch sicher auch seine Vorteile, in Paris leben zu können«, bringe ich nach ein paar Schritten heraus.
    »Ja, Paris ist eine tolle Stadt.«
    »Ich war schon mal da, aber das war noch zu Schulzeiten.«
    »Du musst unbedingt mal kommen. Ich würde dich gern herumführen und dir die schönsten Plätze zeigen.«
    »Das ist sehr nett von dir, vielen Dank«, sage ich mit einem Blick auf unseren Tisch.
    Pippa beobachtet uns.
    »Ich meine es ernst. Ich würde dir wahnsinnig gern Paris zeigen. Ruf einfach an, egal wann …« Er holt ein Etui aus seiner Jacketttasche und überreicht mir eine Visitenkarte mit Prägedruck, auf der sein Name und seine Telefonnummern stehen.
    »Gehen wir zurück ins Gefecht?«, fragt er und reicht mir seinen Arm.
     
    Seine Wortwahl ist auf unheimliche Weise treffend.
    Als ich zurück am Tisch bin, macht Pippa da weiter, wo sie aufgehört hat, bevor ich auf die Toilette gegangen bin.
    Das war kein gemeinsames Abendessen, das war ein Schlachtfeld, auf dem ich Minen und Handgranaten in Form von doppeldeutigen Kommentaren zu unserer Schulzeit ausweichen musste. Sollie scheint nichts mitbekommen zu haben, aber wie sollte er auch? Alles, was sie gesagt hat, muss in seinen Ohren harmlos geklungen haben … nur in ihren eben nicht.
    Jas hatte recht, denke ich, während wir im Taxi sitzen und
die Luft zwischen uns zum Schneiden dick ist und die Jungs dessen ungeachtet über Football plaudern.
    Zu meiner großen Überraschung kommt sie zu mir in die Küche, als ich Kaffee mache.

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