Mein ungezähmter Highlander
schwelte immer noch das Verlangen. Zwar hatte die Ehre diesmal gesiegt, doch der Ausdruck auf ihrem Gesicht, als sie in seinen Armen zum Höhepunkt gekommen war, würde ihn Tag für Tag bis zum Ende dieser elenden Ehe auf Probe verfolgen.
Er hielt sie auf, ehe sie die Tür erreichte. »Warum bist du wirklich hier, Isabel? Warum hast du dieser Ehe zugestimmt?«
Seine Frage schien sie zu überraschen. »Es war der Wunsch meines Vaters.«
»Aber was ist mit dir , was möchtest du?«
»Ich möchte, dass es meinem Clan gut geht; ich möchte die Liebe meiner Familie.«
»Das ist alles? Möchtest du denn keinen Mann, den du liebst? Keine Kinder, die dich brauchen?«
»Natürlich, aber du hast mir ja ganz deutlich gesagt, dass du derartige Ziele nicht im Sinn hast.« Ihre Blicke trafen sich und ließen einander nicht mehr los. »Warum hast du dieser Ehe zugestimmt?«
»Ich hatte keine andere Wahl, der König wollte es so«, antwortete er unwillkürlich. Er bemerkte das Flackern in ihren Augen. War es Schmerz?
»Indem du mich zu deiner Gemahlin auf Zeit nahmst, hast du deine Pflicht gegenüber dem König erfüllt, aber das muss doch nicht bedeuten, dass du keine Freude daran haben darfst.« Sie sprach mit sehr leiser Stimme. »Ich für meinen Teil habe sie.«
Einen Augenblick lang schwieg er und dachte an die intensiven Gefühle, die sie miteinander teilten. »Das ändert nichts an der ganzen Sache.« Ihm war nicht klar, dass er die Worte laut ausgesprochen hatte, bis er ihren Gesichtsausdruck bemerkte. Sie sah aus, als habe er sie geschlagen.
Kurz darauf lächelte sie bitter. »Da irrst du dich. Es ändert alles.«
14
I sabel erwachte wie jeden Tag der letzten Monate – in Rorys Armen. Sie stellte sich noch ein paar Minuten lang schlafend und genoss das Gefühl der Geborgenheit seiner festen Umarmung, die Wärme seiner starken, eng an ihren Rücken geschmiegten Brust, seinen würzig-männlichen Duft und den tiefen, beruhigenden Klang seines gleichmäßigen Atems. Geborgenheit. Wärme. Wohlgefühl. So hätte sie für immer liegen bleiben mögen.
Aber auch heute – wie jeden Tag – musste sie auf schmerzliche Weise erfahren, wie groß ihre Enttäuschung und der Verlust waren, wenn er in dem Moment aus dem Bett schlüpfte, in dem sie seine wachsende Erregung spürte, sich eilig anzog und ging. An manchen Tagen hatte sie den Eindruck, als ob Rory zögerte, doch sein Ehrgefühl war sehr stark, und so hörte sie schon bald, wie er entschlossen die Tür hinter sich zuzog.
Isabel ließ ihn nicht ein einziges Mal wissen, dass sie schon wach war. Als ob sie Gefahr liefe, die wachsende Intimität zu zerstören, wenn sie die stumme Verlockung ihrer Körper in Worte fasste. Die Verbindung, die sie in den wenigen Stunden schuf, wenn sie des Nachts unbewusst die Wärme seines Körpers und die Hitze seiner Haut suchte, und nichts anderes mehr zählte, als das Gefühl, wenn sie sich aneinanderschmiegten. Und in diesen endlos langen Tagen vor dem Weihnachtsfest wurde Isabel allmählich klar, wie viel es ihr bedeutete, seinen kraftvollen Körper an ihrer Seite zu haben.
Sie hatte Recht gehabt. Die Nacht in der Bibliothek hatte tatsächlich alles verändert.
Sein Geschenk an sie hatte ihr eine vollkommen neue Welt eröffnet. Eine Welt, die sie nicht mehr missen wollte. Sie musste unaufhörlich an das denken, was er getan hatte. Wie es sich angefühlt hatte, in seinen Armen zum Höhepunkt zu kommen, die Nähe, die Ekstase und die Magie dieses Augenblicks. Das Misstrauen, das er ihr entgegengebrachte, war zwar nicht ganz unberechtigt, aber das Einzige, was den herrlichen Moment ihrer Erlösung im Nachhinein trübte. Sie wünschte sich nichts sehnlicher, als ihm zu beweisen, dass er ihr trauen konnte. Doch wie sollte sie, wenn er es nicht konnte.
Dass die Wahrheit unausgesprochen blieb, war vorübergehend ganz angenehm, doch sie wusste, dass das nicht ewig so weitergehen konnte.
Sie zog sich eilig an, nahm das kleine Frühstück ein, das Deidre ihr auf einem Tablett gebracht hatte, und eilte nach unten in die Bibliothek, um sich ihren alltäglichen Aufgaben zu widmen.
In den Monaten seit Rorys Rückkehr hatte sich eine angenehme Routine bei Isabel eingestellt. Alex hatte sich in Anbetracht der Schwere seiner Verletzung erstaunlich gut erholt. Sie hatte sich mit Margaret bei seiner Pflege abgewechselt, bis er es eines Tages leid war, dass sie »ständig um ihn herum« waren, das Bett verließ und sie mit der Begründung
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