Mein ungezähmter Highlander
zumindest nicht laut. Sein Blick fiel auf seinen Bruder. »Wenn du etwas zu sagen hast, Alex, dann tu das.«
Alex schüttelte den Kopf, doch Rory wusste, was er dachte. Ein Bündnis mit Argyll würde ihnen ihr Land mit Sicherheit zurückbringen. Und wenn Rorys Plan nicht klappte, würden die MacLeods Trotternish verlieren. Mit seiner Entscheidung, die Vereinbarung mit Argyll zu brechen, ehe er sich sicher war, wie der König entscheiden würde, hatte Rory seine Liebe zu Isabel über das Wohl des Clans gestellt.
Er würde einfach dafür sorgen müssen, dass sein Plan nicht fehlschlug. Im Moment musste er jedoch erst einmal in sein Bett zurück, wenn er nicht vor seinen Männern zusammenbrechen wollte. Dieser kurze Ausflug hatte ihn viel Kraft gekostet. Isabel hatte Recht gehabt, obwohl er das natürlich nicht zugeben würde. Sie flatterte ohnehin schon die ganze
Zeit um ihn herum, als könnte er jeden Moment verschwinden. Aber Rory verstand ihre Furcht. Und das war auch der Auslöser für diese Besprechung gewesen.
Er wusste, dass Isabel sich viele Gedanken machte, weil er ihr keine verbindliche Zusage für ihre gemeinsame Zukunft machen konnte. Doch sobald er die Sache mit Argyll geregelt und vom König gehört hatte, würde er in der Lage sein, die Sorgenfalten auf ihrer Stirn zu glätten. Schon bald.
Es war ein wunderschöner Junimorgen, so ein klarer, wolkenloser Tag, von denen man während des dunklen, deprimierenden Winters träumt. Rory stand neben dem Fenster im Schlafgemach und hatte gerade seine morgendliche Waschung beendet. Obwohl er jetzt schon seit ein paar Wochen nicht mehr das Bett hütete, würde er erst heute wieder das erste Mal nach seiner schweren Verletzung das Schwerttraining aufnehmen, und Isabel war nervös. Ein lautes Brüllen aus dem Hof ließ Isabel aufhorchen. Sie lächelte und freute sich über den Lärm, der überall dort zu hören war, wo Menschen ihrem Tagewerk fröhlich nachgingen, und der während Rorys langer Genesung so auffällig gefehlt hatte.
»Bist du dir sicher, dass du so weit bist, das Training wieder aufzunehmen, Rory? Es ist keine zwei Monate her, dass du verwundet worden bist«, meinte Isabel, die nicht in der Lage war, die Sorge zu verbergen, die in ihrer Stimme mitschwang.
Rory lachte und erwiderte spöttisch: »Du weißt, dass ich einen gesunden Respekt vor Alex habe – er hat doch tatsächlich die ständige Aufmerksamkeit von drei Frauen über sich ergehen lassen. Ich schätze mich über die Maßen glücklich, dass Bessie sich um die Kinder von Robert gekümmert hat, denn sonst hätten nicht nur du und Margaret mich ständig bemuttert, sondern sie auch noch. Wenn ich mich noch länger in diesem
Bergfried festhalten lasse, kann ich am Ende nicht einmal mehr selber einen Kilt anlegen.«
»Undankbarer Schuft!« Sie stützte die Hände in die Hüften, widerstand aber dem Impuls, mit dem Fuß aufzustampfen. »Margaret und ich haben dir viel mehr Freiheiten gelassen, als wir für richtig hielten, weil wir wussten, dass du dich gegen alles wehren würdest, was gut für dich ist. Du bist ein ganz schrecklicher Patient, Rory MacLeod. Muss ich dich etwa an den zweiten Fieberanfall erinnern, den du erlitten hast, weil du letzten Monat zu früh aufgestanden warst? Davon abgesehen sollten Margaret und ich uns eigentlich beschweren, dass wir uns den ganzen Tag so ein schlecht gelauntes Gesicht ansehen müssen.«
Rory grinste breit ob der gespielten Beleidigung.
Ihr stockte wie immer der Atem, wenn sie ihn lächeln sah. Ein Lächeln, auf das man bei ihm jetzt nicht mehr lange zu warten brauchte. Es fiel schwer zu glauben, dass er vor gar nicht so langer Zeit genauso mürrisch wie Margarets Wikinger gewesen war. Isabel runzelte die Stirn. Irgendetwas machte Margaret in letzter Zeit Sorgen. Isabel hatte angenommen, dass es mit ihrem Bruder zusammenhinge, weil er so kurz vor dem Tode gestanden hatte. Aber jetzt war sie sich da nicht mehr so sicher.
Rory sah fast wieder wie er selber aus, aber war er wirklich so weit, seine Pflichten wieder aufzunehmen? Sie musste zugeben, dass er besser aussah als seit Wochen, doch seine lange Bettlägerigkeit war ihm immer noch anzumerken. Er hatte viel Gewicht verloren. Allein durch seine Größe war er ein imposanter Mann, doch durch den Gewichtsverlust war er hager geworden, und die hungrige Wildheit, die er dadurch ausstrahlte, sprach Isabel in gewisser Weise an und beeindruckte sie. Er war immer noch sehr muskulös, aber nun
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