Mein ungezähmtes Herz
geändert.«
» Oh ja, Miss – inzwischen haben wir oft Damen hier. Nachdem die Gentlemen geheiratet hatten – eigentlich aber schon vorher, während ihrer verschiedenen Abenteuer – wurden wir gebeten, uns auch um ihre Gattinnen zu kümmern.«
Deliah konnte ihre Neugier nicht verbergen.
»Das scheint Ihnen nicht viel auszumachen.«
»Ich muss zugeben, dass ich anfänglich Vorbehalte hatte, aber heute freuen wir uns darauf, wenn die Familien mitkommen – das hält uns auf Trab.«
Deliah lächelte.
»Kann ich mir vorstellen.«
»Torrington und Crowhurst?«, erkundigte sich Del.
»Ja, Sir. Sie warten unten auf Sie, zusammen mit den überwältigten Missetätern.« Gasthorpe strahlte Deliah an und wies auf ein Zimmer rechts neben der Haustür.
»Wenn Sie es sich solange im Salon gemütlich machen möchten, Miss, gleich bringe ich den Tee.«
Deliah warf nur einen kurzen Blick in den Raum jenseits der offenen Tür, dann zog sie die Brauen hoch und sah Del an.
»Mir ist nicht nach Tee, aber ich würde sehr gern diese Männer sehen. Ich komme mit.«
Del hatte gehofft, dass es Gasthorpe gelingen würde, sie abzulenken, war jedoch nicht sonderlich überrascht, dass der Majordomus gescheitert war. Der Colonel unterdrückte ein resigniertes Seufzen und nickte.
»Also gut.« Schon vor langer Zeit hatte er gelernt, sich nicht auf unnütze Geplänkel einzulassen, sondern seine Kraft lieber für die wichtigen Kämpfe aufzusparen. Er schaute Gasthorpe an.
»Bitte zeigen Sie uns den Weg.«
Der Majordomus wirkte leicht verunsichert, nahm sich aber ein Beispiel an Del und führte die beiden Besucher widerspruchslos zu einer Treppe am hinteren Ende der Eingangshalle.
Del ließ Deliah den Vortritt und folgte ihr nach unten. Die Treppe endete in einer geräumigen Küche. Gasthorpe führte sie quer hindurch in einen schmalen Flur, von dem mehrere Lagerräume abzweigten. Vor einem davon blieb er stehen.
Mit der Hand auf dem Türgriff drehte er sich noch einmal um.
»Das ist eine von unseren Vorratskammern.«
Als Gasthorpe ihnen die Tür aufhielt, schob Del Deliah hinter sich, trat als Erster ein und hielt kurz inne, ehe er weiterging und es ihr ermöglichte, ihm in die Kammer zu folgen.
Mit einem Blick hatte Deliah alle, die sich in dem engen Raum drängten, erfasst. Tony und Gervase saßen mit dem Rücken zur Tür auf hochlehnigen Stühlen vor einem einfachen Holztisch. Auf der anderen Seite des Tisches fläzten sich drei grobschlächtige Kerle auf einer Bank. Die Hände vor dem Körper gefesselt hockten sie Schulter an Schulter nebeneinander.
Die drei sahen ziemlich ramponiert aus. Zwei hatten ein blaues Auge, der dritte eine hässliche Wunde am Kinn. Alle wirkten gespannt, unruhig und unsicher.
Als Del und Deliah eintraten, schauten Tony und Gervase sich um und machten Anstalten, höflich aufzustehen, doch die Lady bedeutete ihnen, Platz zu behalten und blieb mit ihrem Begleiter im Rücken hinter ihnen stehen.
Tony wandte sich wieder um und wies auf die drei Gefangenen hinter dem Tisch.
»Wir haben uns gerade ein wenig mit diesen Gentlemen unterhalten.« Trotz seines lässigen Tons war deutlich zu hören, dass er nicht mit sich spaßen ließ.
»Sie scheinen nicht sehr viel zu wissen, aber wir dachten, wir warten auf dich, Del, ehe wir in die Einzelheiten gehen.«
Deliah, die mit dem Rücken dicht an der Tür stand, betrachtete die drei Schläger und war froh, dass ihre drei Aufpasser
eine Art Schutzwall bildeten, denn obwohl die Gefangenen gefesselt und deutlich verstört waren, handelte es sich um bullige, brutale Kerle mit gierig glänzenden Augen – die samt und sonders auf sie gerichtet waren.
Trotzdem fühlte sie sich vollkommen sicher. Die drei Gentlemen waren diesen Schurken mehr als gewachsen und trotz ihrer eleganten Erscheinung wesentlich gefährlicher.
Und das wussten die drei Verbrecher.
Dass die Hackordnung allen klar war, zeigte sich auch, als Del sie nach ihrem Auftraggeber fragte und die drei Schurken bereitwillig Auskunft gaben.
»Da ist einer in unsere Kneipe gekommen – im East End – und hat nach Männern gefragt, die ein lästiges Weib in ihre Gewalt bringen könnten. Er würd uns gut bezahlen. Wir bräuchten die Frau bloß festzuhalten und heute Abend zu ihm zu bringen, dann würd er uns zehn Sovereigns geben.«
»Zehn Sovereigns?« Deliah war erbost.
»Das ist beleidigend!«
Del warf ihr einen warnenden Blick zu.
»Woher wusstet ihr, welche Dame ihr euch schnappen solltet?«,
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