Mein ungezähmter Highlander
obwohl sie es Margaret nicht ausdrücklich gesagt hatte, konnte diese wahrscheinlich aus den dummen Eskapaden ihrer Kindheit entnehmen, dass sie sich in einer ähnlichen Situation befunden hatte.
Margaret war die erste echte Freundin, die sie je gehabt hatte, und auch wie eine Schwester für sie.
Margaret musterte sie aufmerksam. »Was ist denn?« Isabel hob die Hände an ihre Wangen. »Habe ich Tinte im Gesicht?«
»Er weiß nicht, was er sagen soll, Isabel«, sagte sie ruhig.
Isabels Blick richtete sich auf ihre Freundin. Waren ihre Gedanken so deutlich zu lesen? Margaret sah einfach zu viel. Sie nahm die Schultern zurück. »Ich weiß nicht, wovon du sprichst.«
»Man sieht dir die Enttäuschung kaum an, aber ich sehe, wie sehr es dich verletzt, wenn wieder ein Tag verstreicht, ohne dass du etwas von Rory hörst.«
»Und das kannst du alles sehen«, meinte Isabel sarkastisch.
»Rory macht sich mehr aus dir, als er zugeben will. In seinen Augen ist eine Sanftheit, wenn er dich anschaut, die ich noch nie bei ihm gesehen habe.«
Isabel versuchte, ihre Hoffnung zu verbergen, doch Margaret nahm ihre Hände und zwang sie, sie anzuschauen. »Ich will nicht, dass du verletzt wirst, Isabel.«
»Er will mich zurückschicken«, sagte sie mit hohl klingender Stimme.
»Ich weiß. Die Fehde wird erst beendet sein, wenn dein Onkel vernichtet und die MacLeods Trotternish in ihren Besitz gebracht haben. Dies lässt sich nur mit Hilfe des Einflusses des Earl of Argyll auf den König erreichen. Eine Verbindung mit Argylls Cousine, Elizabeth Campbell, wird den MacLeods diesen Einfluss sichern.«
Isabel wandte den Blick ab. Margarets Mitgefühl schmerzte zu sehr. »Macht er sich sehr viel aus ihr?« Ihre Stimme klang ganz dünn.
»Er kennt sie kaum. Es wird eine schreckliche Verbindung sein. Das Mädchen hat einfach nicht dein Format, um es mit meinem imposanten Bruder aufzunehmen. Elizabeth Campbell ist ein liebes, aber furchtsames kleines Ding. Rory wird ihr Angst machen.« Margaret seufzte. »Aber es spielt keine Rolle. Rory wird wie immer seine Pflicht tun und sei es auch auf Kosten seines eigenen Glücks.«
Isabel wusste, dass Margaret Recht hatte. Sie hatte ziemlich viel über Rory während dessen Abwesenheit nachgedacht. Mehr als sie eigentlich wollte. In der Nacht, ehe er ging, hatte sie einen kurzen Blick auf den leidenschaftlichen Mann erhascht, der hinter dem von allen verehrten Chief steckte. Doch seine Position als Chief würde immer im Vordergrund stehen. Sein Clan nannte ihn »Rory Mor« – Rory den Großen. Der Titel passte. Auch wenn es ihr gelänge, ihn dazu zu bringen, sich in sie zu verlieben, würde er sie immer noch wegschicken, wenn die Pflicht es verlangte.
»Du bist nicht böse auf mich, oder?«, fragte Margaret.
»Wie könnte ich böse auf dich sein, wenn du die Wahrheit sagst?« Sie schenkte Margaret ein etwas schiefes Lächeln. »Aber ich muss wohl froh sein, dass du nur ein Auge verloren hast.« Isabel versuchte so zu tun, als ob das, was Margaret ihr gesagt hatte, sie nicht stören würde, aber Margaret ließ sich nicht täuschen.
Durch das Mitgefühl, das auf dem Gesicht ihrer Freundin lag, hatte Isabel das Gefühl, nichts mehr verbergen zu können – nicht einmal die Dinge, die sie sich selber noch gar nicht eingestanden hatte.
Sie trat wieder an den Tisch und begann, die Haushaltsbücher zu schließen, an denen sie gearbeitet hatte, und stellte sie dann wieder an ihren Platz im Regal. Sie war dankbar für die Ablenkung, die sie durch die Arbeit hatte. Auch wenn Michaelis nun hinter ihr lag, gab es noch viel zu tun. Das Verwalten der Einnahmen aus Rorys Ländereien, der Viehbestände und der Haushaltsausgaben nahm einen großen Teil des Tages ein. Sie unterdrückte das Schuldgefühl, das mal wieder in ihr hochkam. Sie war so beschäftigt gewesen, dass sie nicht viel Zeit gehabt hatte, nach dem Banner oder dem Geheimgang zu suchen.
Eigentlich wäre es die beste Zeit für die Suche gewesen, während Rory nicht da war. Doch sie war ihrem Ziel noch kein bisschen näher gerückt, und seit ihrer Ankunft waren nun mittlerweile fast drei Monate vergangen. Zeit, um feste Freundschaften zu schließen und Kontakte zu knüpfen, sodass die Vorstellung, die MacLeods zu hintergehen, unerträglich geworden war. Nicht nur das Leben der Menschen ihres Clans stand auf dem Spiel, sondern auch das der MacLeods. Ihr Problem hatte sich nicht geändert – es war nur noch ein neues hinzugekommen. Wenn
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