Mein ungezähmter Highlander
um sich von seiner Braut fernzuhalten. Je mehr Zeit er mit ihr verbrachte, desto mehr erfuhr er über sie. Und je mehr er über sie erfuhr, desto mehr wollte er wissen. Es war ein Teufelskreis, der zu nichts führte, außer ins Verderben.
Selbst am Tag der Abreise ihrer Familie hatte er nicht vorgehabt, zu ihr zu gehen. Aber war sie noch ganz bei Trost gewesen, bei so einem heftigen Sturm an der rutschigen Festungsmauer zu stehen? Er hätte sie den Elementen überlassen sollen, doch ihre verdammte Verletzlichkeit hatte ihm den Rest gegeben.
Früher am Tage hatte er mit angesehen, wie traurig sie war, als sie sich von ihrer Familie verabschiedete, und hatte versucht, sich nicht davon berühren zu lassen. Doch der Moment war von so viel Schmerz erfüllt gewesen, dass er es einfach nicht ignorieren konnte. Ihr Vater hatte sie nur verlegen am Hinterkopf getätschelt, während Isabel so ausgesehen hatte, als wollte sie sich ihm an den Hals werfen. All ihre Brüder hatten sie kurz umarmt, doch sie hatte jedes Mal ein bisschen zu lange festgehalten. Isabel wollte jeden Moment in die Länge ziehen, während die MacDonalds so aussahen, als könnten sie gar nicht schnell genug wegkommen. Sie kämpfte gegen ihre Tränen an, als sie zusah, wie sie die Stufen zum See hinabstiegen, doch sie waren gegangen, ohne sich noch einmal umzudrehen.
Diese verdammten Idioten. Sahen sie denn nicht, wie
schwer es für sie war? Sie hatte so einsam und verlassen ausgesehen, als die Boote abfuhren, dass er sie einfach nicht hatte stehen lassen und ihr dabei zusehen können, wie sie sich erkältete. Er wusste, wie verlassen sie sich fühlen musste. Und wahrscheinlich hatte sie auch Angst, so allein unter Fremden. Fremden, die nur wenige Tage zuvor noch ihre Feinde gewesen waren. Als sie sich umgedreht hatte, um ihn mit ihren violetten, vom Weinen feuchten und geröteten Augen anzusehen, hatte es Rory ganz und gar nicht kaltgelassen. Das Mädchen hatte ihm aufrichtig leid getan.
Doch dann hatte sie davon gesprochen, wie sie ihn glücklich machen würde, und da hatten ganz schnell andere Gefühle die Oberhand gewonnen. Einen Augenblick lang hatte er nur noch erotische Bilder vor Augen gehabt. Bilder, die sich ihm nur zu leicht darboten, wenn ihr Mund nur wenige Zentimeter von seinem entfernt war. Die Heftigkeit seiner Leidenschaft für diese Frau machte ihn fast wahnsinnig.
Erst später hatte er darüber nachgedacht, ob ihre zweideutige Antwort ihn nur davon hatte abhalten sollen, weitere Fragen über das Gespräch zu stellen, das sie mit ihrem Onkel geführt hatte. Irgendetwas an dieser Ehe auf Probe, und auch an Isabel, stimmte nicht.
Er traute ihr nicht. Und da sie im alten Bergfried wohnte und er im neueren Feenturm, war es nicht so einfach, sie im Auge zu behalten. Von Deidre hatte er erfahren, dass sie ungewöhnlich viel Zeit in der Küche verbracht hatte. Diese Information hatte ihn genauso neugierig gemacht wie die Körperhaltung, in der er sie vorfand, als er auf der Suche nach ihr in die Küche kam. Sie lag auf den Knien in der Vorratskammer und schien etwas unter einem Regal zu suchen.
Rory wartete, bis er direkt hinter ihr stand. »Wonach sucht Ihr?«
Erschrocken sprang Isabel auf. Ihre Augen waren weit aufgerissen, und ihrem Mund entschlüpfte ein langes »Oh«.
Er verschränkte die Arme vor der Brust und starrte sie an. Streng. »Und?«
»I-ich – äh- hab etwas fallen gelassen.«
Er wusste, dass sie log. »Was?«
Sie richtete sich gerade auf, schürzte die Lippen, stützte die Hände in die Hüften und reckte trotzig das Kinn. »Warum fragt Ihr mich aus?«
»Ihr liegt hier in der Küche auf den Knien, sucht etwas unter einem Regal und wundert Euch, dass ich frage, wonach?«
Sie schien es lustig zu finden, was er gesagt hatte, denn sie grinste. »Oh, na gut«, sie hielt inne und ließ sich viel Zeit damit, sich den Staub vom Rock zu bürsten. »Ihr seid mir auf die Schliche gekommen. Calum hat versprochen, mir zu zeigen, wie er seine köstlichen Marzipankuchen macht, und ich wurde in die Vorratskammer geschickt, um die Mandeln und den Zucker zu holen.«
Rory hatte von Deidre erfahren, dass Isabel ganz schnell eine große Bewunderin des wortkargen, mürrischen alten Kochs geworden war. »Das ist vielleicht eine gute Erklärung dafür, dass ich Euch im Raum mit den Vorräten gefunden habe, aber es beantwortet immer noch nicht meine Frage, was Ihr unter dem Regal gesucht habt.«
»Darauf wollte ich gerade hinaus«,
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