Mein Traummann die Zicke und ich
habe, der an ihr herumpfuschen könnte.
Nach getaner Arbeit gehe ich auf unser Zimmer, um mich zu waschen und umzuziehen. Als ich fünfzehn Minuten später zurück in die Küche komme, ist die Stimmung von heiter-beschwingt in bedrückt umgeschlagen.
Alle stehen um ein Ende des Tisches herum. Als ich in den Raum trete, sehen sie mich verdrossen an. Elspeth, Marilyn und Mistral.
Sie sind das personifizierte Elend. Elspeth ist so wütend, dass ihr sonst so glattes, heiteres Gesicht ganz zerknittert ist, Marilyns Mundwinkel hängen tief nach unten, was ich bei ihr noch nie gesehen habe, und Mistral sieht aus, als würde sie gleich losheulen.
»Was um Himmels willen ist denn hier los?«, frage ich.
Sie blicken sich an, bevor sie mir antworten, als müssten sie sich erst untereinander versichern, dass es in Ordnung ist, es vor mir auszusprechen. Dann sagt Elspeth barsch:
»Es ist etwas abgegeben worden.«
Mistral schnieft betrübt. »Jemand hat Philly Blumen geschickt.«
»Na ja, das ist doch nett, oder?«, frage ich, sehe aber an ihren Gesichtern, dass es das nicht ist.
»Nicht wirklich.« Elspeth hält sie mir hin.
Ein Kranz aus weißen Nelken.
Ich brauche einen Moment, um zu verstehen, dass das Friedhofsblumen sind.
»Wie furchtbar!«, ächze ich.
»Was ist los?«, erklingt eine bekannte Stimme in meinem Rücken.
Obwohl sie erst am Nachmittag zurückerwartet wird, steht Philly hinter mir.
Sie ist schon wieder zu früh. Das wird langsam zu einer schlechten Angewohnheit.
Weil ich nicht weiß, was ich sonst machen soll, drehe ich mich um und lächle sie eine Spur zu breit an.
»Oh, hi, du bist früher zurück, als wir dachten. War es schön in Edinburgh?«
Die drei Frauen stellen sich mehr als ungeschickt bei dem Versuch an, den Kranz zu verstecken. Statt von ihm abzulenken, ziehen sie so erst recht die Aufmerksamkeit auf ihn.
»Was ist das?«, fragt Pippa und versucht, an ihnen vorbeizulugen.
»Oh, gar nichts, überhaupt nichts«, quiekt Misty, die den Kranz prompt auf den Boden fallen lässt, und ihn wahnsinnig subtil unter den Tisch zu kicken versucht.
»Überhaupt nichts?«, sagt Pippa lachend, aber das Lachen klingt sarkastisch. »Warum versucht ihr dann so angestrengt, dieses Nichts vor mir zu verstecken?«
Elspeth gibt auf und zieht den Kranz unter Mistrals Flipflops hervor. Sie überreicht ihn Pippa, die ihn überrascht betrachtet.
»Ich schätze, der ist für mich?«
Elspeth nickt, und Pippas Gesicht nimmt einen grüblerischen Ausdruck an.
»Aber wer …« Sie macht eine Pause und atmet schwer aus, als würde ihr die Brust wehtun. »Wer weiß denn überhaupt, dass ich hier bin, außer der Familie und …«
Aber sie beendet den Satz nicht.
»Und wer, Liebes?«, fragt Elspeth sanft.
Sie sieht Elspeth an und zuckt mit den Schultern. »Das war’s. Nur die Familie … niemand ›und‹, überhaupt niemand.«
»War eine Nachricht dabei?«, fragt Mistral verwirrt.
»Ich schätze, die Blumen sagen schon alles, oder?« Pippa schnaubt verärgert, dann packt sie den Kranz und marschiert über den Steinboden und aus der Küchentür nach draußen.
»Was hast du vor, Philly?«, ruft Misty ihr nach, und wir alle folgen ihr.
»Es gibt nur einen Platz, wo die hier hingehören«, sagt sie stoisch, geht zum Ufer des Sees und wirft den Kranz so weit sie kann aufs Wasser – wo er friedlich auf der leicht gekräuselten Oberfläche treibt und sich langsam im Kreis zu drehen beginnt.
»Oh, Mist«, flucht Pippa, als wir keuchend neben ihr zum Stehen kommen. »Ich dachte, das blöde Ding würde sinken.«
Und dann dreht sie sich auf dem Absatz um und läuft wieder zurück ins Haus.
Jeder hat die Blumen mittlerweile entdeckt, sie sind auch schlecht zu übersehen, weil sie immer noch majestätisch wie ein ausgestopfter Schwan auf dem See schwimmen. Aric und Sollie sind außer sich vor Wut. Aric ist schon drauf und dran, die Polizei zu rufen, aber sie möchte nicht, dass er das tut.
»Lass gut sein, Dad«, sagt sie bestimmt. »Da hat sich irgendein Idiot einen üblen Scherz erlaubt, und die beste Art, mit so was umzugehen, ist, es zu ignorieren.«
Ob sie noch jemand anderen gegen sich aufgebracht hat?, frage ich mich im Stillen, während mein Verlobter und sein Vater Blicke tauschen. Nach diesem neuen Vorfall kann ich mich fast nicht mehr überwinden, die geplante Konfrontation in die Tat umzusetzen, bis mir der schreckliche Gedanke kommt, dass sie annehmen könnte, ich hätte den Kranz geschickt.
Weitere Kostenlose Bücher