Mein Traummann die Zicke und ich
des Kleids um den Hals des Kleiderbügels geknotet hatte. Wie hätte es da von selbst herunterfallen können? Ich sehe sie mir genauer an, sie sind nicht gerissen. Und was die Flasche mit Bleichmittel angeht, bin ich ganz sicher, dass sie auf dem Boden neben dem Klo gestanden hat und nicht auf dem Rand der Badewanne. Wie soll etwas vom Fußboden in die Wanne »fallen«? Und wie kann eine Flasche, die mit einem Sicherheitsverschluss ausgestattet ist, einfach so aufgehen?
Ich kenne nur einen Menschen, der zu so etwas fähig ist.
Ein Mensch, den ich ohne Zweifel noch an diesem Abend vor dem Bibliotheksfenster habe vorbeihuschen sehen. Ein
Mensch, von dem ich jetzt weiß, dass er immer noch genauso ist, wie er immer war, zumindest in Bezug auf mich.
Ein Feind.
Ich sinke auf die Knie, das ruinierte Kleid noch immer in den zitternden Händen, und sage mir, dass ich jetzt nicht weinen werde. »Wegen so einer dummen Bleichmittel-Ziege weinst du nicht«, sage ich laut, um mich selbst zum Lachen zu bringen. Es funktioniert nicht. Ich versuche es noch einmal. »Es ist doch nur ein Kleid. Du kannst mir mein Kleid nehmen, aber nicht meine Würde.«
Es hilft nichts – ich bin immer noch drauf und dran, in Tränen auszubrechen, denn es geht ja nicht nur ums Kleid, sondern auch um das Ende meiner Hoffnungen. Der Hoffnung, dass sie sich geändert haben könnte, und der Hoffnung, dass sich die Vergangenheit nicht auf unser zukünftiges Verhältnis auswirken würde, und auf mein Verhältnis zu Sol.
Es gibt nur einen Menschen, mit dem ich in einer Situation wie dieser reden kann. Nur einen Menschen, der es mir nicht übel nehmen wird, wenn ich ihn mitten in der Nacht anrufe und hysterisch in den Hörer schluchze.
Jas hört mir zu, wie ich heule und schimpfe, und beruhigt mich erst mal so weit, dass ich die ganze Geschichte verständlich von vorn bis hinten erzählen kann. Am Ende seufzt sie schwer und sagt: »Violet, sie ist wirklich total durchgeknallt, aber es ist schließlich nur ein Kleid. Wenn es tatsächlich Philly war – und du weißt noch nicht sicher, dass sie es war -, dann hat sie es getan, um dich aus dem Konzept zu bringen, und wenn sie sieht, dass du aus dem Konzept gebracht bist, dann hat sie erreicht, was sie wollte, und das willst du nicht, oder? Dann erwischt sie dich doppelt. Wie sagte noch Oscar Wilde …«
»Verzeihe stets deinen Feinden, nichts ärgert sie mehr«, zitiere ich mein altes Motto.
»Gut. Du gehst jetzt zum Kleiderschrank, suchst dir ein anderes Kleid aus, das du anziehen kannst, und setzt ein Lächeln auf. Lass sie nicht merken, dass es dir etwas ausmacht. Wenn sie es überhaupt war. Du weißt es schließlich nicht hundertprozentig genau.«
»Weißt du, was das Schlimmste ist, Jas? Dass ich hierherkomme, um festzustellen, dass meine große Liebe mit der Person verwandt ist, die ich am meisten hasse. Ich lebe in Angst, bis sie kommt und mir ihre Freundschaft und einen Neubeginn anbietet, und ich weiß nicht mal, ob das nicht auch alles gelogen war … Ich war glücklich, na ja, glücklich ist vielleicht nicht ganz das richtige Wort, aber ich war bereit, Philly Beresford zu meiner Freundin zu machen, aber ich will auf keinen Fall Pippa Langford zurück in meinem Leben. Ich dachte, das läge schon weit hinter mir.«
»Das tut es ja auch, und sie kann die Zeit nicht zurückdrehen, wenn du sie nicht lässt. Du bist nicht mehr in der Schule, auch wenn sie sich so verhält, als wärst du es noch. Die Dinge haben sich geändert. Du bist nicht mehr dieselbe, Vi.«
»Aber wenn sie es wieder schafft, alle gegen mich aufzubringen?«
»Wie um Himmels willen sollte sie das anstellen? Wie ich schon sagte, ihr seid keine Kinder mehr. Sie kann dir nur dann etwas anhaben, wenn du es zulässt. Lass es einfach nicht zu …«
Sie braucht eine halbe Stunde dazu, aber sie lässt nicht locker, bis ich mich wieder beruhigt habe, und dann höre ich, wie der alte Türknauf sich bewegt.
»Sollie ist zurück«, flüstere ich.
»Gut. Dann kannst du ihm ja alles erzählen«, sagt sie entschlossen. »Das solltest du jetzt tun.«
»Aber ich habe ihr versprochen, dass ich es nicht tun würde …«, wende ich halbherzig ein.
»Und sie hat dir einen Neubeginn versprochen, und wenn sie das hier gemacht hat, dann hat sie ihr Versprechen gebrochen, und du schuldest ihr nichts mehr. Okay?«
»Okay.«
»Hab dich lieb.«
»Ich dich auch, Jas.«
Sie hat recht, ich muss reinen Tisch machen und ihn um seine Hilfe
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