Mein ungezähmter Highlander
Sie unterdrückte den Drang,
den verletzenden Brief zu zerknüllen, legte ihn vorsichtig zur Seite und begann die Briefe zu schreiben, die ihr kostbare Zeit verschaffen würden.
Rory fühlte sich zwar immer noch fürchterlich schwach, nachdem er so viele Wochen ans Bett gefesselt gewesen war, doch er war ganz erpicht darauf, zumindest einen Teil seiner Aufgaben wieder selbst zu erledigen. Nicht nur das schier endlose Verhätscheln durch die Frauen machte ihn rastlos, sondern Rory hatte auch viel Zeit gehabt, über seinen Plan nachzudenken, während die Wunde langsam heilte. Er könnte die Lösung all seiner Probleme bedeuten. Einen Plan, der es ihm ermöglichte, Isabel zu heiraten und seine Pflicht seinem Clan gegenüber zu erfüllen. Doch auch wenn dieser Plan fehlschlug, würde er sie nicht gehen lassen können. Das wusste Rory. Es war an der Zeit, seine Männer über seine Entscheidung in Kenntnis zu setzen.
Ganz vorsichtig – damit sich seine Wunde nicht wieder öffnete – begab Rory sich zur Bibliothek; denn Isabel hatte ihm mit schwersten körperlichen Verletzungen gedroht, falls er es wagen sollte, den Feenturm zu verlassen. Doch er dachte nicht daran, eine Besprechung mit seinen Männern in seinem Schlafgemach abzuhalten. Alex, Douglas und Colin warteten bereits auf ihn. Rory war froh zu sehen, dass Colin sich von seinen Verletzungen, die ihm von den Mackenzies zugefügt worden waren, erholt hatte. Zwei andere von Rorys Männern hatten nicht so viel Glück gehabt; doch Rory wusste, das es noch viel schlimmer hätte kommen können. Colin war derjenige gewesen, der gemerkt hatte, dass eine Bande von Mackenzies seinen Chief durch den Wald verfolgte. Er hatte ihnen nachgesetzt, die Verfolger damit aufgehalten und so Rory, Alex und Isabel das Entkommen ermöglicht. Sobald die drei im Felsen
verschwunden waren, hatten die Mackenzies die Flucht ergriffen, um weiteren Verwundungen zu entgehen.
Doch es waren nicht die Mackenzies, die Rory im Moment Sorge bereiteten, sondern die Frage, wie seine Männer wohl auf seinen Plan reagieren würden, den er ihnen gerade dargelegt hatte.
»Es ist ein guter Plan«, meinte Alex. »Aber glaubst du wirklich, dass der König einverstanden sein wird?«
»Es widerstrebt James, sich in die Landstreitigkeiten zwischen den Clans einzumischen«, erklärte Rory. »Doch mein Vorschlag, Trotternish den MacLeods als Teil von Isabels Mitgift zu überlassen, gibt James die Möglichkeit, die Angelegenheit zu regeln, ohne auf die materiell-rechtlichen Gesichtspunkte des Streites eingehen zu müssen.«
Alex nickte. »Etwas, was der König ohnehin nicht tun möchte, weil es ihm widerstrebt, zwischen dir und Sleat zu entscheiden. James wird den leichtesten Weg wählen, aus der Sache herauszukommen. Und eine Mitgift ist da perfekt.«
»Doch Sleat wird damit nicht einverstanden sein«, meinte Colin.
Rory zuckte mit den Achseln. »Das spielt keine Rolle, denn die Idee wird sich bereits in James’ Kopf festgesetzt haben. Davon abgesehen war es Sleat, der als Erster mit dem Vorschlag kam, ich solle mit Isabel eine Ehe auf Probe eingehen. Über ihre Mitgift wurde nicht gesprochen, als wir uns darauf einigten. Aber bei einer Heirat würde man selbstverständlich eine Mitgift erwarten.«
»Argyll wird wütend sein, wenn du das Bündnis mit ihm brichst. Kannst du es dir leisten, ihn zu erzürnen? Er könnte in Zukunft vielleicht nicht mehr so bereitwillig für dich einstehen«, überlegte Colin.
»Ich werde eine Möglichkeit finden, ihn zu besänftigen.
Und die Unterstützung bei Hofe, die wir durch ihn verlieren, wird durch Isabels Freundschaft mit dem König und der Königin ausgeglichen.« Rory hatte Isabel während der Hochlandspiele beobachtet, bei denen sie die Rolle der Gastgeberin übernommen hatte, und dabei erkannt, dass es ein Vorteil bei Hofe sein würde, Isabel zur Gemahlin zu haben. Rory bedauerte nur, dies nicht schon früher bemerkt zu haben.
Douglas nickte zustimmend. »Colin, du vergisst, dass ich sie schon bei Hofe gesehen habe. Ich kann dir versichern, dass Isabel eine gute Beziehung zum königlichen Haushalt pflegt. Die Königin mochte sie von all ihren Hofdamen am liebsten, und auch der König hat sie sehr gern.«
»Dann ist das damit erledigt«, erklärte Rory. »Ich habe bereits einen Brief an den König aufgesetzt.« Er hielt inne. »Und an Argyll.«
Er schaute in die Runde, doch wenn seine Männer seine Handlung in Frage stellten, so verkündeten sie das
Weitere Kostenlose Bücher