Mein ungezähmter Highlander
innerlich. Die sexuelle Anspielung seiner Worte war ihr nicht entgangen. Ihre Wangen brannten wie Feuer. »So habe ich es nicht gemeint.«
»Wie habt Ihr es denn dann gemeint, Isabel?« Ein Schauer der Erregung durchfuhr ihren Körper, als sie die Heiserkeit in seiner Stimme hörte.
Gütiger Gott, er stand so dicht vor ihr. So dicht, dass sie seine Wärme spüren, und den ihm so eigenen würzigen Duft nach Meer wahrnehmen konnte. Sein nasses Haar fiel in dichten Strähnen über sein markant schönes Gesicht. Sie verspürte den unverschämten Drang, ihm eine Strähne seines Haares hinter das Ohr zu streichen. Nur um ihn zu berühren.
Isabel konnte nicht antworten. Die Luft zwischen ihnen schien förmlich zu knistern. Ohne es zu merken, rückte sie ein wenig näher, weil ein warmer, magnetischer Sog sie zu ihm hinzog.
Noch immer blickte er ihr tief in die Augen. Ob er sah, wie sehr sie von ihm geküsst werden wollte? Dass sie an nichts anderes mehr denken konnte, als an das Gefühl seiner Lippen auf ihrem Mund? Der Moment schien kein Ende nehmen zu wollen, während sie so im Regen standen und einander anstarrten. Spürte er das Gleiche wie sie? Isabel suchte nach
einem Hinweis, nach irgendetwas, das ihr sagte, dass auch er es bemerkt hatte. Doch sie wurde enttäuscht. Er beendete den Moment, indem er den Blick abwandte.
»Jetzt sind wir beide durchnässt«, sagte er streng. »Begebt Euch in den Bergfried. Ich muss arbeiten. Und bleibt in Zukunft drinnen, wenn es so gefährlich stürmt. Ich möchte Euch nicht wieder holen müssen.«
Er machte auf dem Absatz kehrt und ließ sie stehen. Und sie fühlte sich noch viel einsamer als vorher.
Der MacDonald von Sleat sah zu, wie Dunvegan im grauen Nebel der Gewitterwolken versank. Kurz bevor er die Burg vollständig aus den Augen verlor, sah er zwei Menschen an der Festungsmauer stehen. Bei ihrem Anblick umspielte ein selbstgefälliges Lächeln seinen Mund. Es gab keinen Zweifel daran, wer die Frau und der Mann waren. Sein Plan verlief reibungslos. Anfangs würde sich der MacLeod noch gegen Isabels Anziehungskraft wehren, aber Sleat war sich sicher, dass er früher oder später der Versuchung erliegen würde.
Sleat konnte es immer noch nicht fassen, dass er das Glück gehabt hatte, auf seine Nichte aufmerksam zu werden.
Isabel MacDonald war wirklich eine außergewöhnliche Schönheit. Eine rothaarige Helena von Troja. Alle Männer, die sie sahen, wollten sie haben. Ganze Kriege würde man ihretwegen austragen. Sie verkörperte die perfekte Kombination aus Unschuld und Leidenschaft. Ja, seine Nichte würde ihnen nützlich sein. Sehr sogar, beglückwünschte er sich selbst.
Rory MacLeod war ihm schon viel zu lange ein Dorn im Auge. Wie amüsant würde es sein zuzusehen, wie sein Feind, der große »Rory Mor« von einem Mädchen zu Fall gebracht wurde. Der MacLeod hatte zwar ein nicht unbeachtliches schauspielerisches Talent bewiesen, als er versuchte, ihnen
weiszumachen, kein Interesse an Isabel zu haben, doch Sleat hatte ihn durchschaut. Gerade sein offensichtliches Desinteresse hatte ihn verraten. Der MacLeod wollte Isabel. Er wollte sie sehr. Wer auch nicht? Welcher Mann hätte solchen Reizen widerstehen können? Sleat kicherte in sich hinein. Er war höchst zufrieden mit sich selbst.
Ja, es war ein Geniestreich gewesen, eine Frau zu benutzen, um in das Bollwerk des MacLeod zu gelangen.
Der MacDonald kratzte sich den struppigen Bart und schnippte dabei abwesend die Krümel seines Frühstücksbrotes in die stürmische See. Er runzelte die Stirn. Eine einzige Schwachstelle hatte sein Plan. Seine Nichte selbst. Im Endeffekt würde der Erfolg des Plans ganz allein von ihr abhängen. Er hasste es, von einer Frau abhängig zu sein, von einem dieser unnützen Geschöpfe, doch in diesem Fall war es unumgänglich. Es gab keine andere Möglichkeit.
Aber war das Mädel stark genug, um seinen Teil beizutragen? Sie war noch sehr jung und unerfahren. Genau das war zwar Teil ihrer Anziehungskraft, aber gleichzeitig auch ein Schwachpunkt. Ihm war nicht entgangen, wie fasziniert sie vom Chief der MacLeods war. Sleat würde es genau im Auge behalten, wie sie vorankam. Und er würde dafür sorgen, dass sie begriff, welche Folgen ihr Versagen für den Clan hätte.
Helena sollte in diesem Fall keinen Krieg auslösen, sondern einen beenden.
Und ihm dabei ein Königreich verschaffen.
5
S eit dem Nachmittag, an dem die MacDonalds abgereist waren, hatte Rory sein Bestes gegeben,
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