Mein ungezähmter Highlander
des Geschehens.
Sie konnte den Blick nicht von ihm abwenden. Wie hypnotisiert starrte sie auf seine nackte, männliche Brust. Nicht ein Gramm zu viel hatte er auf den Rippen. Er sah aus, als wäre er aus Stein gemeißelt, und das gleißende Licht der Sonne hob seine harten, ausgeprägten Muskeln noch stärker hervor. Der Schweiß, der seinen Körper bedeckte, ließ ihn glänzen wie eine bronzene Statue. Seine Arme und Schultern waren hart und stark wie Granit. Sein Bauch flach und muskulös. Nur wenige Härchen beeinträchtigten die klaren, bronzenen Linien seines breiten Oberkörpers. Seine Schultern waren von der Sonne verbrannt und die Adern in seinen kräftigen Oberarmen pulsierten von der Anstrengung des Schwerttrainings.
Doch nicht nur seine kraftvolle Statur zog sie in seinen Bann. Es war auch die Art des Umgangs mit seinen Männern. Er hatte sie vollkommen im Griff. Während er im Kreis der Männer stand, trat einer nach dem anderen vor, um gegen ihn zu kämpfen. Der Meister stieß zu und wehrte ab und hob das riesige Schwert dabei an, als wäre es nicht schwerer als eine Feder. Sie hatte es sofort erkannt: Es war dasjenige, das am Tag der Zeremonie an der Wand der großen Halle gehangen hatte. Es war also nicht zu Dekorationszwecken da gewesen, und auch nicht im Andenken an die große Kraft irgendeines Vorfahren. Jetzt, wo Rory damit kämpfte, waren seine Muskeln aufs Äußerste gespannt, obwohl all seine Bewegungen Leichtigkeit ausstrahlten.
Er war eine wahre Säule der Kraft. Unerschütterlich und unbeugsam. Isabel glaubte nicht, dass sie sich je daran gewöhnen
würde, wie groß er war. Doch hatten seine Bewegungen auch eine gewisse Sinnlichkeit und eine Anmut, die seine muskulöse Statur Lügen strafte.
Im Kampf mit seinen Männern behandelte der MacLeod jeden einzelnen seiner Herausforderer, ob erfahren oder unerfahren, mit Respekt. Er gab Anweisungen, wurde nicht ein einziges Mal ungeduldig und nutzte kein einziges Mal die Gelegenheit, um seine Fähigkeiten zur Schau zu stellen. Jedem Mann, der gegen ihn kämpfte, passte er sich an, um dessen Schwäche zu finden, und ihm dann zu zeigen, wie er sie erkennen und überwinden konnte. Jedes Mal verbesserten sich die Fähigkeiten seines jeweiligen Gegners zusehends. Und der MacLeod selbst schien immer stärker statt müder zu werden. Bis Alex an die Reihe kam.
Die beiden Männer umkreisten einander, als wären sie Gladiatoren in einer Arena des alten Rom. Ganz auf ihren tödlichen Tanz konzentriert, bewegten sie sich mit der stolzen Eleganz zweier Löwen. Als Alex zuschlug, hallte das Geräusch des klingenden Stahls in Isabels Ohren. Zuerst sah es aus, als wären sie gleich stark, doch dann schien Alex die Trümpfe in der Hand zu halten, und bald stand Rory mit dem Rücken zur Wand.
Doch er lächelte, was Isabel nicht gleich zu deuten wusste. »Sehr beeindruckend, kleiner Bruder«, sagte er schwer atmend. »Du zwingst mich dazu, meine Rechte zu benutzen.«
Isabel schnappte nach Luft, als er das Schwert in die andere Hand nahm. Die ganze Zeit über hatte er mit seiner Linken gekämpft – und er war Rechtshänder.
Rory schien sie gehört zu haben, denn plötzlich drehte er sich zu ihr um. Sofort ergriff Alex die Gelegenheit und schlug ihm mit der Breitseite des Schwerts auf die Schulter.
»Verdammt«, fluchte Rory und rieb sich das schmerzende
Gelenk. Er schien wenig erfreut darüber, sie zu sehen. »Was macht Ihr denn hier?«
»Ich würde gerne etwas mit Euch besprechen, Mylord«, sagte sie schüchtern. »Unter vier Augen, wenn es Euch recht ist.«
Während sie sprach, trat Isabel vorsichtig einen Schritt näher an ihn heran. Dann sah sie über seine Schulter hinweg zu den Männern, die näher gekommen waren, um zu hören, was vor sich ging. Heute waren nur ungefähr vierzig Männer anwesend, doch Isabel wusste, dass das Kriegsheer des MacLeod an die vierhundert Mann stark war. Es war ein ziemlich großes Heer, größer als das ihres Vaters und nicht viel kleiner als das von Sleat. Rory hatte sie mit keinem seiner Männer bekannt gemacht, doch sie hatte einige Namen aufgeschnappt. Er verbrachte die meiste Zeit mit Alex und zweien seiner luchd-taighe -Wachmänner, Colin und Douglas.
Das Quartett gab ein beeindruckendes Bild ab. Colin sah mit seinem weißblonden Haar und dem spitzen, gezwirbelten Bart aus wie ein Wikinger. Wie ein sehr mürrischer Wikinger, dessen Stirn stets in Falten lag. An Douglas erinnerte sie sich von seinem kurzen Besuch
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