Mein ungezähmter Highlander
Tag genießen.«
Alex schüttelte den Kopf. »Ich weiß überhaupt nicht, warum ich mich von dir habe überreden lassen, Isabel. Rory wird wütend sein. Wenn du meinst, ich würde dich grimmig ansehen, dann warte mal ab, wie mein Bruder reagiert, wenn er Wind von unserer ›kleinen Jagd‹ bekommt.«
»Tja, ich würde mir keine Sorgen wegen etwas machen, was vielleicht nie passieren wird. Er ist schon so lange fort – vielleicht hat er ja beschlossen, gar nicht mehr zurückzukommen«, entgegnete sie spröde und gab sich völlig gleichgültig.
»Oh, er wird zurückkommen«, warnte Alex. »Ich rechne jeden Moment mit seiner Rückkehr. Aber nach diesem Ausflug heute werden du und ich vielleicht wünschen, dass es nicht so ist.«
Isabel brachte ihren Zelter zum Stehen und griff nach Alex’ Hand, als er sein schwarzes Schlachtross neben ihre Stute trieb. Er war ihr immer ein guter Freund gewesen. Isabel drückte seine Hand und entschuldigte sich. »Es tut mir leid, Alex. Ich weiß, dass du einige Bedenken wegen unseres Ausflugs hast. Du hältst mich bestimmt für undankbar und dumm. Aber Rory war sich bestimmt nicht im Klaren darüber, wie lange er wegbleiben würde, sonst hätte er nicht die Anweisung gegeben, dass wir die ganze Zeit über in der Festung zu bleiben haben. Er konnte nicht von uns erwarten, so lange nur drinnen zu sitzen. Außerdem haben wir doch Vorsichtsmaßnahmen ergriffen«, sagte sie und meinte damit die Schar von Kriegern, die ihnen folgte. Sie deutete auf die wunderschönen Eschen und Ulmen, die sie umgaben, und den gelben Schimmer des Spätherbstes, der dem kühlen Tag eine angenehme Wärme gab. Ihre Wangen schimmerten rosig vor Freude und der körperlichen Betätigung. »Bei diesen wunderschönen Wäldern direkt vor der Haustür wäre es doch ein Jammer, nicht auf die Jagd zu gehen, so lange es noch geht.«
Alex schüttelte den Kopf und strich die Fahnen. »In Ordnung, Isabel, du hast gewonnen. Wenn ich wüsste, dass es etwas bringt, würde ich um Schonung bitten. Wir werden die Jagd jetzt genießen und uns später Gedanken über die Folgen machen. Aber lass uns zumindest eine kurze Pause einlegen. Wir tränken die Pferde und Margaret kann mit dem Bogen üben, den wir von meinem Knappen ausgeliehen haben.«
Isabel wollte schon Widerspruch erheben, bemerkte dann aber mit einiger Verspätung Margarets bittenden Blick und erkannte schuldbewusst, dass ihr wilder Ritt nicht nur Alex erschreckt hatte. Zögernd gab sie nach und nickte Alex zu.
»Ich hab’s geschafft!« Der Pfeil flog in einem schönen, wenn auch nicht zielgenauen Bogen über den klaren blauen Himmel, ehe er völlig harmlos im Moos und Laub landete, das um den Baum herumlag.
Isabel sah zu, wie sich überraschte Freude auf Margarets Gesicht ausbreitete, und mit in die Hüften gestützten Händen ahmte sie perfekt Bessies Stimme nach, als sie sagte: »Ich habe dir doch gesagt, Kindchen, wenn du dir etwas in den Kopf gesetzt hast, kannst du alles schaffen.«
Margaret verdrehte die Augen und kicherte. Sie drehte sich zu ihrem Bruder um. »Alex, hast du’s gesehen? Ich habe den Pfeil abgeschossen.«
Alex lachte und seine dunkelblauen Augen funkelten vor Freude. »Ich muss gestehen, ich bin beeindruckt, Schwesterchen. Als Nächstes werde ich wohl das Schwert meines Knappen verstecken müssen. Du scheinst da ja einen hervorragenden Lehrmeister im Kriegshandwerk gefunden zu haben.«
Isabel musste grinsen, als sie sich die zierliche Margaret mit einem Breitschwert vorstellte. Sie bezweifelte, dass Margaret
es überhaupt vom Boden hochbekommen würde, ganz zu schweigen davon, jemanden damit zu bedrohen. Aber man wusste ja nie. Margaret hatte eine beachtliche Kraft für jemanden ihrer Größe gezeigt, denn auch der Kinderbogen, den sie sich ausgeliehen hatte, verlangte dem Schützen einiges an Stärke ab. »Margaret steht das ganze Lob zu. Ich habe ihr nur gezeigt, wie man den Bogen ruhig hält, während man ihn spannt. Alles andere hat sie selbst geschafft. Gut gemacht, Margaret.« Schwungvoll erhob sie sich von dem mit hellem Moos bedeckten Baumstumpf, auf dem sie gesessen und Margaret zugeschaut hatte. Dabei schüttelte sie den Schmutz von ihrem amethystfarbenen Samtkleid ab. »Ich glaube, das reicht an Übung. Vielleicht sollten wir jetzt ein oder zwei Rehe jagen, um die Wintervorräte aufzustocken?«
Alex hatte offensichtlich schon mit ihrem Eifer gerechnet, denn er führte bereits ihren Zelter herbei. Sie zog eine ihrer
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